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An August von Goethe

Die funfzig Thaler sächsisch sind mir durch unsern guten Weller sogleich eingehändigt worden; mit mir steht es übrigens hier ganz gut; ich erweitere meine Vorsätze, den hiesigen Aufenthalt betreffend, bis zum nächsten Sonntag; laß mich indessen wissen was du für convenient hältst; ich würde alsdann sachte nach Jena hinaufrücken, um doch alles auch einmal mit [190] eigenen Augen wieder durchzusehen, und wir könnten da gar wohl zusammentreffen.

Befördere die mitkommenden Paquete auf die Post, das Schreiben an Soret nach Wilhelmsthal und besorge was ich sonst noch unten melden werde.

Die atmosphärischen Phänomene sind freylich hier eigener herrlicher Art. Gestern früh um 5 Uhr ein alles umhüllender Nebel, nach und nach sich senkend, vertheilend, verschwindend. Gegen Abend von Süden herab ein breit heranziehendes Regenwetter, das zur allgemeinen Erquickung, ohne Gewaltsamkeit, kräftig niederging. Es ist euch wohl auch zu Theil geworden. Heute wechselnde Wolkenzüge, Streifregen und besonders ein leichter Tropfenguß, der, kurz vor Sonnenuntergang, mit einen doppelten Regenbogen bis nah an's alte Schlößchen und in den Weinbergen aufstehend heranbrachte, in einer Vollkommenheit, wie ihn Theorie und Praxis nur wünschen kann. Der dunkelgraue Streif zwischen beiden farbigen Bogen war entschieden, so wie die Klarheit unterhalb. Die Natur widerspricht ihren Freunden zu keiner Zeit.

Dr. Weller hat mir Frau, Schwester und Knaben producirt, der letztere ist wünschenswerth für sich und andere; heiterer und in der Welt mehr zu Hause kann man sich nicht leicht ein Kind von 3/4 Jahren denken.

Hofgärtner Baumann brachte mir den Kostenanschlag, gefertigt vom Amts-Maurermeister Mäder zu Frauenprießnitz, für die vorgeschlagene Terrasse [191] hinter dem Gärtnerhause zu Jena; er beträgt nicht weniger als 643 Thaler, und wenn es auch der jenaische Maurermeister Timmler wohlfeiler auszuführen sich erböte, so sieht man doch, daß man dieses Unternehmen werde ajourniren müssen, besonders da uns ja noch die böse Reparatur des Gewächshauses bevorsteht, welche auch sich auf einige hundert Thaler belaufen wird. Ich habe durch unmittelbares Anschauen bey meinem letzten Aufenthalt überhaupt andere Gedanken in Bezug auf dieses Vorhaben gefaßt, die wir bey nächster Zusammenkunft an Ort und Stelle besprechen können.

Um Ottiliens hülfreiche Gesinnungen eiliger zu fördern, sende ich den Wagen und wünsche dagegen in Rückfracht:

6 Flaschen Kreuzbrunnen,
8 Flaschen Tischwein,
2 Flaschen Steinwein.
Denn es mag seyn wie ihm will, ich finde keinen besseren. Ferner erbitte mir:
Schwarzgerändertes Papier in 4° und 8°,
Einige Stangen schwarz Siegellack.

Sodann gib mir auch einige Nachricht vom unteren Garten, ob dein Saal eingerichtet ist, auch wie sich meine Kürbisse und Malven befinden.

Wenn du das Kästchen worin die Cölestine mitkommen eröffnest und auspackst, so verbrenne die Papiere womit sie umwickelt sind. Verschiedenes darauf [192] Geschriebenes darf nicht umherfahren. Weiter wüßte ich nichts zu sagen; das übrige Mitgesendete erklärt sich von selbst.

Und so fort an.

Weimar [Dornburg] den 14. Juli 1828.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1828. An August von Goethe. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-98A8-0