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An Friedrich August Wolf

Für Ihren lieben Brief, als ein Vorläufer Ihrer baldigen Ankunft erwiedere ich sogleich meinen besten Dank. Wenn ich gleich wegen meiner Gesundheit noch immer in einiger Sorge bin, so wächst doch immer die Hoffnung, daß ich über die bösen, drey bis vierwöchentlichen Epochen des Rückfalls hinauskommen werde. Ich reite täglich, um durch die Bewegung den ganzen Körper dergestalt in Contribution zu setzen, daß er die fehlenden Capitel der Einnahme übertragen möge.

Winckelmann mit allem Zubehör und auch Ihre gütigen Beyträge sind in Setzershänden, unde nulla redemtio. Es geht mir dabey wie Ihnen, ich weiß kaum selbst recht mehr was ich geschrieben habe; und doch mußte ich, bey so oftmaliger Unterbrechung, die Sache so oft von vorn wieder aufnehmen, daß ich zuletzt fast gar nichts mehr daran gewahr werden konnte.

Noch einen andern Spaß werden Sie finden, der bey mir aus dem Jammer dieses Winters entstanden ist,Rameau's Neffe, ein Dialog von Diderot, aus [280] dem Manuscript übersetzt mit einigen, freylich allzuflüchtigen Anmerkungen; Sie erhalten diese Novität wohl geschwinder von der Messe, als ich Ihnen ein besseres Exemplar zusenden kann.

Können Sie mir den Montucla auf kurze Zeit borgen, so geschieht mir ein Gefallen. Ich muß zu meiner Beschämung bekennen, daß wir ihn hier nicht besitzen. Sprat ist nach meiner vorläufigen Ansicht ein excellenter Kopf, den man wohl benutzen kann, ohne ihm zu vertrauen. Seine Geschichte der königlichen Societät scheint mir durchaus ein rednerisch zweckmäßiges Product, und desto belehrender wird es mir seyn, zu vernehmen, was jener an ihm aussetzt.

Ich danke recht herzlich, daß Sie sich meiner bey Ihrer ausgebreiteten Lectüre erinnern. Thun Sie es ja und jagen mir manchmal so einen Braten in die Küche.

Augusten habe ich mit einem Erfurter Kaufmann nach Frankfurt auf die Messe geschickt, damit er sich auch mit solch einem Wesen und Treiben bekannt mache. Er lebt lustig und in Freuden, besonders wird vieler Gastereyen erwähnt.

Mein ganzes Haus grüßt zum schönsten und ich werde mich suchen möglichst auf den Beinen zu halten, um Ihnen recht froh entgegen zu gehen. Leben Sie recht wohl und lassen Sie uns bald näher wissen, wenn wir Sie mit der lieben Mine hier sehen. Es[281] bleibt dabey, daß Sie bey uns wohnen, nur nehmen Sie vorlieb, wie es sich einrichten läßt.

Wollten Sie doch wohl, wenn Sie nach England schreiben, sich erkundigen, was

Thomas Burch History of the Royal

Society of London. London 1756. 4 Bände in 4°.

kosten könnte. Es ist ein Buch, das keiner Bibliothek fehlen sollte.
W. d. 2. May 1805.

Goethe.


Beyliegende Franckfurter Briefe fürs liebe Minchen.

[Einlage.]

An Ihre Entfernungen aus unsern Gegenden mag ich gar nicht dencken. Es wäre eins der größten Übel die mir wiederfahren könnten. Sie bald wiederzusehen war mir in Schmerz und in Schwachheit ein schöner Trost, und ist mir jetzt eine höchst angenehme Hoffnung für die nächste Zeit. Was soll ich von der Zukunft sagen?

W. d. 2. May 1805.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1805. An Friedrich August Wolf. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9412-D