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An Johann Gottfried und Caroline Herder

Grebischen vor Breslau, d. 10. August 90.

Nach geschloßnem Frieden macht nun die ganze Armee sachte Rückbewegungen. Die Brigade des Herzogs liegt auf Dörfern ohnweit Breslau. Heute war ich in der Stadt und habe nur den Minister Hoym einen Augenblick gesprochen.

Seit Anfange des Monats bin ich nun in diesem zehnfach interessanten Lande, habe schon manchen Theil des Gebirgs und der Ebne durchstrichen, und finde, daß es ein sonderbar schönes, sinnliches und begreifliches Ganze macht. Manche Unannehmlichkeiten und Plage wird durch neue Begriffe und Ansichten vergütet. Ich werde viel zu erzählen haben, wenn es mir im Winter wieder erzählerisch wird. Schreiben kann ich nicht, daß wißt Ihr.

Also nur, daß der Herzog wohl ist, starck und dick, auch der besten Laune. Aller Wahrscheinlichkeit [218] nach bricht die Armee vor Ende des Monats aus Schlesien auf. ich mache eine Reise durch die Grafschaft Glatz und kehre nach Dresden, dann über Freiberg zu Euch zurück.


Breslau, den 12.

Der König kam gestern früh an. Es war gleich große Cour, wo sich sehr verschiedne Gestalten neben einander zeigten. Der Herzog hat ein Absteigquartier in Breslau genommen; ich werde wohl ganz hier bleiben, sehen und hören, was ich kann. Man weiß noch nicht, wie und wann sich der Feldzug endigen wird. Man sagt, es komme noch auf die Erklärung der Russen an.

Lebet wohl und liebt mich. Sehr gerne kehr' ich zurück. Schreibt mir nicht; denn eh' dieses zu Euch kommt, bin ich schon von Breslau wahrscheinlich weg. Grüßt Augusten und die andern Kinder. Empfehlt mich den Herzoginnen und allen Freunden.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1790. An Johann Gottfried und Caroline Herder. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8C4A-E