Historia von D. Johann Fausten
dem weitbeschreyten Zauberer vnnd Schwartzkünstler, Wie er sich gegen dem Teuffel auff eine benandte zeit verschrieben, Was er hierzwischen für seltzame Abentheuwer gesehen, selbst angerichtet vnd getrieben, biß er endlich seinen wol verdienten Lohn empfangen.
Mehrertheils auß seinen eygenen hinderlassenen Schrifften, allen hochtragenden, fürwitzigen vnd Gottlosen Menschen zum schrecklichen Beyspiel, abscheuwlichen Exempel, vnd treuwhertziger Warnung zusammen gezogen, vnd in den Druck verfertiget.
Iacobi IIII.
Seyt Gott vnderthänig, widerstehet dem Teuffel, so fleuhet er von euch.
Cvm Gratia et Privilegio.


Widmung

[3] Den ehrnhafften, Wolachtbaren vnnd Fürnemmen Caspar Kolln, Churfürstlichem Meyntzischen Amptschreibern, Vnd Hieronymo Hoff, Renthmeistern in der Graffschafft Königstein, meinen insonders günstigen lieben Herrn vnd Freunden.


Gottes Gnad, meinen Gruß vnd Dienst zuvor, Ehrenhaffte, Wolachtbare, günstige liebe Herren vnd Freunde, Nach dem nun viel Jar her ein gemeine vnd grosse Sag in Teutschlandt von Doct. Johannis Fausti, deß weitbeschreyten Zauberers vnnd Schwartzkünstlers mancherley Abenthewren gewesen, vnd allenthalben ein grosse nachfrage nach gedachtes Fausti Historia bey den Gastungen vnnd Gesellschafften geschicht. Deßgleichen auch hin vnd wider bey etlichen newen Geschichtschreibern dieses Zauberers vnnd seiner Teuffelischen Künste vnd erschrecklichen Endes gedacht wirdt, hab ich mich selbst auch zum offtermal verwundert, daß so gar niemandt diese schreckliche Geschicht ordentlich verfassete, vnnd der gantzen Christenheit zur warnung, durch den Druck mittheilete, hab auch nicht [3] vnterlassen bey Gelehrten vnd verständigen Leuten nachzufragen, ob vielleicht diese Histori schon allbereit von jemandt beschrieben were, aber nie nichts gewisses erfahren können, biß sie mir newlich durch einen guten Freundt von Speyer mitgetheilt vnd zugeschickt worden, mit begeren, daß ich dieselbige als ein schrecklich Exempel deß Teuffelischen Betrugs, Leibs vnd Seelen Mords, allen Christen zur Warnung, durch den öffentlichen Druck publicieren vnd fürstellen wolte. Dieweil es dann ein mercklich vnnd schrecklich Exempel ist, darinn man nicht allein deß Teuffels Neid, Betrug vnd Grausamkeit gegen dem Menschlichen Geschlecht, sehen, sonder auch augenscheinlich spüren kan, wohin die Sicherheit, Vermessenheit vnnd fürwitz letzlich einen Menschen treibe, vnd ein gewisse Vrsach sey deß Abfalls von Gott, der Gemeinschafft mit den bösen Geistern vnd verderbens zu Leib vnd Seel, hab ich die Arbeit vnd Kosten so viel desto lieber daran gewendet, vnnd verhoff hiemit allen denen, so sich wöllen warnen lassen, einen wolgefälligen Dienst zuerzeigen.

Dise Histori aber, Ehrnhaffte, wolachtbare, günstige liebe Herrn vnd Freundt, hab ich E. E. vnd A. dedicieren vnd zuschreiben wöllen, nicht der Meynung, als solt dieselbige dieser Wahrnung für andern bedürffen, denn mir, Gott lob, E. E. vnd A. sonderlicher ernst vnd Eiffer zu Gott, der waren Religion, Christlicher Bekändtnuß, vnd gehorsam auß täglicher Beywohnung vnd Erfahrung gnugsam bekandt, Sondern zu einem öffentlichen Zeugnuß der sonderlichen Lieb vnd Freundschafft, die sich zwischen vns zum theil in der Schul zu Vrsel, zum theil auß vieler Beywohnung vnd Gemeinschafft angefangen, vnd noch auff den heutigen Tag erhalten, auch, ob Gott wil, die vbrige zeit vnsers Lebens hie auff Erden vnnd in dem ewigen Vatterlandt währen vnd bestehen soll. Wie ich denn für meine Person darzu gantz geneigt bin, auch E. E. vnnd A. also gesinnet weiß, daß sie an allem dem, was zu erhaltung dieser vnser wolhergebrachten Freundschafft dienen mag, nichts werden erwinden lassen. Ich erkenne mich zwar schuldig, E. E. vnd A. in anderm vnnd mehrerm vnd mit allem dem, was ich vermag, zu [4] willfahren vnnd zu dienen, Weil ichs aber auff dißmal besser nicht hab, auch E. E. vnnd A. durch Gottes Segen an zeitlicher Nahrung vnd leiblichen Gütern dermassen geschaffen vnd begabet weiß, daß sie meiner hierin nit bedürffen, hab ich dannoch E. E. vnd A. auß meiner Truckerey mit diesem geringen Büchlein verehren wöllen, Sonderlich dieweil mir auß vorigen Gesprächen bewust, daß E. E. vnd A. auch vor längest dieser Historien fleissig nachgefragt, Bitt derhalben, dieselbigen wollen mit diesem geringen Meßkram auff dißmal von mir für gut nemmen, vnd mein günstige Herrn vnd Freundt seyn vnd bleiben. Thue E. E. vnd A. sampt derselbigen gantzen Haußhaltung in den gnädigen Schutz vnnd Schirm deß Allmächtigen befehlen, Datum Franckfurt am Mayn, Montags den 4. Sept. Anno M.D.LXXXVII.


E. E. vnd A. Dienstwilliger Johann Spies, Buchdrucker daselbst.

Vorred an den Christlichen Leser

[5] Vorred an den Christlichen Leser.

