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An Friedrich Theodor von Müller

Ew. Hochwohlgeb.

haben mich, in Franckfurt, durch die Nachricht des glücklichen und fröhligen Einzuges unsers gnädigsten Herren, auf das angenehmste empfangen, und ich eile sogleich meinen gefühltesten Danck dafür abzustatten. Diese äusserlichen Zeichen, die so lebhaft darstellen dass alles an seinem Fürsten hängt, ihn verehrt und liebt, und sich in allen Fällen um ihn zu versammeln bereit ist, sind jetzt um so schätzenswerther, da man nicht überall das Glück hat die neu erworbene Freyheit besonnen und ruhig zu gründen.

Auf gleiche Weise ergötzt, erheitert mich Ihre beharrliche Thätigkeit das verabredete und beschlossne püncktlich ins Werk zu setzen. Und so mag denn auch dieser Fall ein Bild und Gleichniss abgeben von dem, was durch ein treues Zusammenwirken, erreicht werden kann.

Das Wiesbader Wasser hat mir cörperlich sehr wohlgethan, mehrere Excursionen ins Rheingau haben mich sehr erheitert, gegenwärtig lärmt die lebhafteste Meße um mich her, der Zudrang der Käufer ist sehr gros. Niemand der nicht Geschäfte machen könnte; kaufen und wiederverkaufen macht viel gewinnen. Das Wetter ist gut, doch keine Hoffnung zu einer günstigen Weinlese. Schon habe mich ziemlich umgesehen [36] und mehr alte Bekannte gefunden als ich glaubte. Nächste Woche dencke nach Darmstadt und Heidelberg zu gehen, dann aber meiner Sehnsucht nach Hause nicht länger zu widerstehen. Empfehlen Sie mich höchsten Ortes, Herrn Geh. Rath von Voigt und wohlwollenden Gönnern und Freunden. Ich verspare alles auf mündlichen Vortrag, da meine Reisecanzley diesmal nicht sonderlich bestellt ist. Tausend Danck für Ihre gütige Zuschrift. Mit Hochachtung und Neigung

Francfurt d. 15. Sept. 1814.

Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1814. An Friedrich Theodor von Müller. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-89B0-2