[39r]

Der Maler Tischbein, der bey Ew. Excellenz
um die Stelle eines Zeichenlehrers auf
der Universität Bonn eingekommen ist,
ist mir von Rom her bekannt, und auch
später habe ich Arbeiten von ihm gesehen,
welche allerdings seine Geschicklichkeit in der
Figur beurkunden, so daß derselbe in solcher
Beziehung aufs beste zu empfehlen ist.
Es scheint aber nicht, daß er eine große
Fertigkeit im Architektonischen Zeichnen
habe, und dies wäre für den Lehrer
an einer Universität doch mit besonders
wünschenwerth. Sollten daher Ew.
Execellenz auf die Anstellung des Herrn
Tischbein Rücksicht nehmen; so würde
es sehr gut seyn, demselben es zur Pflicht
zu machen, hier noch einige Monate
zuzubringen, um sich unter der Aufsicht
des Hr. Prof. Hummel im Architektonischen
Zeichnen zu üben.

Übrigen scheint der junge Mann auch
von Seite seines ruhigen, verständigen[39v]und milden Charakters, und auch in Be-
ziehung seiner moralischen Grundsäze
sehr zu empfehlen zu seyn.

Die gemalte Skizze folgt hiemit
zurück.

Berlin d. 22 May 1822.
Hirt

Editionstext kann unter der Lizenz „CC BY-NC-SA-4.0 international“ genutzt werden.


Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2023). Goethes Farbenlehre in Berlin. Repositorium. 22. Mai 1822. Hirt an Altenstein. Z_1822-05-22_k.xml. Wirkungsgeschichte von Goethes Werk „Zur Farbenlehre“ in Berlin 1810-1832. Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek. https://hdl.handle.net/21.11113/0000-000F-C3D6-3