Wiewol alle Sünde in jhrer Natur verdammlich sind, vnnd den gewissen Zorn vnd Straffe Gottes auff sich tragen, so ist doch von wegen der vngleichen Vmbstände jmmer eine Sünde grösser vnd schwerer, wirdt auch beydes hie auff Erden, vnnd am Jüngsten Tag ernstlicher von Gott gestrafft, denn die andern, Wie vnser HERR Christus selber saget, Matth. 11. Es werde Tyro, Sydon, vnd Sodoma am jüngsten Tag träglicher ergehen, denn Chorazim, Bethsaida vnd Capernaum. Ohn allen zweiffel aber ist die Zauberey vnd Schwartzkünstlerey die gröste vnnd schwereste Sünde für Gott vnd für aller Welt, Daher auch Samuel die grobe vnnd vielfältige Sünde deß Königs Sauls ein Zauberey Sünde, Abgötterey vnd Götzendienst nennet, 1. Sam. 15. vnd weiß der H. Geist alle Sünde Sauls nicht anders zubeschreiben, denn mit den zweyen Worten: Abgötterey vnd Zauberey, dadurch sich ein Mensch aller dings von Gott abwendet, sich den Götzen vnd Teuffeln ergibet, vnd denselben an Gottes statt mit gantzem Willen vnnd Ernst dienet. Wie denn Saul von Gott gar abtrünnig wirdt, alles wider sein Wort vnd Befelch muhtwilliger weiß vnnd wider sein eygen Gewissen fürnimmet vnd handlet, biß er endtlich gar an Gott verzweiffelt, den Teuffel selber zu Endor, bey der Warsagerin rahtsfraget, 1. Sam. 28. Ist es aber nicht ein grewlicher vnd erschrecklicher Handel, daß ein vernünfftiger Mensch, der von Gott zu seinem Ebenbild erschaffen, vnd an Leib vnd Seel so hoch geehret vnd [6] reichlich begabet, demselbigen einigen waren Gott vnnd Schöpffer, dem er alle Ehr vnnd Gehorsam sein Lebenlang schuldig ist, so schändtlich verlassen, vnd sich an einen erschaffenen Geist, darzu nicht an einen guten vnd heyligen Geist, als die lieben heylige Engel im Himmel sind, die in jrer angeschaffenen Gerechtigkeit vnnd Reynigkeit bestanden, nicht dienen lassen, Sonder an einen bösen verfluchten Lügen vnd Mordtgeist, der in der Warheit vnd Gerechtigkeit nicht bestanden, vnnd seiner Sünde halben auß dem Himmel in den Abgrund der Hellen verstossen worden, mit Leib vnnd Seel, zu zeitlicher vnnd ewiger Verdammnuß zu eygen ergeben. Was könnte doch grewlichers vnd erschrecklichers von einem Menschen gesaget werden? Es ist auch der Teuffel nicht allein für sich ein abtrünniger, verkehrter vnd verdampter Geist, durch seinen Hoffart vnd Abfall von Gott worden, Sondern ist auch ein abgünstiger, listiger vnd verführischer Geist, Gottes vnnd des Menschlichen Geschlechts wissentlicher vnd abgesagter Feindt, der weder Gott seine Ehr bey den Menschen, noch den Menschen Gottes Huldt vnnd Seligkeit günnet, Sonder das in alle Weg nach seinem besten Vermögen hindert, vnd den Menschen von Gott abwendig machet. Wie er solches bald nach seinem Fall mit der That selbst leyder all zu geschwind an vnsern ersten Eltern erwiesen hat, in dem er nicht allein Gottes außtrücklich Gebott vbel vnd anders, als es gemeynet, deutet, vnd Gott beschuldiget, als ob er den erschaffenen Menschen die höchste Seligkeit mißgünne, Sondern reitzet auch Euam eben dardurch zum Vngehorsam gegen Gott, vnd leuget vnd treuget so lang vnd viel, biß er endlich nit allein Euam, sondern auch durch das Weib Adam selbst zu Fall bringt, vnd so viel an jm ist, nicht allein sie beyde, Sondern auch das gantz Menschliche Geschlecht ins zeitlich vnd ewig Verderben stürtzet. Vnnd ob wol hernach Gott sich wider vber die Menschen erbarmet, vnd jnen durch deß Weibs Samen zu recht geholffen, auch zwischen der Teuffelischen Schlangen eine Feindschafft gesetzt, so lässet doch der Teuffel nit nach, dem Menschlichen Geschlecht nachzustellen, vnnd sie zu allen Sünden, zeitlicher vnnd [7] ewiger Straff zu reitzen, vnnd zu verführen, wie 1. Pet. 5. steht: Ewer Widersacher der Teuffel geht vmbher, wie ein brüllender Löuwe, vnd suchet, welchen er verschlinge. Ja wenn er gleich einmal bey einem Menschen fehlgeschlagen vnd abgewiesen, oder wider außgetrieben worden, so lässet er doch nicht nach, sondern suchet wider an, vnd wo er einen sicheren Menschen antrifft, nimmt er sieben ärgere Geister zu sich, kehret ein vnd wohnet da, vnd wirdt mit einem solchen Menschen ärger als vorhin, Luc. 11. Derhalben vns auch der getrewe Gott so treulich vnd ernstlich für deß Teuffels Griessen, Listen, vnd sonderlichen vor den Zauberischen Schwartzkünsten wahrnet, vnd vns dieselbige bey höchster vnnd eusserster Straff verbeut, daß vnter seinem Volck kein Zauberer seyn, keiner auch die Zauberer rahtsfragen soll. Leuit. 19. Ihr solt euch nicht wenden zu den Warsagern, vnnd forschet nicht an den Zeichendeutern, daß jr nicht an jnen vervnreiniget werdet. Denn ich bin der HERR ewer Gott. Deut. 18. Du solt nicht lernen thun die Grewel dieser Völcker, daß nicht vnter dir funden werde, der sein Sohn oder Tochter durchs Feuwer gehen lasse, oder ein Weissager, oder ein Tagwehler, oder der auff Vogelschrey achte, oder ein Zauberer oder Beschwerer, oder Warsager, oder ein Zeichendeuter, oder der die Todten frage, Denn wer solches thut, der ist dem HERRN ein Grewel, vnd vmb solcher Greuwel willen vertreibet sie der HERR Gott für dir her. Es dräwet auch Gott den Zauberern vnd Schwartzkünstlern vnd jren Anhängern die höchste Straff, vnnd befilcht der Obrigkeit dieselbige an jnen zuexequirn. Leuit. 20. Wenn ein Mann oder Weib ein Warsager oder Zeichendeuter seyn wirdt, die sollen deß Todts sterben, man soll sie steinigen, jr Blut sey auff jnen. Wer auch jemals Historien gelesen, der wirt befinden, wenn gleich die Obrigkeit jr Ampt hierin nit gethan, daß doch der Teuffel selbst zum Hencker an den Schwartzkünstlern worden. Zoroastres, den man für Misraim, deß Chams Sohn, helt, ist von dem Teuffel selbst verbrennet worden. Einen andern Zauberer, der sich vermessen, die Zerstörung der Statt Troia einem fürwitzigen Fürsten zu representieren [8] vnnd für die Augen zu stellen, hat der Teuffel lebendig hinweg in die Lufft geführet, Joannes Franciscus Picus. Deßgleichen hat er auch einem Graffen von Matiscona vber seiner Zauberey gelohnet, Hugo Cluniacensis. Ein anderer Zauberer zu Saltzburg, wolt alle Schlangen in ein Gruben beschweren, war aber von einer grossen vnd alten Schlang mit in die Gruben gezogen vnd getödtet,VVierus de pærstigijs Dæmonum lib. 2. ca. 4. In Summa, der Teuffel lohnet seinen Dienern, wie der Hencker seinem Knecht, vnnd nemmen die Teuffelsbeschwerer selten ein gut Ende, wie auch an D. Johann Fausto zusehen, der noch bey Menschen Gedächtnuß gelebet, seine Verschreibung vnnd Bündtnuß mit dem Teuffel gehabt, viel seltzamer Abenthewr vnd grewliche Schandt vnd Laster getrieben, mit fressen, sauffen, Hurerey vnd aller Vppigkeit, biß jm zu letzt der Teuffel seinen verdienten Lohn gegeben, vnd jm den Halß erschrecklicher weiß vmbgedrehet. Damit ist es aber noch nicht gnug, sondern es folgt auch die ewige Straff vnnd Verdammnuß, daß solche Teuffelsbeschwerer endtlich zu jrem Abgott dem Teuffel in Abgrund der Hellen fahren, vnd ewiglich verdampt seyn müssen. Wie Paulus Galat. 5. sagt: Wer Abgötterey vnd Zau berey treibe, werde das Reich Gottes nicht ererben. Vnnd Apocal. 21. Der Zauberer, Abgöttischen vnd Lügener Theil werde seyn in dem Pful, der mit Feuwer vnd Schweffel brennet, welches ist der ander Todt. Das heisset dann sein geschertzt vnd gekurtzweilet mit dem Teuffel, vnnd das suchet der Schadenfro, daß er die Menschen durch sein Zauberey an Leib vnd Seel schände vnnd verderbe. Wie soll vnd kan es auch wol anders gehen, wann ein Mensch seinen Gott vnd Schöpffer verlassen, Christum seinen Mittler verläugnet, den im H. Tauff mit der H. Dreyfaltigkeit auffgerichten Bund vernichtiget, alle Gnaden vnd Gutthaten Gottes, vnnd sein eygen Heyl vnnd Wolfahrt zu Leib vnd Seel in die Schantz schläget, den Teuffel zu Gast lädet, Bündnussen mit jm auffrichtet, vnd also bey dem Lügen vnd Mordgeist Warheit vnd Glauben, bey einem wissentlichen vnnd abgesagten Feind guten Raht vnd Lehr, vnd bey dem verdampten [9] Helledrachen einige Hoffnung, Glück vnd Segen suchet. Das ist ja kein Menschliche Schwachheit, Thorheit vnd vergeßlichkeit, oder, wie es S. Paulus nennet, ein Menschliche Versuchung, Sondern ein recht Teuffelische Boßheit, ein muhtwillige Vnsinnigkeit vnd grewliche Verstockung, die mit Gedancken nimmermehr ergründet, geschweige dann mit Worten außgesprochen werden kan, darob auch ein Christenmensch, wann ers nur nennen höret, sich von Hertzen entsetzen vnd erschrecken muß.

