4/883.

An den Herzog Carl August,die Herzoginnen Amalie und Louise,
Prinz Constantin,
Carl Ludwig von Knebel,
Christoph Martin Wieland und
Karl Theodor von Dalberg

An Herrn Hauptmann von Knebel

zu geneigter weitern Beförderung.

G.

Weimar, den 19. Januar 1780.
Den 4. Mai 1778 schrieb der Herr Statthalter v. Dalberg ein Billet in folgendem:

»Müller, der Maler, geht nach Italien. Wünscht Unterstützung, braucht sie. Verspricht dagegen Zeichnungen, Nachrichten von seiner Reise, warmes Dankgefühl. Also bis zu seiner Rückkunft eine jährliche Pension: Ich wage es eine Subscription zu eröffnen.«


Es unterzeichneten sich:


Durchl. Herzogfür20Louisd'ors.
Durchl. Herzogin Mutter " 10Louisd'ors.
[164]
Durchl. Reg. Herzogin " 10Louisd'ors.
Durchl. Prinz Constantin " 10Ducaten.
Goethe " 5Ducaten.
von Knebel " 2Louisd'ors.
Wieland " 5Ducaten.
von Dalberg " 10Ducaten.

Müller, der im August nach Italien gieng, erhielt durch mich den größten Theil der Pension fürs erste Jahr im September, mit dem Versprechen, daß jährlich fortgefahren werden sollte, und er also seine Einrichtung darnach machen könne.

Er erwartete also vergangenen September die versprochene Summe zum zweiten Mal; da aber in meiner Abwesenheit Niemand war, der das Geld einsammelte und besorgt hätte, so gerieth Müller dadurch in große Verlegenheit.

Er schrieb einen Brief von Rom den 16. vergangenen Oktobers, den ich bei meiner Rückkunft antraf.

Er klagt, daß man zu Manheim übel mit ihm umgehe und wie er seine einzige Hofnung auf die Beihülfe von Weimar setze.

Ich zeichne einige Stellen des Briefes aus:


»Ich habe ein Stück für Sie fertig; was es ist, will ich Ihnen jetzo gleich sagen, hernach können wir weiter fortreden. Dieß Stück ist aus der Epistel Judä genommen, stellt den Streit des Erzengels Michaelis mit Satan über den Leichnam Mosis vor, ein Subjekt das [165] Raphael oder ein Michel Angelo hätte malen sollen. – Kurz ich habs gemacht, und wie ich's gemacht, werden Sie bald sehen, wenn ichs künftiges Frühjahr durch meinen Freund Mechau nach Weimar werde überbringen lassen. – Wers einmal gesehen, kommt immer und siehts wieder, und ob ich gleich nur ein Jahr hier bin, hat mirs doch so viel zuwege bracht, daß mein Wort immer unter denen, die zwölf und funfzehn Jahr schon hier studiren, gilt.

Wie wollen Sie's denn künftig mit meiner Pension einrichten, daß ich sie hier zu gewissen Zeiten ziehen und darnach meine Maßregel in Ansehung der Ausgaben zu meinem Studio nehmen kann. – Seyn Sie versichert, ich werde Ihnen als ein ehrlicher Mann immer so viel Arbeit dagegen liefern, daß Sie gewiß nicht zu kurz dabey kommen sollen. Das erste Jahr konnt ich nicht sogleich wie ich wolte, bis mann Rom kennen lernt, alle Gallerien, Willen, Monumenten . bis man sich zum Arbeiten eingericht, eine Werckstelle gefunden (wie ich denn bis dato noch keine eigene habe und immer noch zu Gast arbeiten muß, das im Grunde sehr verdrüßlich ist,) alles das nimmt Zeit hinweg und dann wird auch die erste Arbeit nicht gleich so, daß mann sie einem brafen Mann zuschicken mag. Auf künftiges Frühjahr hoff ich werden Sie mit mir zufrieden seyn. Denken Sie also darauf, mein lieber Goethe, wie Sie's mit meiner Pension einrichten wollen. Der Winter bricht jetzt heran, da verdoppeln sich viele Ausgaben, ich muß mir eine eigene Werckstätte anschaffen, sollt ich mirs auch am Maul abspahren. Wir Deutsche müssen unsere eigene Akademie hier unterhalten . Glauben Sie, daß zu dem Gemälde, das ich Ihnen überschicken werde, die [166] Studien allein an Modellen, Gipfe, Malereien, die ich copirte, und für die Erlaubniß bezahlen müssen, sich über dreißig Zechinen belaufen – das ist, so wahr Gott lebt, die Wahrheit.«


Unter diesen Umständen habe ich sogleich bei meiner Rückkunft die ganze Summe, die 304 Thlr. 12 Gr. nach hiesigem Gelde ausmacht, an ihn nach Rom übermacht und erbitte mir von seinen toten Gönnern gnädigen und gefälligen Ersatz.

Ich bin überzeugt, daß er der wohlthätigen Gesellschaft in der Folge sowohl Ehre als Vergnügen ma chen wird.

Wegen einer Einrichtung für die Zukunft will ich mich mit ihm abreden und seine Antwort vorzulegen nicht verfehlen.

G.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1780. An den Herzog Carl August,die Herzoginnen Amalie und Louise,. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-886E-2