[41r]
Berlinden 6ten Junius 1822
An
den Maler
Herrn Kolbe
in Weimar
citissime

Das Ministerium eröffnet
Ihnen auf Ihre unter
dem 20ten ⟨April⟩ d. J. einge-
reichte Vorstellung, daß
mit der Stelle des Zeichen-
lehrers bei der Universi-
tät in Bonn
etatsmäßig
nur eine jährliche Besol-
dung von zweihundert
Thalern verbunden [+++]ist1, und
daß auch dem Maler
Rabe, welcher früher
für diese Stelle berufen
war, keine höhere Be-
soldung zugesichert
worden ist. Die Fonds
der Universität in Bonn
gestatten es nicht, die
für die fragliche Stelle
ausgesetzte Besoldung
zu erhöhen, und das Mi-
nisterium bedauert daher,
Ihrem desfallsigen Ge-
suche nicht willfahren
zu können. Um Sie aber
wo möglich in eine Ihren
Fähigkeiten und Wünschen
mehr entsprechende Lage
zu bringen, hat das
Ministerium beschlossen,
die Ihnen früher ange-
tragene Professur und
Lehrstelle bei der Kunst-
Akademie in Düssel-
dorf
in Hinsicht des
mit derselben verbun-
denen Jahrgehalts den
übrigen Professuren
bei der eben gedachten
Anstalt gleich zu
stellen, und für die[41v]selbe eine jährliche Be-
soldung von Sechs
hundert Thalern Pr. Courant
zu bestimmen[.] Da auf
diese Weise der Grund,
weshalb Sie dem Rufe
nach Düsseldorf zu folgen
früherhin Anstand nah-
men, beseitigt ist, und da
sich die dortige Kunst-
akademie
bisher eines
guten Fortgangs erfreut ,
und Ihnen einen Ihren
Talenten und Fähigkeiten
angemesseneren Wir-
kungskreis eröffnet,
der Ihnen als Zeich2 in
der Eigenschaft eines Zeichen-
lehrers zu Bonn zu
Theil werden kann:
so fordert das Mini-
sterium Sie auf, Sich
baldigst zu erklären,
ob Sie die fragliche
Professur bei der
Kunstakademie in
Düsseldorf
mit einem
Jahrgehalte von 600
Thalern jetzt anzunehmen
bereit sind. Im bejahenden
Falle wird das Mini-
sterium wegen der für
Sie aus zufertigenden
Bestallung so wie wegen
Anweisung des Ihnen
verheißenen Jahrgehalts
das Erforderliche veran-
lassen. Obwohl Ihre
Anwesenheit in Düssel-
dorf
für die dortige
Kunstakademie gerade
jetzt sehr wünschenswerth[41r]ist, so will das Ministe-
rium dennoch genehmigen,
daß Sie vor dem Antritte
Ihrer Lehrstelle in
Düsseldorf noch eine
Reise hierher und nach
Dresden unternehmen,
wobey aber vorausgesetzt
wird, daß Sie IhrenAufenthalt inIhreAbreise von3 Weimar
auf jede nur thunliche
Weise verkürzen werden4
beschleunigen werden. Ihrer
bestimmten Erklärung,
sieht das Minist5 ob
Sie die Zeichenlehrerstelle
in Bonn mit dem etats-
mäßigen Gehalte von
200 Thalern, oder die
Professur in Düsseldorf
mit einer Besoldung von
600 Thalern annehmen
wollen, sieht das Mini-
sterium unfehlbar
binnen 14 Tagen entgegen.

Berlin p
Nam. Minister

[+++]ist]
als Zeich]
IhrenAufenthalt inIhreAbreise von]
verkürzen werden]
sieht das Minist]

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TextGrid Repository (2023). Goethes Farbenlehre in Berlin. Repositorium. 6. Juni 1822. Kultusministerium an Kolbe (Konzept). Z_1822-06-06_k.xml. Wirkungsgeschichte von Goethes Werk „Zur Farbenlehre“ in Berlin 1810-1832. Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek. https://hdl.handle.net/21.11113/0000-000F-C400-3