Fromme Christen aber werden sich für solchen Verführungen vnd Blendungen deß Teuffels wissen zuhüten, vnnd bey dieser Historien fleissig bedencken die Vermahnung, Jacob. 4. Seit Gott vnterthänig, widerstehet dem Teuffel, so fleuhet er von euch, nähet euch zu Gott, so nähet er sich zu euch. Vnd Eph. 6. Seit starck in dem HERREN, vnnd in der Macht seiner Stärcke, ziehet an den Harnisch Gottes, daß jhr bestehen könnet wider die listige Anläuff deß Teuffels. Sollen jhnen auch fürstellen das Exempel Christi, welcher den Teuffel mit Gottes Wort von sich treibet, vnnd alle Anfechtungen vberwindet.

Damit aber alle Christen, ja alle vernünfftige Menschen den Teuffel vnd sein Fürnemmen desto besser kennen, vnnd sich darfür hüten lernen, so hab ich mit Raht etlicher gelehrter vnd verstendiger Leut das schrecklich Exempel D. Johann Fausti, was sein Zauberwerck für ein abscheuwilch End genommen, für die Augen stellen wöllen, Damit auch niemandt durch diese Historien zu Fürwitz vnd Nachfolge möcht gereitzt werden, sind mit fleiß vmbgangen vnnd außgelassen worden die form coniurationum, vnnd was sonst darin ärgerlich seyn möchte, vnnd allein das gesetzt, was jederman zur Warnung vnnd Besserung dienen mag. Das wöllest du Christlicher Leser zum besten verstehen, vnd Christlich gebrauchen, auch in kurtzem deß Lateinischen Exemplars

von mir gewertig seyn. Hiemit Gott befolen.

1. Historia vonn D. Johann Fausten, deß weitbeschreyten Zauberers, Geburt vnd Studijs

[10] [1]

Historia vonn D. Johann Fausten, deß weitbeschreyten Zauberers, Geburt vnd Studijs.

Doctor Faustus ist eines Bauwern Sohn gewest, zu Rod, bey Weinmar bürtig, der zu Wittenberg ein grosse Freundschafft gehabt, deßgleichen seine Eltern Gottselige vnnd Christliche Leut, ja sein Vetter, der zu Wittenberg seßhafft, ein Bürger, vnd wol vermögens gewest, welcher D. Fausten aufferzogen, vnd gehalten wie sein Kind, dann dieweil er ohne Erben war, nam er diesen Faustum zu einem Kind vnd Erben auff, ließ jhn auch in die Schul gehen, Theologiam zu studieren, Er aber ist von diesem Gottseligen Jürnemmen abgetretten vnd Gottes Wort mißbraucht. Derhalben wir solche Eltern vnnd Freundt, die gern alles guts vnd das best gesehen hetten, wie solches alle fromme Eltern gern sehen, vnd darzu qualificiert seind, ohne Taddel seyn lassen, vnd sie in die Historiam nicht mischen sollen, So haben auch seine Eltern dieses Gottlosen Kindes Grewel nit erlebt noch gesehen 1. Denn einmal gewiß, daß diese Eltern deß D. Fausti (wie menniglich zu Wittenberg bewußt) sich gantz hertzlich erfrewet haben, daß jr Vetter jn als ein Kindt auffname, vnd als darnach die Eltern sein trefflich ingenium vnnd memoriam an jm spürten, ist gewißlich erfolget, daß diese Eltern grosse Jürsorg für jhn getragen haben, gleich wie Hiob, am I. Capit. für sein Kinder gesorget hat, damit sie sich am HERRN nicht [11] versündigten. Es folget darneben auch offt, daß fromme Eltern Gottlose, vngerahtene Kinder haben, wie am Cain, Gen. 4. An Ruben, Genes. 43. Am Absolon, 2. Reg. 15. vnd 18. zusehen ist. Das ich darumb erzehle, dieweil jr viel gewest, so diesen Eltern viel Schuld vnnd Vnglimpff fürwerffen, die ich hiemit excusirt wil haben, daß solch Laruen die Eltern nicht allein als schmehehafft, sondern als hette Faustus von seinen Eltern gesogen, da sie etlich Artickel fürgeben, Nemlich, sie haben jm allen Mutwillen in der Jugend zugelassen, vnd jhn nicht fleissig zum studieren gehalten, das ist jnen den Eltern auch verkleinert. Item, da die Freundt seinen geschwinden Kopff gesehen haben, vnd er zu der Theologia nicht viel Lust gehabt, vnnd darzu bekandt, auch offentlich ein Ruff vnnd Sag gewest, Er gehe mit der Zäuberey vmb, jn bey zeiten solten gewarnet vnd darvon abgemahnet haben. Solches alles seyn somnia, denn sie hierinnen nicht sollen verkleinert werden, dieweil an jnen kein Schuld ist. Für eins, ad propositum.

Als D. Faust eins gantz gelernigen vnd geschwinden Kopffs, zum studiern qualificiert vnd geneigt war, ist er hernach in seinem Examine von den Rectoribus so weit kommen, daß man jn in dem Magistrat examiniert, vnnd neben jm auch 16. Magistros, denen ist er im Gehöre, Fragen vnnd Geschickligkeit obgelegen vnd gesieget, Also, daß er seinen Theil gnugsam studiert hat, war also Doctor Theologi. Daneben hat er auch einen thummen, vnsinnigen vnnd hoffertigen Kopff gehabt, wie man jn denn allezeit den Speculierer genennet hat, Ist zur bösen Gesellschafft gerahten, hat die H. Schrifft ein weil hinder die Thür vnnd vnter die Banck gelegt, ruch vnd Gottloß gelebt (wie denn diese Historia hernach gnugsam gibt). Aber es ist ein wahr Sprichwort: Was zum Teuffel wil, [12] das läßt sich nicht auffhalten, noch jm wehren. 2 Zu dem fand D. Faustus seines gleichen, die giengen mit Chaldeischen, Persischen, Arabischen vnd Griechischen Worten, figuris, characteribus, coniurationibus, incantationibus, vnnd wie solche werden. Vnd diese erzehlte Stück waren lauter Dardaniæ artes, Nigromantiæ, carmina, veneficium, vaticinium, incantatio, vnnd wie solche Bücher, Wörter vnd Namen genennt werden mögen. Das gefiel D. Fausto wol, speculiert vnd studiert Nacht vnd Tag darinnen, wolte sich hernacher keinen Theologum mehr nennen lassen, ward ein Weltmensch, nandte sich ein D. Medicinæ, ward einAstrologus vnnd Mathematicus, vnd zum Glimpff ward er ein Artzt, halff erstlich vielen Leuten mit der Artzeney, mit Kräutern, Wurtzeln, Wassern, Träncken, Recepten vnd Clistiern, darneben ohne Ruhm war er Redsprechig, in der Göttlichen Schrifft wol erfahren, Er wuste die Regel Christi gar wol: Wer den Willen des HERRN weiß, vnd thut jn nicht, der wirdt zwyfach geschlagen. Item, Niemand kan zweyen Herren dienen. Item, du solt Gott den HERREN nicht versuchen. Diß alles schlug er in Windt, setzte seine Seel ein weil vber die Vberthür, darumb bey jhm kein entschuldigung seyn sol.

