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An Friedrich Wilhelm Riemer

Ihre treuliche Auszüge und Nachrichten, mein lieber Riemer, sind zu rechter Zeit glücklich angekommen. Ihre Bemühungen erkenne ich dankbar.

Was die edlen Berliner betrifft, so ist mein Vorsatz ganz stillzuschweigen und zu erwarten was sie vornehmen. Schreibt man von dorther wieder an Sie, so antworten Sie ich habe eine Rheinreise gemacht und weiter nichts von mir hören lassen; die Sache ist so verwickelt und das Volk so schlecht, daß nichts daran zu schlichten und zu curiren ist. Weiter mögt ich kaum etwas sagen. Da es mir sehr wohl geht und ich mich von der Badecur, der Gegend und den Menschen sehr zu loben habe.

Freylich merkt man schon gar sehr daß die Jahrszeit sinckt. Die Gedichte an Hafis sind auf 30 angewachsen [27] und machen ein kleines Ganze, das sich wohl ausdehnen kann, wenn der Humor wieder rege wird. Das Fest des Heil. Rochus habe schematisirt. Es kann recht artig werden. Freylich fehlt mir gar sehr jemand dem ich auf die Stelle dictiren könnte, da wäre das alles schon fertig. Mit Wehmut gedenke ich der Zeit in welcher Sie mir Feder und Rath leihen wollten.

Wegen Liebich weiß ich nichts zu sagen. Villeicht hört man was Maria Weber in Berlin ausgerichtet hat. Durch jene böse Verzögerung wird nun wahrscheinlich auch ein fernerer Gebrauch vereitelt. Übrigens kommt mir mein Dedain du succes hier abermals wohl zu statten.

Im Ganzen freue ich mich sehr Sie in Ihrer Lage eingerichtet zu finden: Denn je mehr man in der Welt herum kommt desto besser findet man daß es überall nicht recht just ist und dass die Menschen durchaus Ihren Zuständen nicht gewachsen sind, woraus denn ewige Disproportionen entspringen die sich wohl augenblicklich resolviren lassen, deren Wiederkehr aber desto unaufhaltsamer eintritt.

Wiesb. d. 29. Aug. 1814.

Hierbey eine Ankündigung als Musterblatt für einen Schriftstecher.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1814. An Friedrich Wilhelm Riemer. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-86E7-F