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An Eugen Napoleon Neureuther

Ihre Blätter, mein Werthester, haben soviel Gutes daß ich nicht anfangen will, davon zu reden, weil ich sonst nicht endigen würde. Sie haben dem lyrisch-epischen Charakter der Ballade eine glücklich-bildlichen Ausdruck zu finden gewußt, der wie eine Art von Melodie jedes einzelne Gedicht auf die wundersamste Weise begleitet und durch eine ideelle Wirklichkeit der Einbildungskraft neue Richtungen eröffnet.

Nur soviel sag ich: vervielfältigen Sie eben so geistreich und zart Ihre Zeichnungen im Steindruck und geben mir dadurch Gelegenheit, meinen Commentar beyfällig zu erweitern.

Mehr aber noch bitt ich: fahren Sie in diesen unerschöpflichen Mannichfaltigkeiten fort mit dem Dichter zu wetteifern, seine Absichten zu begünstigen und ihn durch eine so treue Theilnahme zu erfreuen und zu belohnen.

Ihre Zeichnungen kommen zurück, sobald ich sie dem vollständigen weimarischen Kunstreise, an welchem [319] gegenwärtig noch einige Liebhaber fehlen, werde vorgelegt. Die beiden lithographirten Blätter behalte zurück, um zunächst über Ihr Talent und Vorhaben mich mit Durchreisenden und Einheimischen zu besprechen.

Alle Förderniß Ihren schönen Bemühungen wünschend.

Weimar den 23. September 1828.

Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1828. An Eugen Napoleon Neureuther. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-81DA-4