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An die Herzogin Amalia

Indeß Ew. Durchl. im Paradiese Europens ein seliges Leben führen, machen wir uns in Norden auch mancherley irdische Veränderungen.

Wir haben die Musen in Jena, Martem im Ascherleben, Merkurium in Leipzig und so weiter noch einen Theil der Mythologie durchverehrt und durchbesucht und befinden uns wieder in Weimar um Öfen setzen zu laßen.

[155] Ich zweifle nicht daß Ew. Durchl. nach dero glücklichen Rückkunft auch solchen prächtigen Schauspielen beyzuwohnen geruhen werden, welche auf Stoppelfeldern, mit berittnen und gewafneten Ackteurs vorgestellt werden und wo man den Brocken im Hintergrunde sieht.

Tasso Druck ist verspätet worden, sonst wäre das Stück schon bey Ew. Durchl. ich hoffe noch vor Neujahr damit aufzuwarten. Wo er auch sich Ihnen präsentiren mag, so wünschte ich daß es zur guten Stunde geschehe. Haben doch Durchl. ja bey Ihrem längern Aufenthalt in Neapel die Gnade, die Wercke welche uns mit der Natur, der Kunst, den Alterthümern der beyden Sicilien bekannter machen können, anzuschaffen und dereinst Ihre Bibliotheck damit, zu unserm Troste, zu bereichern.

Ein junger Steinschneider Facius, bildet sich gegenwärtig bey uns, von dem ich dereinst viel hoffe. Er hat Unterstützung gefunden und ich will ihm gerne nach und nach das beste von allem was ich weiß mittheilen.

Leben Ew. Durchl. wohl in dem Genuß der Erndte, von der wir nur Nachlese halten, gedencken Sie unsrer, die wir Sie verehren und lieben.

Herder ist thätig in seiner neuen Stelle und ich hoffe es soll sich zu seiner Zufriedenheit manches fügen. Wieland ist vom besten Humor.

[156] Nochmals wünsche ich Ew. Durchl. die beste Zufriedenheit.

W. d. 18. O. 89.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1789. An die Herzogin Amalia. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8963-0