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An Friedrich Wilhelm Heinrich von Trebra

[Concept.]

[13. März 1814.]

Zu den beykommenden Mineralien möchte ich sagen: könnte ich euch wo nicht in Brot, doch in bedruckte [194] Blätter verwandeln! Sie wären früher gekommen, wenn ich nicht geglaubt hätte meinen dritten band mitsenden zu können. Da aber nichts unglücklicher ist als wiederholt zu klagen und zu entschuldigen; so sende ich die Steine nun ohne weiteres und versichere, daß der letzte Zinntransport mir sehr viel Vergnügen gemacht hat. Ist einmal eine Sammlung nach entschiedenem Zwecke gerichtet, so ist jeder Beytrag von Werth. Habe die Gefälligkeit meiner auch in der Folge zu gedenken.

Der Gneis in dem Porphyr ist eine merkwürdige Erscheinung. Ich besitze gleichfalls Massen von Klingstein, in welche Gneis eingeschlossen ist. Dieses Phänomen kam, an einer einzigen Stelle, am Fuße des Biliner Felsens vor.

Nun von meiner ärmlichen Sendung. Du findest die isolirten Schwefelkiese aus der Dammerde in Champagne, und die festen Kugeln aus den zerreiblichen Sandsteinen bey Jena, eröffne mir deine Gedanken darüber und sage mir was dir ähnliches bekannt ist.

Wir leben hier am Ort in genugsamer Ruhe und leidlichem Behagen, doch dürfen wir nicht weit umhersehen, so finden wir überall Trümmer und Noth. Wie es dir und deinem unterirdischen Gehülfen ergeht möchte ich wohl erfahren. Von Dresden her ertönen bittre Klagen. Sind bey euch im Gebirge die ersten Bedürfnisse wenigstens für die Menge zu [195] finden? Der Schnee liegt wohl auch, wie bey uns, verhältnißmäßig höher als andere Jahre.

Ich erhalte mich durch so mancherley Interesse über den Windweben, laß mich bald vernehmen daß du ein Gleiches thust und gieb mir Nachricht von deiner bestehenden und werdenden Familie und laß mich mit den Meinigen bestens empfohlen seyn.

Weimar den 9. März 1814.

Den noch übrigen Raum des Blattes will ich nicht ungenutzt lassen, vielmehr referiren und erzählen, daß die beyden Großfürsten von Rußland diese Tage bey uns gewesen, wohlgebildete, durch ein freundliches Ansehen gar einen guten Eindruck hinterlassende junge Herren. Für die Schwester war dieses ein großes Fest. Gestern Abend nach der Comödie sind sie wieder abgereist.

Nun kann ich auch dieser kleinen mineralischen Sendung einige gedruckte Heftchen hinzufügen. Es ist zwar etwas Altes, das sich aber in diesen tagen selbst erneut, und aus der Asche lebendig wieder hervortritt. Laß es bey dir und den Deinigen zu guter Stunde freundlich walten.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1814. An Friedrich Wilhelm Heinrich von Trebra. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-84D6-7