12/3661b.

An Barbara Schultheß

Unsere zehentägige Reise durch die Cantone Schweiz, Uri, Unterwalden und Zug ist nun glücklich vollendet. Wir haben das günstigste Wetter gehabt. Deinen Gruß an den Abt von Engelberg konnt ich nicht ausrichten; da wir nach Stanz kamen, war unsere Uhr eben im Begriff abzulaufen; auch hatten wir des Pfaffenanblicks zu Einsiedeln und des Felsanschauens auf dem Gotthardt für diesmal genug. Nach Wadyswyl will ich keine Zusammenkunft rathen.

[77] Wir denken nun nicht länger hier zu bleiben, als nöthig ist unsern Kunst und Naturkram einzupacken; dann kommen wir auf einige Tage in die Stadt, ehe wir wieder in unser Land ziehen. Ich hoffe, daß uns eine gute Stunde zusammen führen soll; denn ich will nur gestehen, daß ich auch wegen deiner letzten Äußerung nicht ganz deiner Meynung bin. Bey meinem Alter und meiner Sinnesart kenne ich nur Worte und That, wodurch der Mensch sich dem Menschen offenbaren kann. Das sogenannte beredte Schweigen habe ich schon lange der lieben und verliebten Jugend anheim gestellt.

[78]

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1797. An Barbara Schultheß. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-93E1-3