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Durch die Reise unserer jungen Herrschaft in Begleitung der Kaiserin Frau Mutter, Majestät, hat sich mir wieder ein Bild von Berlin aufgethan, und ein lebhaftes Gefühl ist wieder entstanden, was alles dort, auch für mich, Gutes wes't und webt. Zelter schrieb mir, manche andere Grüße sind mir geworden. Auch Johann Schulze, sonst der unserige, jetzt bei Ihnen ehrenvoll angestellt, besuchte mich und regte manche Erinnerung auf. Da will ich denn, mein Verehrter, zum neuen Jahr gleich auch ein Wort vernehmen lassen.

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Und so glaub ich denn auch die entoptischen Farben nunmehr in meiner Gewalt zu haben. Das[55]atmosphärische Verhältnis, auf dem Umschlag meines

morphologischen Heftes

ausgesprochen, bleibt der Grund von allem, bleibt, wie Glas zum Harz, wie Kupfer- und Zinkerscheinung, immer dasselbige. Die mannigfaltigen Umwendungen aber dieser abermaligen Polarität am Licht und durch's Licht, aber nicht in und aus dem Licht, werden Sie gewiß erfreuen, ja ich hoffe überraschen. Ich sehne mich nach den ersten freien Wochen, wo ich dieß mit Liebe und Genuß zu behandeln gedenke. Dagegen hoff ich, daß Sie Ihr wissenschaftliches Thun und Lassen, das auf mein Wesen und Treiben so günstigen Einfluß hat, nicht ganz hintan setzen werden.

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Möcht ich von Ihrem Befinden und Ihrer Thätigkeit bald das Beste vernehmen! Empfehlen Sie mich Herrn Minister von Altenstein auf das angelegentlichste und lassen mich von Freund Langermann bald etwas Tröstliches hören, man will seinen Gesundheitszustand nicht zum Besten schildern.


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TextGrid Repository (2022). Goethe, Johann Wolfgang von. 8. Januar 1819. Goethe an C. L. F. Schultz. Wirkungsgeschichte von Goethes Werk „Zur Farbenlehre“ in Berlin 1810-1832. https://hdl.handle.net/21.11113/0000-000F-367E-8