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An Carl Leopold von Beust

Ew. Excellenz

verzeihen geneigtest eine verspätete schuldige Antwort, welche durch die uns betroffene traurig-wichtige Nachricht wohl noch ferner aufgehalten werden könnte; doch zaudere ich nicht weiter und erlaube mir Folgendes:

Die am siebenten November mir über die Maaßen erzeigten Freundlichkeiten haben mich so zum Schuldner gemacht, daß dieser ganze Monat nicht hinreichte sie nur einigermaßen dankbar zu erwidern. Nehmen daher Ew. Excellenz zuvörderst die Versicherung, daß Ihr neulicher Besuch von mir sehr freudig anerkannt worden und die persönliche Versicherung einer fortdauernden Theilnahme mir höchst schätzenswerth bleibe. Die sämmtlichen freyen Städte haben sich nun auch förmlich eingefunden. Den verehrlichen Abgeordneten bitte daher gelegentlich meine dankbaren Gesinnungen auszusprechen.

Wären sodann die anhaltischen und schwarzburgischen Häuser sowie Hessen-Homburg hinzuzufügen[176] so würde vor Ablauf eines vollen Jahres diese Angelegenheit wohl geendigt seyn. Immer ein kurzer Termin für den Kreis, in welchem sie betrieben wurde.

Das königlich bayerische Ministerium hatte noch unter der vorigen Regierung mancherlei Bedenken durch Herrn Grafen v. Luxburg an mich gelangen lassen, worauf ich denn in einem umständlichen Promemoria die Lage der Sache nach Möglichkeit in's Klare gestellt und auf demselben Weg dorthin befördert habe. Die eingetretene Regierungs-Veränderung hat wohl eine abschließliche Resolution und Ausfertigung gehindert.

Bis jetzt trug ich Bedenken den neuen Regenten deshalb abermals anzugehen, vielleicht gibt es Gelegenheit bey dortiger Gesandtschaft eine geziemende Erinnerung einzulegen.

Herr v. Nagler verspricht, in dem Sinne der schon am hohen Bundestage gethanen Erklärung, gleichfalls nächstens ein hinreichendes Document. Die Form eines Privilegiums scheint dort nicht angenehm zu seyn: eine bestimmte vom Minister des Innern und Äußern vollzogene zusichernde Eröffnung hält man für hinreichend. Abzuwarten ist auf alle Fälle, was man dort belieben wird; auf jede Art wird wohl der Zweck erreicht werden.

An die Allerdurchlauchtigsten, sowohl Majestäten als Königl. Hoheiten habe Anfangs October nach dem bekannten Formular unmittelbar die Bittschriften gerichtet. Die meisten Documente sind formell und [177] in gnädigsten Ausdrücken eingegangen. Von Braunschweig aus tröstet man mich auf die Wiederkunft des Herzogs; von Brüssel her habe noch nichts vernommen. Da die Ausdrücke meines Schreibens allgemein sind, weder Luxemburg besonders, noch das ganze Königreich überhaupt aussprechen, so wäre die Frage: ob Seine Excellenz Herr Graf von Grünne, dem ich mich angelegentlichst zu empfehlen bitte, vielleicht in die Sache, wie sie schwebt, gefällig einwirken wollten. Wäre das Privilegium auf das Königreich nicht zu erlangen, so würde man wenigstens wegen Luxemburg beruhigt.

Mit vorzüglichster Hochachtung,

diesmal in Trauer und Sorgen,

Ew. Excell.

ganz gehorsamster Diener

Weimar d. 18. Dezember 1825.

J. W. v. Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1825. An Carl Leopold von Beust. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-90BA-4