Die Schändung.

Beim geistlichen Gerichte klagte
einst einen alten Arzt ein Mädchen an,
der ihr die Ehre, wie sie sagte,
geraubt, und ihr Gewalt gethan.
Sie bat, daß man ihn hängen sollte,
wofern er sie nicht ehlichte. –
Sie war ganz hübsch, stark, munter, jung und trollte
so rasch einher, daß man sich wunderte,
wie dieses möglich sei. – Ei! rief der Richter dann,
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habt Ihr Euch nicht gewehrt? – Wie konnt' er Euch bezwingen?
Ihr seid so stark, er ein so schwacher Mann.
Habt Ihr ihm nicht vor allen Dingen
mit Euren Nägeln das Gesicht
zerkratzt? – Mein Herr, sprach sie, zwar hab' ich Kräfte,
wenn ich mich zanke, und bei ernsterem Geschäfte,
doch wenn ich lache, nicht.

G – r. [182]

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TextGrid Repository (2011). Anonym. Gedichte. Nuditäten oder Fantasien auf der Venusgeige. Die Schändung. Die Schändung. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0001-DEF0-4