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An Christiane von Goethe

Dein Brief vom zweyten August hat mir viel Vergnügen gemacht, indem ich durch denselben erfuhr, daß du wieder glücklich nach Hause gelangt bist und alles in gutem Zustande angetroffen hast.

Am 31. July schickte ich durch einen Boten einen Brief an August, worin ein Stückchen Spitze für dich lag; ferner gab ich bemselben Boten ein Päckchen mit, worin zwey Salzfässer nach der allerneusten Mode befindlich waren. Ich hoffe, diese Sendung ist weitläuftigen Brief vom 27. July, den ich nach Lauchstädt schickte, nunmehr wirst erhalten haben. Denn aus deinem Briefe kann ich nicht vermuthen, daß er dir noch in Lauchstädt zugekommen sey. Erkundige dich darnach, denn es wäre mir unangenehm, wenn er verloren gegangen.

Wir haben hier noch immer das schönste Wetter und mein Befinden ist auch ganz gut. Ich kann mich sehr in Acht nehmen und auf mich Acht geben; welches jetzt die Hauptsache ist, damit ich sehe wo es hinauswill und was ich von der Folge zu hoffen habe.[382] Nun möchte ich aber auch Augusten einen Spaß machen, und sollte darin bestehen. Den 19. oder 20. dieses geht von Jena eine Kutsche leer hieher, welche die Herren Fernow hat die Bestellung davon. Nun wünschte ich, daß August mit dieser Kutsche herführe. Fernow und Schütz gehen den 24. von hier ab, ich wünsche durch sie den Wagen bestellen lassen, der mich abholen soll. August bliebe alsdann etwa 8 Tage bey mir und wir wären zusammen Anfangs September in Weimar. Du giebst ihm etwa 20 Thaler in Kopfstücken mit, die er bey seinen 3 Nachtlagern nicht braucht. Es versteht sich, daß Herr Frommann, da der Kutscher ohnedem leer herfahren müßte, einen leidlichen Accord macht, daß August für eine Kleinigkeit herkommt, wie man sonst nur für ein Trinkgeld an die Kutscher eine Retour Chaise haben kann; wie ich dieses auch in einem beyliegenden Briefe an Herrn Frommann ausgedrückt habe.

Findet also August Vergnügen an dieser Reise, so mag er beyliegenden Brief abschicken, oder mag hinüberreiten und mündlich die Sache abthun. Das gegemwärtige Blatt nimmt Frau Stallmeister Böhme mit und du kannst es Freytag früh erhalten. Da Fuhre abgeht. August soll doch Schuhe und Strümpfe und einen saubern Rock, daß er sich kann in ehrbarer Gesellschaft sehen [383] lassen. Sollte er jedoch von seiner Thüringer-Waldreise noch nicht zurück seyn oder sonst sich eine Ursache finden, warum Ihr seine Reise hieher nicht für räthlich hieltet, so ist das Ganze nur ein Vorschlag und keine Ordre; und er kann sich diesen Spaß aufs nächste Jahr versparen.

In einigen Tagen sende ich einen Kasten ab mit Glaswaaren, auf welchen oben Bücher gepackt sind. Wenn er ankommt, so packte ihn sorgfältig aus. Ich wünsche, daß alles ganz seyn möge, besonders die vorzüglich schönen Salatschalen. Die Einladung nach Wien reißen gar nicht ab, auch nach andern Gegenden in Böhmen. Ich kann mich aber nicht entschließen, meine hiesige Ruhe mit einem andern Aufenthalte als mit Weimar zu vertrauen. Ebensowenig möchte ich jetzt nach Leipzig; doch ist mir's sehr angenehm, daß es dir überhaupt von der geselligen Seite in Lauchstädt wohl gegangen ist. August muß nicht vergessen, sich einen RegierungsPaß geben zu lassen, worin ausdrücklich bemerkt ist, daß er nach Carlsbad gehe, um die Cur zu brauchen. Ferner könnte er die Kofferdecke mitbringen, die bey allenfalls einfallendem Regenwetter immer ein nützliches Reisegeräth ist. Auch soll er uns drey Bouteillen roten Wein mitbringen, damit wir auch wieder einmal etwas von jener Sorgte genießen; dagegen wollen wir sie mit Melnicker angefüllt wieder zurückbringen. [384] Weiter wüßt' ich nichts hinzuzusetzen als ein Lebewohl dir und allen Freunden.

Carlsbad den 10. August 1807.

G.


Noch ein Paar Worte von eigner Hand um dir zu sagen daß mich herzlich verlangt wieder bey dir zu seyn, und daß ich mich indessen freue Augusten hier zu sehen. Mir ist daran gelegen ihn einige Zeit allein um mich zu haben, daß ich nur wieder einmal sehe wo es mit ihm hinaus will. Riemer geht vielleicht mit Fernow zurück und wir andern folgen bald.

Was deine Ausgaben betrifft; so mache sie nach deiner Überzeugung ich billige alles. Ich habe mir etwas von Leipzig kommen lassen, weil ich manches kaufte.

Übrigens bin ich fleißig gewesen, habe viel dicktirt und bringe gewiß für das Doppelte meiner Ausgaben Manuscript zurück, an Romanen und kleinen Erzählungen. Auch darüber habe ich mir Plane gemacht. Wie mir denn überhaupt meine hiesige Einsamkeit manchen guten Gedancken zugeführt hat.

Ich lege abermals ein Endlichen Spitze bey, daß ja keine Sendung ohne eine kleine Gabe komme. Lebe recht wohl, liebe mich und bereite mir einen geselligen Winter.

d. 10. Aug. 1807.

G. [385]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1807. An Christiane von Goethe. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9B54-0