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An Christian Gottlob Voigt

Breslau d. 12. Sept. 90.

Für das gütige Andencken und die mir gegebenen Nachrichten dancke ich schönstens, ich sollte von hier aus auch mit einigen Neuigkeiten aufwarten; alles steht so still, daß wir uns haben eine Bewegung machen müssen um nicht einzuschlafen. Durchl. der Herzog haben eine Tour nach Tarnowitz, Cracau, Censtochowa, Wielitzka gemacht wohin ich sie begleitet habe. Graf Reden war auch von der Gesellschaft und wir haben sehr angenehme und nützliche Tage verlebt, wenn gleich die meisten Gegenstände unterwegs wenig Reitz und Interesse haben.

In Tarnowitz habe ich mich über Ilmenau getröstet; sie haben, zwar nicht aus so großer Tiefe, eine weit größere Wassermasse zu heben und hoffen doch. Zwey Feuermaschinen arbeiten und es wird noch eine angelegt, dabey noch ein Pferde Göpel der aus vier Schächten Wasser hebt. Mehreres erzähl ich bey meiner Rückkunft. Interessant genug ist der schlesische Bergbau.

Haben Sie etwa beym Einwechseln der Louisd. bemercken können daß sie um etwas gefallen sind? in Schlesien wenigstens will man es fühlen und schreibt dieses Fallen der großen Masse Goldes zu welche der Krieg aus dem Schatze erlöst hat.

[225] Nun wünscht ich aber auch daß wir aus Breslau erlöst würden, denn es ist bey manchem Guten hier doch immer ein traurig Leben. Das ganze Militar das hier nicht zu Hause ist, sehnt sich, da es doch nicht vorwärts geht, nach seinen Hütten.

Ich habe hier viele interessante Männer kennen lernen, nur ist leider die Zerstreuung so groß daß wenig Folge in den Unterhaltungen seyn kann.

Leben Sie recht wohl.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1790. An Christian Gottlob Voigt. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-89BC-A