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An Christian Gottlob Voigt

Ich eile die mir übersendeten Depeschen zu beantworten und zurückzuschicken.

Es erfolgt also:

1. Die Verordnung an den Bergrath in Concept und Mundo nebst den Acten.

Ein Pro Memoria, welches noch zu secretiren und mir Ihre Meynung darüber zu eröffnen bitte; so einen mineralogischen Schatz muß man bis er gehoben ist geheim halten.

Wegen des übrigen, das Sie mit freundschaftlicher Sorgfalt berühren, gebe ich folgendes zu erkennen.

Von Osann erfährt man ja wol, wenn Schenk die beiden Taxatoren vorgeschlagen hat, und man zeigt alsdann bei der Commission an, daß man bei ihnen acquiescire.

Fischer wird sich wol die Freiheit nehmen die Cautionsgelder bei Ihnen deponiren.

Auf die Auction will ich Fischern aufmerksam machen; denn da ich ihm das Gut verpachtet habe, wie es überkommen, auch ihm erklärt ist, daß es seine Sache ist die Brandweinblase zu stellen, so kann ich das übrige abwarten und mich bis zur Übergabe ruhig verhalten.

Haben Sie die Güte mir gelegentlich anzuzeigen, wie sich Thouret anläßt. Wenn ich mich nicht irre, [158] so ist er bei seiner Geschicklichkeit resolut und expedit, Eigenschaften die wir in dem gegenwärtigen Falle sehr brauchen. Nehmen Sie ihn doch im Gespräche einmal vor und hören, wo er hinaus will.

Wenn Riehl fleißig ist und accurat, so können wir ihm schon etwas mehr geben; da uns die Katalogen unentbehrlich sind und wir auf dem jenaischen Tramite wohl schwerlich eine Abschrift sobald erhalten möchten, so kommt es auf einige Thaler mehr nicht an. Haben Sie die Güte mir Mittwochs einige Buch Papier, wie Sie solche Riehlen gegeben, zu überschicken. Geist hat hier manche müßige Stunde und kann bey meinem Hiersein vielleicht auch einen Band fördern.

Es thut mir leid, daß ich Trebra versäumt habe, ob es gleich nicht wohltätig ist alte Freunde wieder zu sehen, welche die ganze Richtung ihrer ehemaligen Beschäftigung mit einer andern vertauscht haben.

Dagegen hat mich die gute Behaglichkeit des Bergraths in seinem neuen Zustande erfreut.

Sie haben ja wol die Güte die Beylagen gefällig besorgen zu lassen und mich gelegentlich Serenissimo zu Gnaden zu empfehlen.

Der ich recht wohl zu leben wünsche.

Jena am 27. Mai 1798.

G.


P. M. Beilage.

Es ist Ihnen wahrscheinlich auch die vielleicht voreilige Anzeige eines neugefundenen krystallisirten Erdpechs [159] bekannt geworden. Man hat zwar, und vielleicht nicht ganz mit Unrecht, gegen die vierseitige Säulenform dieses Minerals einige Zweifel erregt, demohngeachtet wäre es wol in doppelter Rücksicht der Mühe werth, daß man diesem Funde etwas weiter nachforsche, theils wegen seiner mineralogischen Wichtigkeit, theils weil wir Anlaß und Ursache haben, jede noch so entfernte Spur auf Brennmaterial zu verfolgen.

Gedachtes Mineral hat sich in einem lettenartigen Trumm, welcher durch den Gips des rechten Ufers der Saale streicht, gefunden und zwar in der Wöllnitzer Flur an einem Felsen, der mit Acker und Wiesen nur in entfernter Gemeinschaft steht. Meo voto nehme man aus den Weimarischen Steinbrüchen, sobald das Wetter besser wird, ein Paar geschickte Arbeiter herüber und ließe ein Paar tüchtige Stücke entblößen. Der Erfolg würde lehren, was allenfalls weiter zu thun wäre.

Ganz vergebens wäre die wenige Arbeit niemals; denn entweder man bestätigte oder zerstörte eine bedeutende mineralogische Behauptung. Ferner zeigte sich, was für einen Werth solche Spuren brennbaren Fossils, das im Gipfe vorkömmt, haben könnten, und in unserer Lage ist auch ein mißlungener Versuch im Zusammenhange nicht zu verachten.

Glaubten Sie, daß es nöthig wäre Herrn von Ziegesar deshalb zu begrüßen, so hätten Sie ja wol [160] die Güte es mit ein Paar Worten zu thun, und erwähnten nur der Spur einer brennbaren Materie im allgemeinen.

Ihre gefällige Äußerung hierüber gelegentlich erwartend

Jena am 27. Mai 1798.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1798. An Christian Gottlob Voigt. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-95DA-5