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An Ottilie von Goethe

... und unser guter Eckermann, dem es auf der Reise recht wohl gegangen, erzählte mir mit Freuden, daß er dich von einem Spaziergang zurückkehrende heiter und von gutem Ansehn getroffen.

[216] Die merkwürdigen Auszüge aus Briefen und Denkblättern, die du mir zurückließest, habe ich gar wohl zu Sinn und Seele genommen; gelesen eigentlich nicht; das wollte erst nicht gehen. Da sie aber lange genug neben mir lagen und ich oft genug hineinsah, auch jedesmal das seltene Wesen bedachte, das sich auf eine wunderbare und auch wohl wunderliche Weise auf diesen Blättern hervorthut, so ward ich denn doch zuletzt angelockt, von vorn bis zu Ende den eignen Gang zu sehen, den eine solche Natur einschlagen mußte, um beständigen Schrittes durch so mancherlei Zeiten und Zufälligkeiten hindurch zu gehn. Du wirst, meine Gute, den freundlichsten Dank abzustatten wissen. Ich hatte schon früher einen gewissen Begriff von diesen Personen und Verhältnissen, der sich jetzt um so mehr aufklärte; eigentlich aber war mir alles im Zusammenhang neu und merkwürdig.

Die Kinder sind wohl und froh; Walther durch Stunden, Clavierübung und Hofbesuche beschäftigt und zerstreut: Wolf hält sich besonders zu mir und hat eine Schublade in meinem Schreibtisch sich zu Kleinigkeiten und anderen Spielsachen angemaßt, die er jeden Tag umlegt; aber stets mit Sorgfalt und in einer gewissen symmetrischen Ordnung, woran man sich zu erfreuen hat. Nun auch von dir wieder etwas Ausführliches erwartend

treu gesinnt und angehörig

G.

Weimar 13 Aug. 1824.
[217]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1824. An Ottilie von Goethe. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-80AF-C