Higher revision available You are viewing revision 1 of this document. A higher revision of this document has been published: Revision 2.
[569]
Theurer Freund!

Auf ausführliche Meldung, wie viel und was ich, seit ich hier bin, gesehen habe, will ich mich nicht ein-[570]lassen, sondern nur melden, daß mir in Berlin und seiner nächsten Umgebung alles von Kunstmerkwürdigkeiten gewiesen worden und daß nur noch die berühmte Sammlung des Engländers Solly und die Königlichen Schlösser in Potsdam zu sehen sind und, wenn dieses geschehen, ich nicht säumen werde, die Rückreise, so bald es nur möglich seyn wird, anzutreten. Über alle Erwartung reich habe ich den Königlichen Besitz an Kunstwerken aller Art gefunden, und wenn das Vorhaben, ein Museum zu bilden, ausgeführt werden sollte, wird jedermann über die Zahl und Vortrefflichkeit der darin zu beherbergenden Kunstwerke erstaunen. Jetz ist alles noch zerstreut und bey dem besten vorwaltenden Willen und vieler Liberalität doch nicht ohne Mühe zu sehen, da die Orte, wo das eine und andere aufbewahrt wird, ferne aus einander liegen.

Die bekannten Freunde habe ich nun fast alle gesehen und wohl gefunden. Leben Sie wohl; die Relation von den Denkmahlen vom Parthenon, von den Statuen aus Ägina und vom Fries von Phigalia will ich sparen, bis wir uns wieder sehen.

Treu.
Ihr
Meyer
CC-BY-NC-SA-4.0

Editionstext kann unter der Lizenz „Creative Commons Attribution Non Commercial Share Alike 4.0 International“ genutzt werden.


Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2022). Goethes Farbenlehre in Berlin. Repositorium. 13. Oktober 1820. J. H. Meyer an Goethe. Z_1820-10-13_k.xml. Wirkungsgeschichte von Goethes Werk „Zur Farbenlehre“ in Berlin 1810-1832. Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek. https://hdl.handle.net/21.11113/0000-000F-50CC-1