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[277]Gestern früh erhielt ich, theuerster verehrter Freund, das gütigst übersendete Heftlein "

", worin ich des erfreulich Ueberraschenden so viel gefunden habe, daß ich ganz davon erfüllt bin. Was

betrifft, so ist es höchst ehrenvoll für ihn, in solcher Gesellschaft zu erscheinen, aber nicht vortheilhaft; das scharfe, skizzierte Wesen zwischen so milden großen Formen nimmt sich nicht eben gut aus. Vielleicht wird es aber nur um so schärfer ins Auge gefaßt werden, und das ist, was ich wünschen muß. An Druckfehlern habe ich nur fünf gefunden, welche auf beiliegendem Blatte verzeichnet sind; ich würde das Heftlein hier gleich mit zurückschicken, wenn nicht Purkinje, der morgen oder spätstens den 7. von hier abzureisen und Ihnen solches in Weimar selbst zurückzugeben willens ist, mich darum ersucht hätte. P. hat nämlich Muth gefaßt, noch ein paar Wochen länger von Prag wegzubleiben, und die Gunst des Augenblicks zu benutzen, um auch Ihnen noch auf der Rückreise sich persönlich bekannt machen zu können.

Daß Sie uns den Aufsatz über den Versuch seit 1793 vorenthalten haben, darüber könnte man ernstlich zürnen; wir wollen aber froh sein, daß Sie uns jetzt endlich der Mittheilung desselben gewürdigt haben. Hier heißt es für[278]jeden, der sich mit der Natur beschäftigt: bessere dich oder stirb! Hier sind die Grundsätze ausgesprochen, wovon Ihre Farbenlehre das lebendige Beispiel gegeben hat; es kann nicht fehlen, daß solche der Naturforschung eine durchaus neue Richtung anweisen.

[...] [279] [...]

Purkinje findet noch immer neue Veranlassungen, seine Reise aufzuschieben; doch hofft er gewiß, den 10. oder 11. spätestens in Weimar zu sein.

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TextGrid Repository (2022). Goethes Farbenlehre in Berlin. Repositorium. [4.-]5. Dezember 1822. C. L. F. Schultz an Goethe (Auszug). Z_1822-12-05_k.xml. Wirkungsgeschichte von Goethes Werk „Zur Farbenlehre“ in Berlin 1810-1832. Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek. https://hdl.handle.net/21.11113/0000-000F-4077-3