2. Doct. Faustus ein Artzt, vnd wie er den Teuffel beschworen hat

[2]

Doct. Faustus ein Artzt, vnd wie er den Teuffel beschworen hat.

Wie obgemeldt worden, stunde D. Fausti Datum dahin, das zulieben, das nicht zu lieben war, dem trachtet er Tag vnd Nacht nach, name an sich Adlers Flügel, [13] wolte alle Gründ am Himmel vnd Erden erforschen, dann sein Fürwitz, Freyheit vnd Leichtfertigkeit stache vnnd reitzte jhn also, daß er auff eine zeit etliche zäuberische vocabula, figuras, characteres vnd coniurationes, damit er den Teufel vor sich möchte fordern, ins Werck zusetzen, vnd zu probiern jm fürname. 3 Kam also zu einem dicken Waldt, wie etliche auch sonst melden, der bey Wittenberg gelegen ist, der Spesser Wald genandt, wie dann D. Faustus selbst hernach bekandt hat. In diesem Wald gegen Abend in einem vierigen Wegschied machte er mit einem Stab etliche Circkel herumb, vnd neben zween, daß die zween, so oben stunden, in grossen Circkel hinein giengen, Beschwure also den Teuffel in der Nacht, zwischen 9. vnnd 10. Vhrn. Da wirdt gewißlichder Teuffel in die Faust gelacht haben, vnd den Faustum den Hindern haben sehen lassen, vnd gedacht: Wolan ich wil dir dein Hertz vnnd Muth erkühlen, dich an das Affenbäncklin setzen, damit mir nicht allein dein Leib, sondern auch dein Seel zu Theil werde, vnd wirfst eben der recht seyn, wohin ich nit (wil) ich dich meinen Botten senden, wie auch geschah, vnnd der Teuffel den Faustum wunderbarlich äfft vnnd zum Barren bracht. Denn als D. Faustus den Teuffel beschwur, da ließ sich der Teuffel an, als wann er nicht gern an das Ziel vnd an den Reyen käme, wie dann der Teuffel im Wald einen solchen Tumult anhub, als wolte alles zu Grund gehen, daß sich die Bäum biß zur Erden bogen, Darnach ließ der Teuffel sich an, als wann der Waldt voller Teuffel were, die mitten vnd neben deß D. Fausti Circkel her bald darnach erschienen, als wann nichts denn lauter Wägen da weren, darnach in vier Ecken im Wald giengen in Circkel zu, als Boltzen vnd Stralen, dann bald ein grosser Büchsenschuß, darauff ein Helle erschiene, Vnd sind im Wald viel löblicher Instrument, Music vnnd Gesäng gehört worden, Auch etliche Täntze, darauff etliche Thurnier mit Spiessen vnd Schwerdtern, [14] daß also D. Fausto die weil so lang gewest, daß er vermeynt auß dem Circkel zu lauffen. Letztlich faßt er wider ein Gottloß vnd verwegen Jürnemen, vnd beruhet oder stunde in seiner vorigen condition, Gott geb, was darauß möchte folgen, hube gleich wie zuvor an, den Teuffel wider zu beschweren, darauff der Teuffel jhm ein solch Geplerr vor die Augen machte, wie folget: Es ließ sich sehen, als wann ob dem Circkel ein Greiff oder Drach schwebet, vnd flatterte, wann dann D. Faustus seine Beschwerung brauchte, da kirrete das Thier jämmerlich, bald darauff fiel drey oder vier klaffter hoch ein feuwriger Stern herab, verwandelte sich zu einer feuwrigen Kugel, deß dann D. Faust auch gar hoch erschracke, jedoch liebete jm sein Fürnemmen, achtet jhms hoch, daß jhm der Teuffel vnterthänig seyn solte, wie denn D. Jaustus bey einer Gesellschafft sich selbsten berühmet. Es seye jhm das höchste Haupt auff Erden vnterthänig vnd gehorsam. Darauff die Studenten antworteten, sie wüßten kein höher Häupt, denn den Keyser, Bapst oder König. Drauff sagt D. Faustus, das Häupt, das mir vnterthänig ist, ist höher, bezeugte solches mit der Epistel Pauli an die Epheser, der Fürst dieser Welt, auff Erden vnd vnter dem Himmel, etc. Beschwur also diesen Stern zum ersten, andern, vnd drittenmal, darauff gieng ein Fewerstrom eines Manns hoch auff, ließ sich wider herunder, vnnd wurden sechs Liechtlein darauff gesehen, Einmal sprang ein Liechtlin in die Höhe, denn das ander hernider, biß sich enderte vnd formierte ein Gestalt eines fewrigen Manns, dieser gieng vmb den Circkel herumb ein viertheil Stund lang. 4 Bald darauff endert sich der Teuffel vnd Geist in Gestalt eines grauwen Münchs, kam mit Fausto zusprach, fragte, was er begerte. Dar auff war D. Fausti Beger, daß er morgen vmb 12. Vhrn zu Nacht jhm erscheinen solt in seiner Behausung, deß sich der Teuffel ein weil wegerte. [15] D. Faustus beschwur jhn aber bey seinem Herrn, daß er jm sein Begern solte erfüllen, vnd ins Werck setzen. Welches jm der Geist zu letzt zusagte, vnd bewilligte.

3. Folget die Disputation D. Fausti mit dem Geist

[3]

Folget die Disputation D. Fausti mit dem Geist.

Doctor Faustus, nach dem er morgens zu Hauß kame, beschiede er den Geist in seine Kammer, als er dann auch erschiene, anzuhören, was D. Fausti begeren were. Vnd ist sich zu verwundern, daß ein Geist, wo Gott die Handt abzeucht, dem Menschen ein solch Geplerr kan machen. Aber wie das Sprichwort lautet, solche Gesellen müssen doch den Teuffel endlich sehen, hie oder dort. 5 D. Faustus hebt sein Gauckelspiel widerumb an, beschwur jn von newem, legt dem Geist etliche Artickel für:


I. Erstlich, daß er jhm solt vnterthänig vnd gehorsam seyn, in allem was er bete, fragte oder zumuhte, biß in sein Fausti Leben vnd Todt hinein.

II. Daneben solt er jm das jenig, so er von jm forschen würd, nicht verhalten.

III. Auch daß er jm auff alle Interrogatorien nichts vnwarhafftigs respondiern wölle.


Darauff jm der Geist solchs abschlug, wegerte sich dessen, gab sein Vrsachen für, er hette keinen vollkommlichen Gewalt, dann so ferrn biß ers von seinem Herrn, der vber jn herrschete, erlangen könnte, vnd sprach: Lieber Fauste, dein Begeren zu erfüllen, stehet nicht in meiner Kur vnd Gewalt, sondern zu dem hellischen Gott. Antwort D. Faustus darauff: Wie sol ich das verstehen, bistu nit mächtig gnug dises Gewalts. Der Geist antwort, nein. Spricht Faustus wider zu jme: Lieber, sage mir die Vrsach? Du solt wissen, Fauste, sprach der Geist, daß vnter vns [16] gleich so wol ein Regiment vnd Herrschafft ist, wie auff Erden, dann wir haben vnsere Regierer vnd Regenten, vnd Diener, wie auch ich einer bin, vnnd vnser Reich nennen wie die Legion. 6 Dann ob wol der verstossen Lucifer auß Hoffart vnd Vbermuht sich selbst zu Fall gebracht, hat diser ein Legion vnnd jhr viel der Teuffel ein Regiment auffgericht, den wir den Orientalischen Fürsten nennen, denn seine Herrschafft hatte er im Auffgang, Also ist auch eine Herrschafft in Meridie, Septentrione vnd Occidente, vnd dieweil Lucifer, der gefallene Engel, seine Herrschafft vnnd Fürstenthumb auch vnter dem Himmel hat, müssen wir vns verendern, zu den Menschen begeben, denselben vnterthänig seyn, Denn sonst köndte der Mensch mit allem seinem Gewalt vnd Künsten jhm den Lucifer nicht vnterthänig machen, es sey dann, daß er ein Geist sende, wie ich gesandt bin. Zwar wir haben dem Menschen das rechte Fundament vnserer Wohnung nie offenbaret, wie auch vnser Regierung vnd Herrschafft, dann nach Absterben deß verdampten Menschen, der es erfehrt vnd jnnen wirt. D. Faustus entsetzt sich darob, vnd sprach: Ich wil darumb nicht verdampt seyn, vmb deinet willen. Antwort der Geist:


