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An Johann Friedrich Cotta

Seitdem ich das Vergnügen gehabt, Ew. Wohlgeb. in dem stillen Berka zu begrüßen, ist mir der Aufenthalt daselbst keineswegs so ruhig geblieben, wie ich wohl hätte wünschen mögen, denn das projectirte Vorspiel für Halle war noch nicht fertig, als ich mich verführen ließ ein Festspiel für Berlin zu unternehmen, welches bey Ankunft des Königs und seiner höchsten und hohen Gäste aufgeführt werden soll. Dieses hat mich auf 8 Wochen beschäftigt und mir um so viel Zeit mehr geraubt als Herr Capellmeister Weber von Berlin ankam, um sich mit mir über die Composition und Aufführung zu berathen. Zu gleicher Zeit und kurz darauf erfreuten mich Herr Geheimrath Wolf und Prof. Zelter durch ihre Gegenwart, und nun trat die Erwartung ein, daß Durchl. Herzog bald zurückkommen würde, wo denn auch für feyerlichen Empfang hiesigen Orts zu sorgen war, hierauf ist denn abermals die Zeit verwendet worden, so daß ich kaum zu mir selbst gekommen bin.

[319] An der Redaction und Correctur meiner Werke ward jedoch fleißig fortgefahren, und da manches neu hinzugekommen, so wird von dem früher übersandten Plan hie und da abgewichen, welches jedoch der Sammlung, bey vermehrtem Gehalt, nur vortheilhafter ist. Zu Michael könnten allenfalls die ersten 6 Bände für den Druck übersendet weren. Ich bin geneigt Ew. Wohlgeb. den Verlag des Ganzen von Ostern 1815 abermals auf sieben Jahre zu überlassen, haben Sie die Güte mir deshalb Ihre Gesinnungen und Vorschläge zu eröffnen.

Die italiänische Reise war schon in dem ersten Frühjahr glücklicherweise so weit vorgerückt, daß alle diese Ereignisse ihr keinen wesentlichen Schaden gebracht haben. Ich werde ihr den Rest dieses Sommers widmen, und sobald ich im September wieder nach Hause komme, kann der Druck angefangen werden und ununterbrochen fortgehen.

Das Vorspiel für Halle wird soeben abgeschrieben und dem Gegenwärtigen bald nachfolgen. Können Sie es zum Schlusse des Damencalenders brauchen, so steht es zu Diensten, für das Morgenblatt wär es zu lang, doch wird nichts dagegen zu erinnern seyn, wenn Sie die Scene der Parzen darin abdrucken wollen. Ein Gedicht, was sich auf die Erbprinzessin von Mecklenburg bezieht, hoffe auch noch im Laufe des Monats abzusenden.

[320] Ich bereite mich in ein Bad zu reisen, und bin noch zweifelhaft wohin. Die Ärzte sind nicht einig unter sich, und ich nicht mit mir selbst, soviel sehe ich aber voraus, daß mein Weg mich nicht in Ihre Nähe führen wird. Sobald ich entschieden bin, erhalten Sie davon einige Nachricht. Der ich mich unter den aufrichtigsten Wünschen bestens empfohlen wissen möchte.

ergebenst

Weimar d. 19. July 1814.

Goethe.


Unsre Berechnung möchte durch meine letzten Assignationen auf Leipzig nunmehr wohl saldirt seyn. Sie erlauben, daß ich mich Ihres geneigten Anerbietens eines weiteren Credits auch fernerhin bediene.

Mich angelegentlich empfehlend

Goethe.


Seidem Vorstehendes geschrieben worden hat sich manches in meinen Zuständen und Entschlüssen verändert. Gegenwärtig kann das Vorspiel mitsenden und vermelden daß ich einigen Tagen nach Wisbaden abgehe und also doch Ihnen soviel näher rücke. Von dort erhalten Sie Nachricht.

Mich bestens empfehlend

W. d. 24. Jul. 1814.

Goethe. [321]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1814. An Johann Friedrich Cotta. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-98D3-E