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An Christian Gottlob Voigt

Serenissimus haben bey Ihrem Hierseyn geäußert, daß Sie gegen die Reise des jungen Voigt nach Paris nichts einzuwenden hätten, ja daß es Ihnen sogar, wegen der zu hoffenden Connexionen und Communicationen mit den dortigen Botanikern, ganz angenehm sey. Zugleich erklärten Sie, daß Sie um die Sache zu facilitiren folgende Einrichtung vorschlügen:

Professor Voigt sollte ein Capital von Vierhundert Thaler, als so viel Zuschuß er benöthigt sey, aufnehmen und Durchlaucht wollten es auf zehn Jahre so wie auch die Interessen davon garantiren, da zu erwarten stehe, daß in dieser Zeit derselbe sich wohl in dem Fall sehen würde, gedachte Summe abzutragen. Professor Voigt hat auch dieses gnädige Anerbieten mit unterthänigstem Danke acceptirt.

Bey näherer Betrachtung jedoch ist mir einiges Bedenken beygegangen. Die Eroberung eines solchen Capitals, die Garantie, die Art die Interessen auszuzahlen, selbst die Amortisationsweise, die man sich doch succesiv denken müßte, das alles hat für beyde Theile mancherley Schwierigkeit und Unbequemlichkeit. Deswegen thue ich Ew. Excellenz folgenden Vorschlag, jedoch nur unter uns; denn ich habe weder gegen Serenissimum noch gegen den jungen Mann etwas erwähnt.

[348] Da es einmal eine Sache der Gnade und Gunst ist, so könnte man dem Prof. Voigt, Vierhundert Thaler aus dem Vorrath unserer Museums Casse, ohne Interessen leihen. Serenissimus zahlten etwa jährlich 25 Thaler, auf acht Jahre an unsre Casse; Professor Voigt ließ sich eben 25 Thaler alle Jahre abziehn; so kämen wir wieder zu unserm Gelde; jener würde seine Schuld los und Serenissimus zahlten nicht mehr als wie Sie angeboten haben.

Billigen Ew. Excellenz diesen Vorschlag, so will ich ihn erst mit Voigt besprechen: wahrscheinlich wird Serenissimus dabey kein Bedenken haben.

Jena den 2. Juni 1809.

Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1809. An Christian Gottlob Voigt. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-963C-3