Wiltu nit, so hats doch kein Bitt,
Hats denn kein Bitt, so mustu mit,
Helt man dich, so weistu es nit,
Dennoch mustu mit, da hilfft kein Bitt,
Dein verzweiffelt Hertz hat dirs verschertzt.

Darauff sagt D. Faustus, hab dir S. Veltins Grieß vnd Crisam, heb dich von dannen. Da nun der Geist entweichen wolt, ward D. Faustus von stund an eines andern zweiffelhafftigen Gemühts, vnd beschwure jn, daß er jhm auff Vesper zeit widerumb allda solte erscheinen, vnd anhören, was er jm weiter würde fürtragen, Das jm der Geist bewilligte, vnd also vor jhm verschwande 7. Es ist hie zu [17] sehen deß Gottlosen Fausti Hertz vnd Opinion, da der Teuffel seyn müste, vnd doch auff seiner Halßstarrigkeit beharret.

4. Die andere Disputation Fausti mit dem Geist, so Mephostophiles genennet wirdt

[4]

Die andere Disputation Fausti mit dem Geist, so Mephostophiles genennet wirdt.

Abendts oder vmb Vesperzeit, zwischen drey vnd vier Vhren, erschien der fliegende Geist dem Fausto wider, der erbotte sich jhm in allem Vnterthänig vnd gehorsam zu seyn, dieweil jm von seinem Obersten Gewalt gegeben war, vnnd sagt zu D. Fausto: Die Antwort bring ich dir, vnnd Antwort mustu mir geben. Doch wil ich zuvor hören, was dein Beger sey, dieweil du mir aufferleget hast, auff diese Zeit zu erscheinen. Dem gab D. Faustus Antwort, jedoch zweiffelhafftig vnd seiner Seelen schändlich, denn sein Datum stunde anders nit, dann daß er kein Mensch möchte seyn, sondern ein Leibhafftiger Teuffel, oder ein Glied darvon, vnd begert vom Geist wie folgt:

Erstlich, daß er auch ein Geschickligkeit, Form vnnd Gestalt eines Geistes möchte an sich haben vnd bekommen. 8

Zum andern, daß der Geist alles das thun solte, was er begert, vnd von jhm haben wolt.

Zum dritten, daß er jm gefliessen, vnterthänig vnd gehorsam seyn wolte, als ein Diener.

Zum vierdten, daß er sich allezeit, so offt er jn forderte vnd beruffte, in seinem Hauß solte finden lassen.

Zum fünfften, daß er in seinem Hause wölle vnsichtbar regiern, vnd sich sonsten von niemandt, als von jm sehen lassen, es were denn sein Will vnd Geheiß.

Vnd letzlich, daß er jhm, so offt er jhn forderte, vnnd in der Gestalt, wie er jhm aufferlegen würde, erscheinen solt.

Auff diese sechs Puncten antwort der Geist dem Fausto, daß er jhm in allem wolt willfahren vnd gehorsamen, so ferrn daß er jm dagegen auch etlich fürgehaltene [18] Artickel wölle leisten, vnd wo er solches thue, sol es weiter kein noht haben, vnd seind diß darunter deß Geistes etliche Artickel gewesen:

Erstlich, daß er, Faustus verspreche vnd schwere, daß er sein, deß Geistes, eygen seyn wolte. 9

Zum andern, daß er solches zu mehrer Bekräfftigung, mit seinem eygen Blut wölle bezeugen, vnd sich darmit also gegen jm verschreiben.

Zum dritten, daß er allen Christgläubigen Menschen wölle feind seyn.

Zum vierdten, daß er den Christlichen Glauben wölle verläugnen.

Zum fünfften, daß er sich nicht wölle verführen lassen, so jhne etliche wöllen bekehren.

Hingegen wölle der Geist jhme, Fausto, etliche Jahr zum Ziel setzen, wann solche verloffen, soll er von jhme geholt werden, Vnd so er solche Puncten halten würde, soll er alles das haben, was sein Hertz belüste vnd degerte, vnnd soll er alsbaldt spüren, daß er eines Geistes gestallt vnnd weise haben würde. D. Faustus war in seinem Stoltz vnnd Hochmut so verwegen, ob er sich gleich ein weil besunne, daß er doch seiner Seelen Seligkeit nicht bedencken wolte, sondern dem bösen Geist solches darschluge, vnnd alle Artickel zuhalten verhiesse. Er meynet der Teuffel wer nit so schwartz, als man jhn mahlet, noch die Hell so heiß, wie mann davon sagte, etc.

5. Das dritte Colloquium D. Fausti mit dem Geist von seiner Promission

[5]

Das dritte Colloquium D. Fausti mit dem Geist von seiner Promission.

Nach dem D. Faustus dise Promission gethan, forderte er deß andern Tags zu Morgen früe den Geist, dem aufferlegte er, daß, so offt er jn forderte, er jm in [19] gestallt vnd Kleydung eines Franciscaner Münchs, mit einem Glöcklin erscheinen solte, vnd zuvor etliche Zeichen geben, damit er am Geläut könnte wissen, wenn er daher komme. Fragte den Geist darauff, wie sein Name, vnnd wie er genennet werde? Antwortet der Geist, er hieß Mephostophiles. Eben in dieser Stundt fellt dieser Gottloß Mann von seinem Gott vnd Schöpffer ab der jhne erschaffen hatt, ja er wirdt ein Glied deß leydigen Teuffels, vnnd ist dieser Abfall nichts anders, dann sein stoltzer Hochmuth, Verzweifflung, Verwegung vnd Vermessenheit, wie den Riesen war, darvon die Poeten dichten, daß sie die Berg zusammen tragen, vnd wider Gott kriegen wolten, ja wie dem bösen Engel, der sich wider Gott setzte, darumb er von wegen seiner Hoffahrt vnnd Vbermuht von GOtt verstossen wurde, Also wer hoch steygen wil, der fellet auch hoch herab.

Nach diesem richtet D. Faustus, auß grosser seiner Verwegung vnd Vermessenheit, dem bösen Geist sein Instrument, Recognition, brieffliche Vrkund vnd Be kanntnuß auff, Dieses war ein grewlich vnd erschrecklich Werck, vnd ist solche Obligation, nach seinem elenden Abschied, in seiner Behausung gefunden worden 10. Solches wil ich zur Warnung vnd Exempel aller frommen Christen melden, damit sie dem Teuffel nicht statt geben, vnd sich an Leib vnd Seel mögen verkürtzen, wie dann D. Faustus baldt hernach seinen armen famulum vnnd Diener auch mit diesem Teuffelischen Werck verführt hat. Als diese beyde Partheyen sich miteinander verbunden, name D. Faustus ein spitzig Messer, sticht jhme ein Ader in der lincken Hand auff, vnnd sagt man warhafftig, daß in solcher Hand ein gegrabne vnnd blutige Schrifft gesehen worden, O Homo fuge, id est, O Mensch fleuhe vor jhme vnd thue recht, etc.

