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An Charlotte von Stein

Meiningen d. 24. Sept. 80.

Seit dem ich hier bin macht mein Schreiben eine Pause. Es lässt sich nicht so wie von Felsen und Wäldern sogleich sagen, wie man mit Menschen dran ist, und besser man wiederholt sich nicht ieden Eindruck, sondern lässts eine Weile fortgehen.

Wir wären sehr undanckbaar wenn wir uns hier nicht gefallen sollten, man ist im möglichsten verbindlich und die Unterhaltung ist mancherley.

Die ersten Paar Tage sind mir sauer geworden, weil ich weder Leichtigkeit noch Offenheit habe mit den Menschen sogleich zu leben, iezt aber gehts besser. Es ist mir auch ein Unglück, ich habe gar keine Sprache für die Menschen wenn ich nicht eine Weile mit ihnen bin.

Adieu. Grüsen Sie was um Sie ist.

Stein ist nach Hildburghausen um zu condoliren der Herzog ist todt wie Sie wissen werden. Adieu Beste, hier schick ich Ihnen den Unsinn eines Menschen. Adieu.

G. [301]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1780. An Charlotte von Stein. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9AD5-3