[65r]
An
Des Königlichen Wirklichen Geheimen-Staats-
und Ministers der Geistlichen- Unterrichts-
und Medicinal-Angelegenheiten
Herrn Freyherrn von Altenstein
Excellenz
Hier

(Ew)Euer Excellenz haben auf meine unterthänig-
ste Eingabe vom 3ten Aprill (l.)laufenden (J.)Jahres1 mir die
als Repetenten für die Vorlesungen des Herrn
Professor Hegel bis zu Ostern 1822 gnädigst
bewilligte jährliche Remuneration auch noch
für die Monate Aprill, May und Junius (l.)laufenden
(J.)Jahres anweisen zu lassen und mir zugleich in
der hochgeneigten Verfügung vom 22sten AprillNote: D. i. Z 22. April 1822. Kultusministerium an von Henning.
zu eröffnen geruht, wie Höchstdieselben sich den
weiteren Beschluß auf mein ehrerbietigstes Ge-
such
Note: Vgl. ebenfalls Z 3. April 1822. Von Henning an Altenstein., um Beförderung zu einer außerordentli-
chen Professur an der hiesigen Universität, für
jetzt noch vorbehielten. - Indem ich nicht ver-
fehle (Ew.)Euer Excellenz für die mir ferner gnä-
digst bewilligte Unterstützung meinen unterthä-
nigsten Dank abzustatten und dabey dem
was (Ew)Euer Excellenz weiter über mich zu be-
schließen geruhen werden mit ruhigem und
durch die auf meiner wissenschaftlichen Laufbahn
mir bisher gegebenen wiederhohlten Beweise
gnädigster Geneigtheit fest begründetem Ver-
trauen entgegen sehen, - wage ich es die ehr-
erbietigste Bitte auszusprechen mir, bis zu ei-
ner definitiven Beschlußnahme über eine
Zukunft, die mir bisher bewilligte Remu-
neration vorerst auch für das nächste Quar-
tal hochgeneigtest anweisen zu lassen. Zu nä-
herer Begründung dieses unterthänigsten Ge-
suchs erlaube ich mir zu bemerken, daß ich,
drey Stunden täglich, theils mit Repetitionen und
Examinatorien über die Vorlesungen des Herrn
Professor Hegel, theils mit eigenen fast ganz
unentgeltlich zu haltenden Vorlesungen be-
schäftigt, und meine ganze übrige Muße auf
meinen wissenschaftlichen Beruf verwendete
[65v] mich außerstande befinde auf eine andere Wei-
se meine äußere Subsistenz zu sichern, da mei-
ne eignen geringen Mittel bereits gänzlich
erschöpft sind.

Noch beehre ich mich, aufgemuntert durch das
Interesse welches (Ewr)Euer Excellenz meinen Bemü-
hungen um die Farbenlehre zuzuwenden
geruht haben, Höchstdenselben, in Verfolg mei-
ner unterthänigsten Anzeige vom 28sten (v.)vorigen
(M.)Monats
2 nachträglich einen Auszug aus einem
von des Großherzoglich Weimarschen Staats-
ministers Herrn von Göthe Excellenz, neuer-
dings an mich eingegangenes Schreiben vom
13ten (d. M.)dieses Monats
3 welches die erfreuliche Auffor-
derung für mich enthält die Redaction eines
dritten Theils der Farbenlehre zu überneh-
men, zur hochgeneigten Kenntnißnahme
vorzulegen, indem ich ehrerbietigst ver-
harre

(Ewr)Euer Excellenz
ganz unterthäniger Diener
Leopold von Henning. Dr. Phil.

(Friedrichsstraße (Nr.)Nummer 161).
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TextGrid Repository (2023). Goethes Farbenlehre in Berlin. Repositorium. 30. Juni 1822. Von Henning an Altenstein. Z_1822-06-30_k.xml. Wirkungsgeschichte von Goethes Werk „Zur Farbenlehre“ in Berlin 1810-1832. Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek. https://hdl.handle.net/21.11113/0000-000F-C448-3