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An Carl Friedrich Zelter

Hier kommen also die Wanderjahre angezogen; ich hoffe, sie sollen bey näherer Betrachtung gewinnen; denn ich kann mich rühmen, daß keine Zeile drinnen steht, die nicht gefühlt oder gedacht wäre. Der echte Leser wird das alles schon wieder heraus fühlen und denken.

Bey der gränzenlos reichen Bewegung des Elements, worin du schwebst, könntest du immer von Zeit zu Zeit ein Blatt vor die Hand nehmen und mir, wie einem Becher, einen Trunk Berliner Lebenslust darreichen.

Von Professor Hegel, der, meiner Farbenkehre günstig, mir darüber geistreiche Worte meldet, habe so eben einen Schüler, Doctor Henning, gesprochen, welcher gleichfalls für diese Lehre entzündet, manches Gute wirken wird; es wäre wunderlich genug, wenn ich auch noch in dieser Provinz triumphirte.

Ernst Carl Schubarth, der über meine Arbeiten geschrieben, ist gegenwärtig in Berlin; meldet er sich,[146] so begegne ihm freundlichst. Es kommt ein Büchlein von ihm heraus; Ideen über Homer und sein Zeitalter; begegnet es dir, so greife darnach. Es ist vermittelnd, einend, versöhnend, und heilet die Wunden, die uns von dem Raubgethier geschlagen worden.

Noch bin ich in Jena, wo ich abermals ein paar Hefte drucken lasse. Ich habe so vielerlei vorräthig, daß ich mehrere Monate brauche, wenn ich nur alles redigiren will, und das thut man denn nicht eher, bis der Setzer mahnt.

Apoll und den Musen bestens befohlen.

treulichst

Jena den 19. October 1821.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1821. An Carl Friedrich Zelter. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8CD7-0