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An Christiane von Goethe

Du erhältst hier, mein liebes Kind, einen alten Brief mit einem gleichzeitigen Blättchen, der Freund hat in der Zeit Gelegenheit gehabt sich mündlich zu erklären. Ich wünsche allen Glück und Heil, da es mir sehr wohl geht. Das Bad bekommt mir trefflich, die Menschen sind gut und freundlich, und die Gegend himmlisch in der Runde. Seit meinem letzten vom 19ten bin ich in Maynz gewesen, wo der Herzog eintraf. Mit ihm war ich sodann hier und in Biebrich, wenn gegenwärtiges ankommt, wird es bey euch Schon eingezogen seyn.

[25] Meinen Geburtstag haben Sie mehr als billig gefeyert. Äbtissin v. Stein lud uns d. 27. Abends ein, es war eine Gesellschaft von etwa 12 Personen, alle bekannt. Sie verzögerten das Mahl bis zwölf Uhr und feyerten diesen Eintritt wie einen Neujahrstag. Frau v. Holzhaufen gab den 28. ein groses und überreichliches Frühstück im Kursaal Mittags fuhr ich nach Bibrich, wo die wahrhaft wohlwollenden Herrschaften und die wohlgesinnten des Hofes mir Glück wünschten. Abends hatte ich Zelter, Schlosser und einen dritten bey mir zu Tische. Frau Brentano Birkenstock hatte mir früh, von Winkel, 10 Flaschen des ächtesten Weines gesendet, davon wurden die Freunde nun erfreut und alles endigte zum besten. Schlosser überbrachte gleichfalls früh eine ungeheure Schachtel mit Artischocken Früchten und Blumen. Ferner hatte ich von den Damen zwey Blumentöpfe mit hohen Sträusern erhalten, das alles diente zum Zierrath wie zum Genuss. Eine Chocoladen Tasse mit hiesigen Gegenden darf ich auch nicht vergessen, ob ich gleich manches andre nicht erwähne. Jedoch mußt du August sagen daß mir verehrt worden ist ein wohlerhaltner goldner Denar mit dem Bilde des Caligula auf der einen, des Augusts auf der andern Seite, beyde wunderschön, der erste vollkommen frisch.

Und so müßt ich noch allerley gutes erzählen wenn ich nicht endigen und diese Blätter absenden wollte.

[26] Lebet wohl, grüse Ulinen und schreibet gelegentlich. Noch etwa 14 Tage bleibe ich hier und in der Gegend. Dann gehts auf Franckf. Darmst. Heidelberg. Zurück und dann nach Hause. Worauf ich mich sehr freue. Zelter geht heute ab, den Rhein hinunter. Den werde ich sehr vermissen. Und nun lebt wohl! Wiesb. d. 29. Aug. 1814.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1814. An Christiane von Goethe. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-97D5-1