An eine ungetreue Geliebte.

Nicht daß dein Herz für keinen Andern lodre,
Behutsamkeit ist alles, was ich fodre,
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Zu schön zur Treu', brich sie bei Andrer Kuß,
Nur so nicht, daß ich's immer wissen muß.
Das Weib, das ihren Fehler schlau verhehlet,
das läugnen kann, das hat auch nicht gefehlet.
Doch welche Tollheit treibt dich, das Vergehn
Der stillen Nacht bei Tage zu gestehn?
Da die selbst, die den ersten besten küsset,
Die Buhlerin, vorher die Thür verschließet.
Muthwillig gibst du dich dem Schimpfe Preis,
Und dein Mund ist's, durch den man alles weiß.
O gib dir nur den Anschein einer Spröden,
Ich will mich gern, du seist es, überreden.
Thu', was du thust, nur Läugnen sei dir Pflicht,
Nur schäme dich ehrbarer Reden nicht.
Es ist ein Ort, bestimmt zu süßen Kriegen,
Den fliehe Scham, den fülle nur Vergnügen;
Doch außer ihm sei nie verbuhlt dein Blick,
Stets bleib' im Bett die Lüsternheit zurück.
Dort magst du jedes Röckchen von dir werfen,
Durch hundert Gruppen Amors Stachel schärfen,
Magst deinen Purpurmund zum Zungenspiel
[67]
Dem Buhler bieten, süßer Wörtchen viel,
Und dann ihm, unter wonnigem Erbeben
Des lauten Betts, der Freuden Fülle geben!
Doch ist's geschehn, und langst du nach dem Kleide
So kleid' auch dein Gesicht in Ehrbarkeit.
Die Welt und mich betrügst du leicht, nur wolle
Ich spiele gern des gläub'gen Thoren Rolle:
Was störst du mich hierin? Was siegelst du
Vor mir verliebte Briefchen auf und zu?
Dein Hals ist zähnewund, zerwühlt dein Bette,
Dein Haar zerzaust, wie's nicht zerzauset hätte
Der Schlaf allein, fast mir im Angesicht ...
O schone mich, schonst du die Ehre nicht!
Ach! wenn du oft mit nicht gefärbten Wangen
Die Untreu', welche du an mir begangen,
Mir selbst gestehst, dann starret, kalt wie Eis,
Mein ganzer Leib, bedeckt mit Todesschweiß.
O daß mich dann, mich, der so gern dich haßte,
Und lieben muß, die Hand des Todes faßte!
Doch dich zugleich, o du Verrätherin,
Mit der und ohne die ich elend bin.
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Verbirg dein Laster, nie soll mich verlangen,
Ihm nachzuspähn, es sei wie unbegangen.
Nur läugne, wenn dich gleich auf frischer That
Mein Aug' ergriff, und läugne den Verrath;
Gern will ich dann mich einen Träumer schelten,
Mehr als mein Auge soll dein Wort mir gelten,
Ich weiß es, Lügen kosten dich nicht viel,
Und Eine macht dir schon gewonnen Spiel;
Denn ist gleich nicht das Recht in diesem Streite,
So ist der Richter doch auf deiner Seite.

[Johann Baptist] von Alxinger. [69]

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2011). Anonym. Gedichte. Nuditäten oder Fantasien auf der Venusgeige. An eine ungetreue Geliebte. An eine ungetreue Geliebte. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0001-DE12-5