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An Carl Friedrich Moritz PaulGraf von Brühl

Lassen Sie, verehrter Freund, mich auch wieder einmal ein Wort des lauten Dankes aussprechen, da ich ihn so oft im Stillen unter den Meinigen wiederholen muß. Unablässig gedenken Sie mein in thätigem Wohlwollen und sind überzeugt, daß ich dafür erkenntlich bin.

Meiner guten artigen Schwiegertochter haben Sie die beste Gelegenheit verschafft, die Herrlichkeiten des ersten deutschen Theaters bequem anzusehen und auch Zeuge zu seyn, welche Sorgfalt Sie verwenden, dasjenige zur glücklichsten Evidenz zu bringen was von mir und meinen früheren Bemühungen sich gelegentlich ableitet; von Herrmann und Dorothea kann sie noch nicht ohne äußerstes Entzücken und wahrer Herzensrührung sprechen und erzählen. Auch hier ist das Stück aufgeführt worden und hat eine gute Wirkung in gewissen Grade nicht verfehlt.

Eben so ist man gesonnen mit dem Paria zu verfahren; da aber, wie ich mit Wahrheit sagen kann, der Vorgang des Berliner Theaters hier durchaus respectirt wird und man die große Sorgfalt, durch gehörige Decoration und Garderobe musterhafte Darstellungen zu erzielen, anzuerkennen und zu schätzen weiß, so hat man mich ersucht, ob ich nicht mein trauliches Verhältniß zu Ihnen, mein Theuerster, [113] dießmal unserer Bühne zum Vortheil wenden und Sie ersuchen möchte eine flüchtige Skizze der Decorationen und Kleidungen zu entwerfen und sie mir mittheilen zu lassen.

Und so möge denn dieses Blatt Sie und Ihre Frau Gemahlin bestens begrüßen, welche meiner Schwiegertochter, wie diese wiederholt versichert, eine wahre Zuneigung abgewonnen hat, und zugleich von meinen unwandelbaren Gesinnungen ein aufrichtiges Zeugniß geben.

Und so fortan.

Weimar den 20. April 1824.

J. W. v. Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1824. An Carl Friedrich Moritz PaulGraf von Brühl. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-932A-1