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An Anton Genast

Ihr Brief, mein lieber Herr Genast, ist zur rechten Zeit angekommen und es hat mich recht sehr gefreut, daß Ihre zwölf ersten Vorstellungen soviel Beyfall erhalten haben. Ich hoffe es wird so fortgegangen seyn, wie ich denn auch von verschiedenen Personen versichert worden bin. Melden Sie mir doch, ob und wann Sie nach Lauchstädt gehen, und was etwa sonst wegen Ihres nachherigen Aufenthalts in Leipzig beschlossen wird, indem ich auf eine oder die andere Weise verführt werden könnte, Sie zu besuchen.

Wir haben hier nun auch ein Schauspiel, wobey sich mancher alte Bekannte findet; Madam Weihrauch habe ich als Camilla, Herrn Spitzeder als ihren Gemahl gesehen. Spitzeders Tochter ist herangewachsen und hat mir ganz wohl gefallen, ob sie gleich für die Rolle des [99] Adolfs, den sie spielte, groß war. Die Weihrauchsche Tochter ist auch ein ganz hübsch Mädchen geworden.

Unserm gnädigsten Herrn bekommt der Brunnen recht wohl. Sonnabend den 27. gehen Sie nach Töplitz. Ich werde mich noch eine Zeitlang hier aufhalten und das Wasser nach dem Rath des Herrn Doctor Kappe fortbrauchen. Die Gegenwart von diesem vortrefflichen Arzte und alten Freunde ist mir von großem Werth. Ich setze weiter nichts hinzu als den Wunsch, daß Ihr Aufenthalt in Leipzig wie bißher für das Publicum und für die Gesellschaft erfreulich seyn möge. Empfehlen Sie mich bestens denen Herren die meiner gedenken und sich gegen unser Unternehmen so freundlich beweisen. Grüßen Sie den Gesellschaft bestens von mir und lassen bald von sich hören.

Möchte Herr Rath Rochlitz mich wieder einmal mit einem Briefe erfreuen, so würde es mir zur höchst angenehmen Unterhaltung gereichen.

Carlsbad den 24. Junius 1807.

Goethe.


Meinen schönsten Dank für Ihren und der werthen Gesellschaft freundlichen Gruß an mich, die ich abermals bestens wieder zu grüßen bitte. Sollten Sie, lieber Herr Genast, den Doctor Hain in Leipzig zu sehen und zu sprechen kriegen, so haben Sie doch die Gefälligkeit ihn zu bedeuten, daß ich mich schon über 4 Wochen hier befinde und in seiner Angelegenheit folglich nichts thun können, und auch nicht eher können werde, als bis wir wieder nach Hause gekommen sind. Verzeihen Sie der Bemühung und leben Sie recht wohl.

Ihr F. W. Riemer. [100]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1807. An Anton Genast. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-90D6-4