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An Carl Ludwig von Knebel

Dein Carl, mein werther Freund, nachdem er sich die einigen Tage recht gut benommen, ist gestern früh, um zehn Uhr, an der Seite seines Freundes und Waffenbruders, vor unserem Hause vorbey, ausmarschirt; der Weg ging über Berka, weil die Truppen das französische Unwesen, welches die auf dem Petersberg eingeschlossene Garnison noch immer forttreibt, vermeiden und über Arnstadt gehen sollten.

Hierbey das italienische Gedicht! Dem geübten Talent des Herrn Gries wird eine Übersetzung so leicht werden, als sie ihn unterhalten wird. Von einer ganzen Sammlung ähnlicher Gedichte ist dieß das einzige productible, die übrigen sind ein bißchen gar zu lustig.

Dein schlecht verdautes Abendessen beklage ich. Es ist freylich schwer sich in Geduld zu fassen; man muß aber denken, daß es nur eines Betteljuden bedarf, um einen Gott am Kreuze zu verhöhnen.

Mir ist in diesen paar Tagen wieder manches Angenehme zugekommen; manches und vielleicht gerade das Beste ließe sich freylich nur gegenwärtig und gelegentlich mittheilen. So viel für dießmal. Endlich verdient die Kälte doch, daß man von ihren Graden spreche; unsere Beobachter wollen heute 17 bis 18 gehabt haben. Das beste Lebewohl.

Weimar den 12. Jan. 1814.

G. [99]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1814. An Carl Ludwig von Knebel. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-83F1-2