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An Wenzel Joseph Tomaschek

Wie sehr ich Ihnen, mein Theuerster, für den Antheil an meinen Liedern danke und für die unermüdet fortgesetzte Behandlung derselben, möcht ich Ihnen mündlich ausdrucken, und zwar aus doppeltem Grunde. Denn ob ich gleich schon viel angenehme Stunden bey dem Vortrag Ihrer Liedergenossen, so bin ich doch seit vielen Jahren überzeugt, daß wohl nur der Tondichter selbst und allenfalls einige von seinem Sinne völlig durchdrungene Schüler uns wahrhaft und eindringlich mittheilen, was er in einem Gedicht gefunden, wie er es aufgenommen und was er hineingelegt.

Sodann wünschte mit einfachen, treuen Worten aussprechen zu können, daß ich meinen so mannichfaltigen, unter den verschiedensten Anlässen entstandenen Liedern nur dann eine innere Übereinstimmung und ideelle Ganzheit zuschreiben darf, als der Tonkünstler sie auch in die Einheit seines Gefühls nochmals aufnehmen und, als wären sie ein Ganzes, nach seiner Weise durchführen wollen. Hierüber ließe sich in Gegenwart gar freundlich handeln, da man in der Ferne immer nur im Allgemeinen verharren darf.

Ich füge die besten Wünsche hinzu und bitte mich Herrn Grafen Bouquoy, dessen wahre Freundschaft[121] ich mir schmeicheln darf, gelegentlich zum Besten zu empfehlen und mich künftighin von Ihren neusten Productionen, wenn sie sich auch nicht gerade auf mich bezögen, einiges erfahren zu lassen. Mit nochmaligem gefühlten Dank schließend und mich hochachtungsvoll unterzeichnend

ergebenst

Jena den 18. Juli 1820.

J. W. v. Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1820. An Wenzel Joseph Tomaschek. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9A16-2