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An Christian Gottlob Voigt

Bey unsern Jenaischen wissenschaftlichen Anstalten wäre nun zunächst Folgendes zu beobachten.

1) Der Ausbau des rechten Flügels des obern Stocks ist von Zeit zu Zeit in Augenschein zu nehmen, daß alles nach Vorschrift und Anschlag verfertigt werde.

2) Gar sehr wäre zu wünschen, daß die Translocation des zoologischen Kabinetts hinauf nicht tumultuarisch, wie sonst wohl manchmal geschehen, sondern nach vorgängiger Überlegung und mit gehörigem Bedacht geschehe. Wünschenswerth wäre es daß Färber diese Translocation selbst beywohnte, weil ihn dieses auf das schnellste mit den Gegenständen bekannt machen würde.

3) Eben so ist zu verfahren bey

a) Erweiterung des mineralogischen Kabinetts, vor allen Dingen ist ein Local auszuersehen, wo die von J. K. Hoheit zu Aufbewahrung hinüberbestimmten Mineralien schicklich aufgestellt werden könnten.

Deshalb ist das Maaß der Schränke hier in Weimar zu nehmen, um zu sehen welcher Raum nöthig ist. Mir scheint das schicklichste das Eckzimmer, das auf den Graben geht, wo diese Sachen allein, unvermischt und allenfalls doppelt verschlossen aufbewahrt werden könnten, da Ihro Hoheit eine strenge Conservation [178] und eine genaue unangetastete Verwahrung zur ersten Bedingung Ihrer gnädigsten Absicht gemacht.

b) Sodann würde bey den Suiten voraus zu bedenken seyn, ob man sie nicht auch in einer wahrhaft geographischen Ordnung aufstellen könnte.

c) Noch eine Betrachtung müßte unser Abgeordneter recht scharf im Auge haben: daß nämlich die Aufstellung der Thüringischen, von Bergrath Voigt in Ilmenau abgetretenen Suite genau nach dem Voigtischen Catalog geschehe, und von der Sammlung nichts, etwa unter dem Vorwande von Geringfügigkeit, ausgeschlossen und entfernt, oder wohl gar die Terminologie des Catalogs verändert werde. Diese Anordnung ist um so nöthiger, als Bergrath Voigt noch dem Vulkanischen System ergeben ist, und unser guter Lenz in seinem Wassereifer weder Maaß noch Ziel kennt, wenn er gegen jene Ketzer zu Felde ziehe.

Überhaupt müßte man, bey einem mehr hinreichenden Platz, versuchen, ob es jetzt nicht möglich sey, endlich einmal denen wiederholten Dislocationen zu steuern, welche abzustellen man bisher mehrmals vergebens versucht. Ruhige Zeiten und besserer Raum, und ein junger aufmerksamer Abgeordneter lassen die Erreichung dieses Zwecks hoffen. Man muß niemals verzweifeln, wenn man das Rechte kennt, sondern immer dessen Einführung und Erhaltung möglich glauben.

[179] 4) Was die Bibliothek betrifft, so wäre Färber darinne einzuweisen, und er könnte sich in dem Vierteljahre bis Michaelis damit möglichst bekannt machen. Aber auch hier müßte von Seiten Herzoglicher Commission auf das entschiedenste ausgesprochen werden, daß keine Dislocation weiter geschehe, weil hierdurch der Hauptzweck, daß ein Buch schnell gefunden werden könne, keineswegs zu erreichen ist, und da die Jenaische Bibliothek keinen ansehnlichen Zuwachs erhält, eine Umsetzung der Bücher, um Platz zu gewinnen, keineswegs nöthig ist.

5) Die Catalogirung der Instrumente kann Otteny sich vornehmen und Färber assistiren. Er ist als Hofmechanikus durch ein ganz artig Emolument schon verbunden, sich des physikalischen Museums anzunehmen. Man kann ihm das kleine Honorar für den Catalog wohl gönnen, weil Ordnung vielfache Frucht trägt, und so bedeutende Dinge ohne Inventar und Controle nicht ferner auf Treu und Glauben dem Verwahrenden überlassen werden können, dessen eigener Vortheil es ja ist, daß man ihn revidiren kann.

Wegen des anatomischen Museums u.s.w. behält man sich die Bemerkungen vor.

Weimar den 8. May 1814.

G. [180]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1814. An Christian Gottlob Voigt. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9CBD-B