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An Georg Heinrich Ludwig Nicolovius

Sie vernehmen gewiß, hochverehrter Freund, mit Vergnügen, wenn ich, zu Ende meiner Carlsbader Cur, heiter und froh vermelde, daß ich derselben in allem Guten gedenken kann. Ich habe seit meiner Abreise von Hause fünf sehr glückliche, unterhaltende, belehrende Wochen verlebt. Nun ergiebt sich aber eine ganz natürliche Folge, daß, nach einem so wohl durchbrachten Frühjahr, mir auch ein Sommer wünschenswerth sey, der sich daran mit gleicher Wohlthätigkeit anschließe, und da finde ich für Gemüth und Sinn keine Aussicht, die mir mehr schmeicheln könnte, als Sie, mein Theuerster, mit Ihren lieben, auch uns Angehörigen in den schönsten Jahrestagen in Weimar zu besitzen.

Es scheint wirklich Zeit zu werden, daß der zwischen uns so lange, wunderbar genug, niederhängende Schleier endlich falle und eine herzlich anerkennende Gegenwart uns für die Zukunft traulich vereinige. Durch meine Kinder ist ein guter Grund gelegt, lassen Sie uns auf demselben fortbauen! Ja, ich sehe es schon als Symptom der Gesundheit an, daß ich wage, Sie in der zweiten Hälfte Juny einzuladen, mit einem gewissen sichern Gefühl, daß ich Sie auch mit beiderseitigem Behagen werde empfangen können.

Lassen Sie diese Vorahndung sich glücklich erfüllen, [42] denn leider hat, im Gegentheil, ein Mißtrauen auf meine nächsten Gesundheitszustände mich gar oft von guten und erfreulichen Vorsätzen abgehalten. Lassen Sie mich bald in Weimar eine geneigte Zusage vernehmen.

Carlsbad den 24. May 1820.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1820. An Georg Heinrich Ludwig Nicolovius. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8AD6-8