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An Christiane Vulpius

Das Packet durch Herrn Legationsrath Bertuch habe ich wohl erhalten so wie du meinen Brief den ich gestern durch Gelegenheit abschickte wirst empfangen haben.

Da August nicht mit deinem Bruder kommen kann, so soll es um desto mehr dabey bleiben, daß du mich abholst. Du schreibst mir nur wann du hier ankommen willst, denn der Kutscher kann das auf eine Stunde sagen.

Es wird dir und dem Kind viel Freude machen Leipzig in dieser schönen Jahrszeit zu sehen, die Spaziergänge um die Stadt sind so schön als man sie nur wünschen kann.

Das sogenannte Panorama, worinn man die ganze Stadt London, als stünde man auf einem Thurm, übersieht, ist recht merkwürdig und wird euch in Verwunderung setzen.

An der Comödie ist nicht viel, du sollst sie aber auch sehen nur um der Vergleichung willen. Sonst giebt es noch mancherley und besonders die vielerley Waaren werden euch großen Spaß machen. Und ganz ohne Kaufen wird es nicht abgehen, das sehe ich schon im voraus. Du kannst deine Fahrt auf die Naumburger Messe vielleicht dadurch ersparen.

[65] Ich überlasse dir, ob du unsern Wagen nehmen willst, oder den Wagen des Kutschers von dem du die Pferde nimmst. Doch wäre es gut wenn die Equipage ein bischen artig aussähe, denn man fährt doch spazieren und da mag man gern ein bischen geputzt erscheinen.

Bringe nichts als weiße Kleider mit, man sieht fast nichts anders. Ein Hütchen kannst du gleich hier kaufen.

Nimm einen mittlern Coffer, damit meine Sachen auch hineingehen.

Übrigens thue noch sonst was du glaubst das gut und nützlich ist.

Vielleicht wäre es am artigsten, wenn du Sonnabends hierher kämest, weil ein Meßsonntag gar lustig ist und alles spazieren reitet und fährt und geputzt ist. Wir machten alsdenn in ein Paar Tagen unsere kleinen Geschäfte, führen Dienstag Nachmittag weg und wären Mittwochs in Weimar. Genug du richtest dich mit der Hin- und Herreise auf 6 Tage ein, das übrige wird sich finden.

Du schreibst mir hierüber mit der Post, die Donnerstags von Weimar abgeht.

Du fährst auf alle Fälle am Hotel de Baviere an und wie du unterkommst will ich indeß schon Sorge tragen.

Lebe recht wohl, grüße Herrn Prof. Meyer und Büry recht schön. Es freut mich wenn dem letzten [66] das grüne Tuch gefallen hat. Küsse das gute Kind und sage ihm nicht eher daß er nach Leipzig soll als bis es fortgeht.

Leipzig am 5. May 1800.

G.


Ich gebe diesen Brief dem Landkommissair Schäfer mit welcher ihn dir durch einen Boten schicken wird.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1800. An Christiane Vulpius. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-84D8-3