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Meyer, ein Berliner Patriot, wie er kaum an Ort und Stelle zu finden seyn möchte, deshalb er sogar mitunter einige Anfechtung erleidet, empfiehlt[211]sich zum allerschönsten und sendet seine cursorischen Betrachtungen Ihrer Kunstschätze; geschieht es mit Ihrer Genehmigung, so werden auch diese Blätter gedruckt; denn es geht doch mit uns Deutschen auf so eine nationale Rederey hinaus; gesprochen muß werden, herüber hinüber; was geschieht, bleibt dem Zufall unterworfen.

Wie nun aber geschrieben steht, daß denenjenigen, die das Wahre lieben, alle Dinge zum Besten gereichen, so muß ich Folgendes erzählen: zu meinem Auszug von Purkinje mußt ich nothwendig eine Nachbildung seiner Tafel hinzufügen, ein schwieriges, genau betrachtet, ein unmögliches Unternehmen. Ich frage bey Schwerdgeburth an, unserm geschicktesten Kupferstecher, der freilich das ganze Jahr mit Almanachs-Bilderchen, die gut a Conto tourniren, beschäftigt ist, wenn er diese Platte nicht selbst unternehmen wolle, ob er mir niemand, der sie unternähme, anzuzeigen wüßte.

Wie mußte mir nun zu Muthe sein, als mir hinterbracht ward, Schwerdgeburth sey entzückt über den Auftrag, denn er habe früher dieselben Phänomene in seinem Auge bemerkt, sie für pathologisch gehalten, sie gezeichnet und einem Augenarzt zugeschickt.

Aus weiterer Verabredung und Thätigkeit wird gewiß etwas Erfreuliches hervorgehen.

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TextGrid Repository (2023). Goethes Farbenlehre in Berlin. Repositorium. 29. April 1821. Goethe an C. L. F. Schultz (Auszug). Z_1821-04-29_c.xml. Wirkungsgeschichte von Goethes Werk „Zur Farbenlehre“ in Berlin 1810-1832. Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek. https://hdl.handle.net/21.11113/0000-000F-C0B7-9