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An Ottilie von Goethe

[9. Juli 1824.]

Die Anlage zu deinem Tagebuch ist höchst erfreulich, wir wünschen dir alles Gute wie du es bisher genossen, und auch Wohlbehagen um dich auszusprechen. Deine Übel thun mir sehr leid. Als du Noten einpacken wolltest, oder einpacktest, war mir schlecht zu Muthe; ich hoffe aber daß du das Singen unterlassen wirst. Das andere Übel läßt vom Bade Beschwichtigung hoffen.

Deine Frankfurter Freunde hab ich zum Theil gegrüßt und thue es fernerhin. Wenn dich das Wetter an den Hauptpuncten begünstigt so wollen wir zufrieden seyn. Bey uns ist die Witterung sehr unangenehm und unbeständig, auch in Dornburg, wo in diesem Augenblick alles beysammen ist, erleben sie wenig Freude. Ulrike speiste in Belvedere, freylich immer leidend. Die Kinder sind munter und viel um [189] mich her, besonders da ich sie mit großen Jenaer Erdbeeren speise.

Graf Sternberg war gestern in Jena, wir erwarten ihn heute hier, das wird wieder einige lebhafte und interessante Tage geben. Um desto mehr als August, durch tüchtiges Eingreifen in die Haushaltung und Bedienung, mich alles Nachdenkens und aller Sorge überhebt; Stadelmann ist abgegangen und alles geht seinen Schritt nach alter Weise fort. Mir sind einige Bücher zugekommen, die mich höchlich interessiren, nicht weniger Briefe und Sendungen aller Art, so daß die langen Tage sich sehr zu verkürzen scheinen. Rosen und brennende Liebe brüsten sich sehr ansehnlich im Garten, der Wind jedoch der sie hin und herschüttelt läßt mich ihre Gegenwart nur aus den Fenstern genießen. Soviel für dießmal mit den besten Wünschen und Grüßen.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1824. An Ottilie von Goethe. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9C1E-4