[Ich soll nunmehr die Schrecken-reiche Bahn]

[122]
Ich soll nunmehr die Schrecken-reiche Bahn/
Die keiner kömmt zurücke/ treten an/
Die Seele bebt/ das Hertze will erkalten/
Doch Jesus wird mich auch im Tod erhalten.
Ein schmaler Weg voll Dornen/ Sand und Stein
Führt mich durch Berg und Thal in Himmel ein/
Doch Jesus hat mir schon die Bahn gebrochen/
Viel Väter sind ihm freudig nachgekrochen.
Entgleitet mir der Ohnmachts-volle Fuß/
Der allbereit von unten sterben muß/
Ich falle nicht/ weil ich zum Stul und Stabe
Des Herren Creutz und offne Seiten habe.
Er ist der Arzt/ der mit durchgrabner Hand/
Befühlet wie mein schwacher Pulß bewand/
Sein theures Blutt/ das er mir selbst verschreibet/
Macht/ daß man auch im Tode lebend bleibet.
Sein Liebes-Brand entzündt der Glieder Eiß/
Sein kühler Trost wischt ab den Todes-Schweiß/
Sein süsses Wort bestillt mein kläglich Aechzen/
Sein Myrrhen-Tranck der matten Seelen Lechzen.
Die Zunge schweigt/ das Hertze glaubt und hofft/
Ich höre nichts/ als wie mir Jesus rufft/
Ich sehe nichts/ als wie mich Jesus führet/
Wo ewge Lust und Wonne wird gespüret.
Wer wolte nicht mit Freuden folgen nach?
Besucht der Leib sein kaltes Schlaff-Gemach/
Er wird auch da des Herren Erde finden/
Und ihn der Herr/ wenn alle Welt muß schwinden.
Drum ob der Tod mich auff die Folter zieht/
Ob Schmertz und Weh durchgehen iedes Glied/
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Ob man den Leib zur Würme Kost begräbet/
So weiß ich doch/ daß mein Erlöser lebet.
Ich bin gewiß/ daß mein Erlöser lebt/
Vor dessen Thron die reine Seele schwebt/
Die durch sein Blutt gewaschen ist von Sünden/
Die Noth und Tod aus seiner Hand nicht winden.
Ich bin gewiß/ daß mein Erlöser lebt/
Der meinen Leib aus seiner Asch' erhebt/
Der meine Bein' erfüllt mit neuen Kräfften/
Und diese Haut/ diß Fleisch daran wird hefften.
Ich bin gewiß/ daß mein Erlöser lebt/
An dem mein Aug' und gantzes Hertze klebt/
Mein Auge/ das nicht fremdem Auge trauet/
Das Gott ihm selbst/ und keinem andern/ schauet.
Wie selig/ wer diß ungeschaffne Licht
Kan sehen mit verklärtem Angesicht/
Besizt/ wornach manch gläubigs Hertze strebet/
Und sieht und weiß/ daß sein Erlöser lebet!

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TextGrid Repository (2011). Abschatz, Hans Aßmann von. Gedichte. Gedichte. Himmelschlüssel oder Geistliche Gedichte. [Ich soll nunmehr die Schrecken-reiche Bahn]. [Ich soll nunmehr die Schrecken-reiche Bahn]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0001-D593-B