[20]

6. D. Faustus läst jhm das Blut herauß in einen Tiegel, setzt es auff warme Kolen

[6]

D. Faustus läst jhm das Blut herauß in einen Tiegel, setzt es auff warme Kolen, vnd schreibt, wie hernach folgen wirdt.

Ich Johannes Faustus D. bekenne mit meiner eygen Handt offentlich, zu einer Bestettigung, vnnd in Krafft diß Brieffs, Nach dem ich mir fürgenommen die Elementa zu speculieren, vnd aber auß den Gaaben, so mir von oben herab bescheret, vnd gnedig mitgetheilt worden, solche Geschickligkeit in meinem Kopff nicht befinde, vnnd solches von den Menschen nicht erlehrnen mag, So hab ich gegenwertigem gesandtem Geist, der sich Mephostophiles uennet, ein Diener des Hellischen Printzen in Orient, mich vntergeben, auch denselbigen, mich solches zuberichten vnd zu lehren, mir erwehlet, der sich auch gegen mir versprochen, in allem vnderthenig vnnd gehorsam zuseyn. Dagegen aber ich mich hinwider gegen jhme verspriche vnd verlobe, daß so 24. Jahr, von Dato diß Brieffs an, herumb vnd fürvber gelauffen, er mit mir nach seiner Art vnd weiß, seines Gefallens, zuschalten, walten, regieren, führen, gut macht haben solle, mit allem, es sey Leib, Seel, Fleisch, Blut vnd gut, vnd das in sein Ewigkeit. 11 Hierauff absage ich allendenen, so da leben, allem Himmlischen Heer, vnd allen Menschen, vnd das muß seyn. Zu festem Vrkundt vnnd mehrer Bekräfftigung, hab ich disen Receß eigner Hand geschrieben, vnderschrieben, vnd mit meinem hiefür getrucktem eygen Blut, meines Sinns, Kopffs, Gedancken vnnd Willen, verknüpfft, versiegelt vnd bezeuget, etc.


Subscriptio,

Johann Faustus, der Erfahrne
der Elementen, vnd der
Geistlichen Doctor.
[21]

7. Wider D. Fausti Verstockung, ist dieser Verß vnd Reymen wol zusagen

[7]

Wider D. Fausti Verstockung, ist dieser Verß vnd Reymen wol zusagen.

Wer sein Lust setzt auff stoltz vnd Vbermuht,

Vnnd darinnen sucht sein Freuwd vnd Muht,

Vnd alles dem Teuffel nach thut.

Der Macht vber jhne ein eygen Ruht,

Vnd kompt endtlich vmb Seel, Leib vnd Gut.


Item:

Wer allein das Zeitlich betracht,
Vnd auff das Ewig hat kein acht,
Ergibt sich dem Teuffel Tag vnd Nacht,
Der hab auff seine Seel wol acht.
Item:

Wer sich das Feuwer muhtwillig läßt brennen,
Oder wil in einen Brunnen springen,
Dem geschicht recht, ob er schon nicht kan entrinnen.

8. [Welcherley gestalt der Teuffel Fausto erscheinet]

[8]

Im dritten Gespräch erschiene dem Fausto sein Geist vnd famulus gantz frölich, vnd mit diesen gestibus vnd Geberden 12. Er gieng im Hauß vmb wie ein feuriger Mann, daß von jm giengen lauter Fewerstramen oder Stralen, Darauff folgete ein Motter vnd Geplerr, als wann die Münch singen, vnnd wuste doch niemand, was es für ein Gesang war. Dem D. Fausto gefiel das Gauckelspiel wol, er wolte jhn auch noch nicht in sein Losament fordern, biß er sehe, was endtlich darauß wolt werden, vnd was es für ein Außgang gewinnen vnnd haben würde. Bald darnach wurd ein Getümmel gehört von Spiessen, Schwertern vnd andern Instrumenten, daß jn dunckte, man wolte das Hauß mit stürmen einnemmen. Bald widerumb wurd ein Gejägt gehört, von Hunden vnd Jägern, die Hund triben [22] vnd hetzten einen Hirschen, biß in D. Fausti Stuben, da ward er von den Hunden nidergelegt.

Darauff erschiene in D. Fausti Stuben ein Löwe vnd Drach, die stritten mit einander, wiewol sich der Löuw tapffer wehrete, ward er dannoch vberwunden, vnd vom Drachen verschlungen. D. Fausti Famulus sagt, daß er einem Lindwurm gleich gesehen habe, am Bauch geel, weiß vnd schegget, vnd die Flügel vnnd Obertheil schwartz, der halbe Schwantz, wie ein Schnecken Hauß, krumblecht, darvon die Stuben erfüllet, etc.

Wider wurden gesehen hinein gehen ein schöner Pfaw, sampt dem Weiblein, die zanckten mit einander, vnd bald warden sie vertragen, Darauff sahe man einen zornigen Stier hinein lauffen, dem D. Fausto zu, der nicht ein wenig erschrack, aber wie er dem Fausto zurennt, fellet er vor jm nider, vnnd verschwindt. Hierauff ward wider gesehen ein grosser alter Aff, der bot D. Fausto die Handt, sprang auff jn, liebet jn, vnd lieff die Stuben wider hinauß. Bald geschichts, daß ein grosser Nebel in der Stuben wirdt, daß D. Faustus vor dem Nebel nicht sehen kundte, so bald aber der Nebel vergienge, lagen vor jhme zween Säck, der ein war Goldt, vnd der ander Silber. Letzlich, da erhub sich ein lieblich Instrument von einer Orgel, dann die Positiff, dann die Harpffen, Lauten, Geygen, Posaunen, Schwegel, Krumbhörner, Zwerchpfeiffen vnd dergleichen (ein jeglichs mit vier Stimmen) also daß D. Faustus nicht anderst gedachte, dann er wer im Himmel, da er doch bey dem Teuffel war. Solches wehrete ein gantze Stund, daß also D. Faustus so halßstarrig war, daß er jhme fürnam, es hette jne noch niemals gerewet. Vnd ist hie zusehen, wie der Teufel so ein süß Geplerr macht, damit D. Faustus in seinem fürnemmen nicht möchte abgekehrt werden, sonder vil mehr, daß er sein fürnemmen noch freudiger möchte ins Werck setzen, vnd gedencken: Nun hab ich doch nie nichts böses noch abscheuliches gesehen, sondern mehr Lust vnnd Freuwde. [23] Darauff gienge Mephostophiles der Geist zu D. Fausto in die Stuben hinein, in Gestallt vnnd Form eines Münchs. D. Faustus sprach zu jhme, du hast einen wunderbarlichen Anfang gemacht, mit deinen Geberden vnd Enderungen, welches mir ein grosse Freuwd gegeben, Wo du also darinn wirst verharren, solt du dich alles guts zu mir versehen. Antwort Mephostophiles, O das ist nichts, ich soll dir in andern dienen, daß du kräfftigere vnd grössere Wirckunge vnnd Weiß an mir sehen wirst, auch alles das du von mir forderst, allein daß du mir die Promission vnnd Zusagung deines Verschreibens leistest, Faustus reichte jme die Obligation dar, vnd sagte, da hast du den Brieff, Mephostophiles name den Brieff an, vnnd wolte doch von D. Fausto haben, daß er eine Copey darvon nemme, das thät der Gottloß Faustus.

9. Von Dienstbarkeit deß Geistes, gegen D. Fausto

[9]

Von Dienstbarkeit deß Geistes, gegen D. Fausto.

