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An August von Goethe

Mein lieber Sohn.

1. Zuvörderst kann mit vielem Vergnügen versichern, daß der Entschluß Serenissimi, gestern auf [204] gut Glück hieher zu kommen, höchst erwünscht gewesen. Wir hatten bedeutende Instrumente in den Garten der Prinzessinnen gebracht, als wir durch höchste Ankunft überrascht wurden. Da war nun der Mond so artig, während der Mittagstafel einzutreten und bey völlig klarem Himmel der vollkommene Ring zum Nachtisch zu erscheinen.

Man fuhr Abends auf die Sternwarte, wo der Austritt auch ganz unbewölkt beobachtet wurde. Die Prinzessinnen hatten indessen mit Beystand eines zurückgelassenen Gehülfen die ganze Folge vollkommen gesehen, worüber denn wie über die Gegenwart des geliebten Großvaters der Abend mit eigentlichem Jubel gefeyert ward.

2. In Erwiderung guter Bissen sende eine Melone, woran sich die liebe Ottilie erquicken möge. Das Leidlichste zu erfahren von ihren Zuständen wünschte gar sehr.

3. Möchte sich doch Adele entschließen über Ol fried und Lisena aus dem Stegreif etwas zu sagen. Die Mädchen sind ja sonst mit ihrer Meinung bey der Hand, warum nicht auch dießmal? Überhaupt sollte sie sich mit mir in ein Correspondenz-Verhältniß setzen, es sollte ihr und euer aller Schade nicht seyn.

4. Daß du nicht herüberkommst, begreife ich wohl, vielleicht hast du einmal einen raschen Entschluß, denn es ist bey dem kürzesten Wiedersehen immer viel gewonnen.

[205] 5. Mehrere bis zu Serenissimi Ankunft ruhende Geschäfte thue ich in diesen Tagen ab. Das Druckwesen neigt sich auch seinem Ende, und so könnte ich vielleicht, wenn der September sich so fort anläßt, noch einige freyen Tage im Saal-Thale genießen.

So viel für dießmal. Die gewöhnlichen Sendungen werdet ihr morgen abgehen lassen.

treulichst

Jena den 7. September 1820.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1820. An August von Goethe. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8F7E-2