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An Carl Friedrich Zelter

Carlsbad den 30. August 1807.

Recht von Herzen sey es Ihnen gedankt, theuerster Freund , daß Sie mich so tief in ihr Wesen, in ihren Zustand hineinsehen lassen. Es ist wirklich etwas prometheisches in Ihrer Art zu seyn, das ich nur anstaunen und verehren kann. Indessen Sie das kaum zu ertragende gefaßt und gelassen tragen und sich Plane zu künftiger erfreulicher und schaffender Thätigkeit bilden, habe ich mich wie ein schon über den Cocyt Abgeschiedener verhalten und an dem letheischen Flusse wenigstens genippt. Übrigens, insofern ich mich noch als Erdbewohner fühle, habe ich auch nach meiner Art das meinige gethan, manche Erfahrung in mich aufgenommen, manches gelesen, gelernt, notirt, ausgearbeitet und wie es eben gehen wollte. Meine Gesundheit ist leidlich und bey einem sehr strengen diätetischen Verhalten kann ich meine Zeit seht wohl nutzen und angenehme Tage zubringen. Auf eine Hachhause-Reise über Dresden, wozu mich der Herzog, der in Töplitz ist, einlud, habe ich leider renunciren müssen. Ich darf mir nichts zumuthen. In der Hälfte Sep- [404] tembers bin ich zu Hause. Können Sie uns durch Ihre Gegenwart beglücken, so wüßte ich nichts erwünschteres. Leben Sie recht wohl und schreiben mir bald.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1807. An Carl Friedrich Zelter. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9DC1-8