Als D. Faustus solchen Grewel dem bösen Geist mit seinem eignen Blut vnd Handschrifft geleistet, ist gewißlich zuvermuhten, daß auch Gott vnd alles Himmlisches Heer von jhme gewiechen. In dem hat er nun sein Thun angerichtet, nit wie ein rechter Gottseliger Haußvatter, sonder wie der Teuffel, wie Christus der HERR von jhme sagt, der ein solche Behausung vnd Tabernacul hat, wo er in einem Menschen wohnet, Der Teuffel hat bey jhme einforiert, vnd gewohnet, wie auch zwar nach dem Sprichwort D. Faustus den Teuffel zu Gast geladen hat.

D. Faustus hat seines frommen Vettern Behausung jnnen, wie ers dann jme auch im Testament vermacht hatte, bey jhme hett er täglich ein jungen Schüler zum famulo, einen verwegnen Lecker, Christoph Wagner genannt, dem gefiele dieses Spiel auch wol, deßgleichen jne sein Herr tröstete, er wolte einen hocherfahrnen vnd geschickten Mann auß jhme machen, vnndt wie die Jugendt vorhin mehr zum bösen, denn zum guten geneiget, also war diesem auch 13. So hat D. Faustus, wie oben gesagt, niemands in seinem Hauß, als seinen famulum, vnd seinen bösen Geist Mephostophilem, der [24] jmmerdar in gestallt eines Mönchs vor jhme wandelte, den beschwur er in seinem Schreibstüblein, welches er jederzeit verschlossen hatte.

Sein Nahrung vnd Proulandt hatt D. Faustus vberflüssig, wann er einen guten Wein wolte haben, bracht jme der Geist solchen auß den Kellern, wo er wolte, wie er sich dann selbst einmal hören lassen, er thete seinem Herrn dem Churfürsten, auch dem Hertzogen auß Bäyrn, vnd dem Bischoffen von Saltzburg, viel Leyds in den Kellern, So hatte er täglich gekochte Speiß, dann er kundte ein solche zauberische Kunst, daß so bald er das Fenster auffthete, vnd nennet einen Vogel, den er gern wolt, der floge jhme zum Fenster hinein. 14 Deßgleichen brachte jhme sein Geist von allen vmbligenden Herrschafften, von Fürsten oder Graffen Höfen, die beste gekochte Speiß, alles gantz Fürstlich, Er vnd sein Jung giengen stattlich gekleydet, welches Gewand darzu jhme sein Geist zu Nachts, zu Nürmberg, Augspurg oder Franckfurt einkauffen oder stehlen muste, dieweil die Krämer deß Nachtes nicht pflegen im Kram zusitzen, So müssen sich auch die Gerber vnnd Schuster also leiden.

In Summa, es war alles gestolne vnd entlehnete Wahr, vnnd war also ein gar erbare, ja Gottlose Behausung vnd Narung, Wie Christus der HERR durch Johannem, den Teuffel auch einen Dieb vnd Mörder nennet, der er auch ist.

Noch hat jme der Teuffel versprochen, er wölle jme Wochentlich 25. Kronen geben, thut das Jahr 1300. Kronen, das ward sein Jars Bestallung.

10. D. Faustus wolte sich verheyrathen

[10]

D. Faustus wolte sich verheyrathen.

Doctor Faustus lebt also im Epicurischen Leben Tag vnd Nacht, glaubet nit daß ein GOTt, Hell oder Teuffel were, vermeinet Leib vnd Seele stürbe miteinander, [25] vnnd stach jhn seine Aphrodisia Tag vnd Nacht, daß er jhm fürname sich Ehelich zuverheyraten vnd zu weiben. Fragte darauff den Geist, welcher doch ein feind deß Ehelichen stands, so Gott geordnet vnnd eingesetzt hat, ist, ob er sich verheyrathen möchte? Antwortet jhme der böse Geist, was er auß jhme selbs machen wölle? Item, ob er nicht an seine Zusage gedencke? Vnnd ob er dieselbige nicht halten wölle? da er verheissen, Gott vnd allen Menschen feind zuseyn. 15 Zu dem, so könnte er in keinen Ehestandt gerahten, dieweil er nicht zweyen Herrn, als Gott vnd jhme, dem Teuffel, dienen könnte. Dann der Ehestand ist ein Werck deß Höchsten, wir aber seind dem gar zuwider, denn was den Ehebruch vnd Vnzucht betrifft, das kommt vns allen zu gutem. Derohalben, Fauste, sehe dich für, wirst du dich versprechen zuverehelichen, soltu gewißlich von vns zu kleinen Stücken zerrissen werden. Lieber Fauste, bedencke selbsten, was vnruh, Widerwillen, Zorn vnd Vneinigkeit auß dem Ehelichen standt folget? D. Faustus gedacht jhme hin vnnd wider nach, wie aller Gottlosen Hertzen nichts guts gründen können, vnd der Teuffel dieselbigen leytet vnd führet, Endtlich im nachdencken forderte er seinen Münch, da ohne das der München vnd Nonnen art ist, sich nit zuverehrlichen, sondern verbieten vielmehr dieselbige, Also auch D. Fausti Münch trieb jhn stetigs davon ab. Darauff sagt D. Faustus zu jhme: Nun wil ich mich Verehlichen, es folge drauß gleich was es wölle. In solchem Fürhaben gehet ein Sturmwindt seinem Hauß zu, als wolte es alles zu Grunde gehen, Es sprangen alle Thüren auff auß den Angeln, in dem wirt sein Hauß voller Brunst, als ob es zu lauter Aschen verbrennen wolte. D. Faustus gab das Fersengelt die Stiegen hinab, da erhaschet jn ein Mann, der wirfst jn wider in die Stuben hineyn, daß er weder Hände noch Füsse regen kundt, Vmb jhn gieng allenthalben das Feuwer auff, als ob er Verbrennen wolte, Er schrey seinen Geist vmb Hülff an, er wolte nach allem seinem Wunsch, Raht vnd That leben. Da erschiene jhm der Teuffel Leibhafftig, doch so grawsam vnd erschrecklich, daß er jn nicht ansehen kundt, Im antwort der Teuffel, sagende: Nun sage an, was Sinns [26] bistu noch? D. Faustus antwortet jhm kürtzlich, Er habe sein Versprechen nicht geleystet, wie er sich gegen jhm verlobt, vnnd habe solches so weit nicht außgerechnet, bate vmb Gnad vnnd Verzeihung, Der Satan sagt zu jhm mit kurtzen Worten: Wolan so beharre hinfort darauff, Ich sage dirs, Beharre darauff, vnd verschwande.

Nach diesem kame der Geist Mephostophiles zu jme, vnd sagte zu jhme: Wo du hinfüro in deiner Zusagung beharren wirst, sihe, so wil ich deinen Wollust anders ersättigen, daß du in deinen Tagen nichts anders wünschen wirst, vnd ist dieses: So du nit kanst Keusch leben, so wil ich dir alle Tag vnd Nacht ein Weib zu Bett führen, welche du in dieser Statt, oder anderßwo ansichtig, vnd die du nach deinem Willen zur Vnkeuscheit begeren wirst, In solcher Gestalt vnnd Form sol sie bey dir wohnen. 16

Dem D. Fausto gieng solchs also wol ein, daß sein Hertz für frewden zitterte, vnd rewte jn, was er anfänglich hatt fürnemmen wöllen, Geriehte auch in eine solche Brunst vnd Vnzucht, daß er Tag vnnd Nacht nach Gestalt der schönen Weiber trachtete, daß, so er heut mit dem Teuffel Vnzucht triebe, Morgen einen andern im Sinn hatte.

11. Frag D. Fausti an seinen Geist Mephostophilem

[11]

Frag D. Fausti an seinen Geist Mephostophilem.

