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An Christian Gottlob Voigt

Weimar den 12. May 1815.

Da ich vor meiner Abreise nach Wiesbaden zu erfahren und in die Acten zu bringen wünschte, wie weit das parallaktische Rohr gediehen; so wurde der Hofmechanikus Körner veranlaßt, hierüber nähere Auskunft zu geben.

Seitdem er mit den Objektiv-Gläsern zu des Herrn von Münchow Zufriedenheit fertig geworden und also den obern Theil des genannten Rohres zu Stande gebracht, hat er sich mit dem untern Theile fleißig beschäftigt und an den vielfachen Okularen immerfort gearbeitet, welche er denn auch sämmtlich vorlegte. An denen man denn freylich eine sehr große Mühe und Accuratesse bewundern mußte. Es bestehen aber solche, in der Kunstsprache: astronomische Köpfe genannt, in folgenden:

1. Der Bradleysche Retikel, nebst astronomischem Kopf.

2. Der Kreismikrometer, mit dergl.

[187] 3. Der Kopf zu dem Schraubenmikrometer.

4. Der Kopf zu Zenithal-Beobachtungen.

5. Fünf Stück diverse astronomische Köpfe zu verschiedenen Vergrößerungen nebst zugehörigem Sonnenglas.

Diese sämmtlichen Stücke wurden vorgezeigt, und so wohl die metallnen Köpfe selbst, als die darin befindlichen Gläser, auch die Zusammensetzung beyder der Vollendung nah gefunden.

Auf die Frage, was denn noch gegenwärtig an dem Instrumente fehle, gab der Künstler die Auskunft:

a) Ein Schraubenmikrometer.
b) Zwey Wasserwagen;

weshalb er aber selbst auf die Glashütte gehen müsse, um die Röhren in seiner Gegenwart blasen zu lassen.

c) Das Rohr, wozu zwar das Kupferblech bestellt sey, allein man habe doch noch einen Versuch gemacht, Messingblech vom Harz zu erhalten.

d) Das Holzgestell, welches vom Tischer, nach der Vollendung der metallnen Theile des Instruments, unter der Zeit da sie zusammen gesetzt würden, gar leicht gefertigt werden könnte. Er wollte sich zwar nicht anheischig machen bis Johannis das Instrument nach Jena zu liefern, allein versprach doch bis dahin weit vorgerückt zu seyn.

Hiebey fehlt es nicht an Klagen über den leidigen Krieg, der ihm die aus Fremde verschriebenen [188] Arbeiter geraubt habe, auch klagt er über die Einquartirung nicht allein als lästig und zerstreuend, sondern auch ihm darinne schädlich, weil seine Instrumente für wandernde Krieger besonders angreifische Waare seyen, und ihm so wie bey vorigen Durchzügen, also auch bey den gegenwärtigen schon manches zu fehlen anfange. Wogegen denn freylich nur leidiger Trost erwiedert werden konnte.

So viel habe ich zu abermaliger Beurtheilung des Geschäftsganges bey diesem so wichtigen Inventarienstück der Sternwarte aufzeichnen wollen, wie ich denn nicht verfehlen werde, Herrn Professor von Münchow die weitere Aufsicht über diese Angelegenheit bestens zu empfehlen, wie auch den Hofjunker und Cammer-Assessor von Goethe zu mannigmaligem Besuch der Körnerischen Werkstatt aufzufordern.

Weimar den 12. May 1815.

G. [189]

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1815. An Christian Gottlob Voigt. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-82E5-2