6/1718.

An Charlotte von Stein

Ich hätte nicht geglaubt daß mir die Marckgräfinn von Baden noch eine Gefälligkeit erzeigen sollte, und es geschieht, da mir der Husar der die Nachricht ihres Todtes bringt ein Briefgen an dich mitnehmen kann.

Das Wetter hat sich geändert, ein starcker Regen hielt uns ab nach den Auerhähnen zu gehen. Gestern bin ich noch mit Fritzen spazieren gegangen, wie du aus beyliegendem Blatte sehn wirst. Er wollte es noch abschreiben, er ist aber in's Cammerberger Kohlenwerck und der Husar geht ab.

Wie ich an dich dencke, wie du mir gegenwärtig bist, wie deine Liebe mich leitet gleich einem bekannten Gestirn, will ich dir nicht sagen, mag indem ich schreibe meine Sehnsucht nicht vermehren. Der Himmel klärt sich wieder auf und ich hoffe noch einige gute Tage.

Ich bin fleisig und bekümmre mich um irdische Dinge um der Irrdischen willen. Mein innres Leben ist bey dir, und mein Reich nicht von dieser Welt. Adieu beste. schicke mir ein Briefgen wenn's seyn kann. Adieu.

[151] Eben kommt Fritz ganz vergnügt aus dem Kohlen wercke zurück und will noch an seinen Brief etwas anschreiben. Adieu ich liebe dich in ihm und ihn in dir. [Ilmenau] d. 16. Apr. 83.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1783. An Charlotte von Stein. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-99B8-F