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An Johann Heinrich Meyer

Auf den einen Punckt Ihres Schreibens eilige Antwort.

Ernesti, Gellert, Platner versahen von Leipzig aus die Welt mit Hofmeistern, im Durchschnitt hatten sie Ehre von ihrer Empfehlung. Sie konnten unter den vielen Schülern und Stellebedürftigen nur wählen und nach Erfordernissen sie austheilen. Ich habe keine Schüler, kein Verhältniss zu geprüften Jünglingen, ich würde also nur mit halber Überzeugung [39] rathen und empfehlen dürfen. Da aber unsre Verehrteste die Sache wieder zur Sprache bringt, so eröffne folgendes: Mit Geh. Rath Wolf hatte ich voriges Frühjahr die Sache durchgesprochen und er getraute sich, mit Beyrath mathematischer Freunde, in dem Kreise in dem er wirckt ein passendes Subjeckt zu finden. Unsre Trennung, verlängerte Reisen, Abwesenheit Ihro Hoheit ließen die Angelegenheit ruhen; wollte man sie wieder aufnehmen; so ließen Sie Sich die Ackten geben, die in dem Schrancke neben meinem Schlafzimmer, durch August, oder Kräutern gefunden werden. Sie schrieben, mit Ihro Hoheit Genehmigung, an Geh. R. Wolf, meldeten ihm die Bedingungen wel che in den Ackten ausgesprochen und von mir, zur Communication übersetzt und modifizirt sind. So wäre denn doch das Geschäft wieder eingeleitet, und vielleicht eh ich zurückkomme schon Vorschläge geschehen. Jener Freund erinnert sich gewiß unsrer vorjährigen Unterredung und seiner Theilnahme.

Wegen des Rostocker Monuments habe ein Interlocut an Bertuch geschickt und vorgeschlagen: ein Modell zu einer pedestern Statue fertigen zu lassen. Wenn etwas seyn soll, so dächte ich wäre dies das Beste, weil man da am wenigsten fehlgreifen kann. Wobey Sie auf alle Fälle loben werden daß ich Urtheil und Entschluß hinausgeschoben habe.

Unter uns! – den abgedruckten Brief des Prinzen Bernhard, den ich aus Weimar erhielt, secretirte ich[40] sorgfältig. Als er in der Franckfurter Zeitung erschien machte er die höse Wirckung, die ich befürchtete, daß er das Misverhältniß zwischen den Nassauern und Preussen hervorhetzte. Vulnera non dantur ad mensuram. Nich froh genug können wir aber seyn über das neue unverdiente Glück; denn wie das alles wieder am Pferdehaar hing, wird überall empfunden, besonders in dieser Nähe.

Und so leben Sie denn wohl! Meine Feder wird stumpfer und so sage ich Ihnen mit mehr Behaglichkeit daß ich hoffe Sie bald wieder zu sehen. Möge ich durch Sie am rechten Orte empfohlen seyn!

Wiesb. d. 15. Jul. 1815.

G.


Auch diesmal habe ich, wie es mir oft geht, die Hauptsache subintelligirt. Wenn ich auch jenen Darmstedter sähe und oberflechlich prüfte, wie wollt ich ihn beurtheilen? Und so schließt sich das Ende an den Anfang dieses Blattes.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1815. An Johann Heinrich Meyer. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9363-1