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An Christiane von Goethe

Herr Reg. Rath Voigt machte mir Hoffnung daß er Sonnabends früh dir mein Schwänchen zustellen wollte. Indessen finde ich Gelegenheit dir wieder ein Wort zu sagen, die ich nicht vorbey lassen will. Es behagt mir hier immer besser, ich bin nun eingewohnt, [365] habe aufgehört zu trincken und fange an zu baden. Gegenwärtigen wird den ganzen Tag gezeichnet und illuminirt und Riemer thut ein Gleiches, wodurch wir uns denn ganz gut unterhalten, und noch eine Weile so fort zu leben wünschen. Was meine körperlichen Zustände betrift, so seh ich wohl geht es auf eine sehr vorsichtige Diät hinaus und daß man wachsam sey, ein Übel das man nicht heben kann zu dämpfen und Ausbrüche zu verhüten. Zu keiner größeren Reise habe ich Muth und will, so gut es gehen Mag hier des Lebens genießen.

Dabey bleibt mein Hauptspaß allerley für dich auszudencken. Denn ich muß dir nur verrathen daß ich dir noch eine Kopfkette machen künstlichen Steinen, die so schön sind als die natürlichen nicht seyn können und welche dir gewiß viel Freude machen wird. Ich habe das Werck auf allerley Weise ausstudirt und zusammengeschafft, so daß es recht vergnüglich werden muß. Das Glaswesen kommt auch nach und nach herbey.

Ich möchte dir noch von einem trefflichen Manne sagen, den ich habe kennen lernen, und dessen Umgang das Beste ist was ich hier genieße. Er wird nach Weimar kommen; doch wahrscheinlich nicht eher als biß ich dort bin. Unser Herzog ist noch hier wohl und vergnügt. Mehr sage ich heute nicht. Lebe wohl mein gutes Kind und grüße Augusten schönstens.

CarlsBad d. 3. Jul. 1807.

G. [366]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1807. An Christiane von Goethe. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-86C4-E