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An Friedrich Schiller

Ich habe Vulpius geschrieben daß er Ihnen gleich aus meinen Büchern diejenigen aussucht die Sie ohngefähr zu Ihren Zwecken brauchen können, Sie werden sich aber wenig daran erbauen. Das Stoffartige jeder Sprache so wie die Verstandsformen stehen so weit von der Production ab daß man gleich, sobald man nur hineinblickt, einen so großen Umweg vor sich sieht daß man gern zufrieden ist wenn man sich wieder herausfinden kann. In meiner Arbeit gehe ich auch nur so nach allgemeinen Eindrücken. Es muß jemand wie etwa Humboldt den Weg gemacht haben, um uns etwa zum Gebrauch das Nöthige zu überliefern. Ich wenigstens will warten bis er kommt und hoffe auch alsdann nur wenig für meinen Zweck.

Das Wetter ist von der Art daß ich Sie kaum hier zu sehen hoffe, darum ersuche ich Sie aufs beste mir bald Ihren freundlichen Beytrag zu schicken und auch Freund Meyern zu fernerer Ausarbeitung seines Theils aufzumuntern. Mein Schema habe ich gemacht, aber ich kann es nicht reinigen und completiren, noch weniger ausführen, bis ich sehe was Sie zum voraus weggenommen haben. Möge es nur recht viel seyn.

Meine Colloquia mit Niethammer gehen fort und nehmen eine recht gute Wendung.

[122] Rittern habe ich gestern bey mir gesehen, es ist eine Erscheinung zum Erstaunen, ein wahrer Wissenshimmel auf Erden.

Meine Wünsche wären jetzt sehr eingeschränkt, wenn es von mir abhinge sie zu befriedigen. Doch will ich nichts davon sagen und Ihnen ein herzliches Lebewohl wünschen.

Jena am 28. Sept. 1800.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1800. An Friedrich Schiller. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9E6C-2