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An Carl Friedrich Zelter

Da du deine Kunstgewandtheit dießmal uns zu Gunsten hast eilig walten lassen; so soll der Dank dagegen auch nicht zaudern, sondern sogleich entrichtet werden. Unsere Frauenzimmer haben sogleich gebührende [18] Anstalt getroffen, und sobald ein paar Dutzend Hindernisse werden beseitigt seyn, hoffe ich wieder einmal deine Stimme in so viel andern zu hören.

Was du bey diesem Stück zu erinnern hast, werden wir nicht finden, ob wir gleich auch wohl wissen daß ihr Tonherrn aus dem Stegreif zu arbeiten genöthigt und gewohnt seyd.

Ferner fragt sich, ob du guten Humor genug hast beykommende Noten anzusehen und mir ein Wort darüber zu sagen. Der Kreis, aus dem diese Lieder kommen, ist zwar beschränkt, aber heiter, von gutem Muth und Willen. Ich weiß recht wohl daß daraus kein Kunstwerk entsteht, also hängt es von dir ab, ob wir sollen fallen lassen und ablehnen.

Mein drittes Heft Kunst und Alterthum (denn so muß ich es nennen, da die Rhein- und Maynluft nach und nach darinnen verwehen wird) geht nun rasch vor sich, um es euch vor Ostern in die Hände zu bringen. O! ihr Athenienser, seyd ihr denn werth daß man sich um eurentwillen solche Bemühung giebt? Ein gutes Wort findet eine gute Statt, aber ein vernünftiges keine.

Übrigens habe ich mich nicht zu beklagen, ich finde mich bey einem gleichen Lebenswandel ganz wohl und thätig, und wanke und weiche nicht aus meiner Bahn, obgleich der Journalisten-Teufel, zwischen Weimar und Jena, nicht zu vieren (à quatre) sondern zu Dutzenden los ist.

[19] Daß der Platz ausgefüllt werde einige Excerpta und Notata.

Übrigens, to be or not to be, kommen oder nicht kommen, that is the question!

Man fragte Rossini, welche seiner Opern ihm selbst am besten gefalle? Er antwortete: Il Matrimonio secreto.

In der Oper Elena des alten Mayer von Bergamo soll im zweyten Act ein Sextett vorkommen von der größten Wirkung. Eine böhmische Volks-Melodie, eine Art Notturno, soll zum Grunde liegen. Wäre es wohl möglich zur Partitur dieses Sextetts zu gelangen?

Seit mehreren Jahren liegt in Jena unter mehreren Papieren dein Fasch, dießmal fand ich ihn und las ihn, auf einen Sitz, mit großer Erbauung. Wie versetzt uns das in eine andere Welt! Und wie nimmt sich ein altes Welt-Geschichts-Inventarien-Stück von einem König so gar wunderlich aus. Ich sage alt, und er ist noch nicht vierzig Jahre todt, doch ist sein Thun und Lassen schon veraltet, doch mag das wohl an der Eile der neusten Zeit liegen. Nun lebe wohl! Und melde bald etwas Freundliches.

Und so fort an und für ewig

Jena den 20. Januar 1818.

G. [20]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1818. An Carl Friedrich Zelter. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8122-F