Nach solchem, wie oben gemeldt, Doct. Faustus die schändtliche vnd greuwliche Vnzucht mit dem Teuffel triebe, vbergibt jhme sein Geist bald ein grosses Buch, von allerley Zauberey vnnd Nigromantia, darinnen er sich auch neben seiner Teuffelischen Ehe erlustigte, Diese Dardanias artes, hat man hernacher bey seinem famulo, Christoff Wagner, funden. Bald sticht jn der Fürwitz, fordert seinen Geist Mephostophilem, mit dem wolte er ein Gespräch halten, vnd sagt zum Geist: Mein Diener, sage an, Was Geists bistu? Ihme antwort der Geist, vnd sprach: Mein Herr Fauste, Ich bin ein Geist, [27] vnnd ein fliegender Geist, vnter dem Himmel regierendt. Wie ist aber dein Herr Lucifer zu Fall kommen? Der Geist sprach: Herr, Wie mein Herr, der Lucifer, ein schöner Engel, von GOtt erschaffen, ein Geschöpff der Seligkeit gewest ist, so weiß ich so viel von jhme, daß man solche EngelHierarchias nennet, vnnd jrer waren drey: Seraphin, Cherubin, vnnd der Thron Engel, der erst Fürsten Engel, der regieret das Ampt der Engel, der ander die erhalten vnd regieren oder schützen die Menschen, der dritte, die wehren vnnd stewren vnserer Teuffel Macht, vnd sind also Fůrsten Engel vnnd Krafft Engel genennet, Man nennet sie auch Engel grosser Wunderwerck, Verkünder grosser Ding, vnd Engel der Sorgfältigkeit Menschlicher Wart. 17 Also war auch Lucifer der schönen vnd Ertz Engel einer vnter jnen, vnd Raphael genannt, die andern zween Gabriel vnd Michael. Vnnd also hast du kürtzlich mein Bericht vernommen.

12. Ein Disputation von der Hell vnnd jhrer Spelunck

[12]

Ein Disputation von der Hell vnnd jhrer Spelunck.

Dem Doct. Fausto, wie man zusagen pflegt, Traumete von der Helle, vnd fragte darauff seinen bösen Geist, auch von der Substantz, Ort vnnd Erschaffung der Hellen, wie es darmit geschaffen seye. Der Geist gibt Bericht, So bald sein Herr in Fall kam, vnd gleich zur selbigen Stunde war jhme die Helle bereit, die da ist ein Finsternuß, allda der Lucifer mit Ketten gebunden, vnnd also verstossen vnnd vbergeben ist, daß er zum Gericht behalten werden solle, darinnen nichts anders zu finden als Nebel, Feuwer, Schwefel, Bech, vnnd ander Gestanck, So können wir Teuffel auch nit wissen, was gestalt vnd weiß die Helle erschaffen ist, noch wie sie von Gott gegründet vnd erbauwet seye, denn sie hat weder End noch Grund, Vnd diß ist mein kurtzer Bericht.

[28]

13. Ein ander Frag D. Fausti vom Regiment der Teuffel vnnd jhrem Principat

[13]

Ein ander Frag D. Fausti vom Regiment der Teuffel vnnd jhrem Principat.

Der Geist muste Faustum auch berichten von der Teuffel Wohnung, Regiment vnd Macht. Der Geist respondierte, vnnd sprach: Mein Herr Fauste, die Hell vnd derselben Refier ist vnser aller Wohnung vnd Behausung, die begreifst so viel in sich, als die gantze Welt, vber der Hell vnd vber der Welt, biß vnter den Himmel, hat es zehen Regiment vnnd Königreich, welche sind die Obersten vnter vns, vnd die Gewaltigsten vnter sechs Regimenten, vnnd sind nemlich die:

1 Lacus mortis.

2 Stagnum ignis.

3 Terra tenebrosa.

4 Tartarus.

5 Terra obliuionis.

6 Gehenna.

7 Herebus.

8 Barathrum.

9 Styx.

10 Acheron. In dem regieren die Teuffel, Phlegeton genannt. Diese vier Regiment vnter jhnen sind Königliche Regierung, als Lucifer in Orient, Beelzebub in Septentrione, Belial in Meridie, Astaroth in Occidente, vnnd diese Regierung wirdt bleiben, biß in das Gericht Gottes. Also hastu die Erzehlung von vnserm Regiment.

[29]

14. Frag, in was Gestalt die verstorbenen Engel gewest

[14]

Frag, in was Gestalt die verstorbenen Engel gewest.

Doct. Faustus name jm widerumb ein Gespräch für, mit seinem Geist zu halten, er solte jm sagen, In was gestalt sein Herr im Himmel geziert gewest, vnd darinnen gewohnet. Sein Geist bath jhn auff dißmal vmb drey Tag auffzug, Am dritten Tage gab jm der Geist diese Antwort: Mein Herr Lucifer, der jetzunder also genennt wirt, wegen der Verstossung auß dem hellen Liecht deß Himmels, der zuvor auch ein Engel Gottes vnnd Cherubin war, der alle Werck vnd Geschöpff Gottes im Himmel gesehen hat, Er war in solcher Zierd, Gestalt, Pomp, Authoritet, Wirde vnd Wohnung, daß er vber alle andere Geschöpff Gottes vber Gott vnd Edelgestein, vnnd von Gott also erleuchtet, daß er der Sonnen Glantz vnd Stern vbertreffen thäte. Dann so baldt jhn Gott Erschuff, setzte er jhn auff den Berg Gottes, vnd in ein Ampt eines Fürstenthumbs, daß er vollkommen war in allen seinen Wegen, Aber so bald er in Vbermut vnd Hoffart stiege, vnd vber Orient sich erheben wolte, ward er von Gott auß der Wohnung deß Himmels vertilget, vnd von seinem Sitz gestossen in einen Fewrstein, der ewig nit erlischt, sonder jmmerdar quellet, Er war gezieret mit der Kronen aller Himmlischen Pomp. Vnd dieweil er also wissentlich vnd vermessentlich wider Gott gewesen ist, hat sich Gott auff seinen Richterstuel gesetzt, vnd jn auch gleich zur Hellen, darauß er in Ewigkeit nit mehr entrinnen mag, vervrtheilet vnnd verdammet.

D. Faustus, als er den Geist von disen dingen hatte gehört, Speculiert er darauff mancherley Opiniones vnd Gründe, gieng auch also darauff stillschweigendt vom Geist in seine Kammer, leget sich auff sein Beth, hub an bitterlich zu weinen vnd seufftzen, vnd in seinem Hertzen [30] zu schreyen, Betrachtete auff diese erzehlung deß Geistes, wie der Teuffel vnd verstossene Engel, von GOtt so herrlich gezierdt war, vnd wenn er nit so Trotzig vnd Hochmütig wider Gott gewesen, wie er ein ewiges Himmlisches wesen vnnd wohnung gehabt hette, vnd aber jetzunder von GOtt ewig verstossen seye, vnd sprach: O weh mir jmmer wehe, also wirt es mir auch gehen, denn ich bin gleich so wol ein Geschöpff Gottes, vnnd mein vbermühtig Fleisch vnd Blut hat mich, an Leib vnd Seel, in Verdammlicheit gebracht, Mich mit meiner Vernunfft vnd Sinn gereitzt, daß ich als ein Geschöpff Gottes von jme gewichen bin, vnd mich den Teuffel bereden lassen, daß ich mich jhme mit Leib vnd Seele ergeben, vnd verkaufft habe, Darumb kan ich keiner Gnade mehr hoffen, Sondern werde wie der Lucifer in die ewige Verdammnuß vnd Wehe verstossen, Ach wehe jmmer wehe, was zeihe ich mich selbst? O daß ich nie geboren were worden? Diese Klage führte D. Faustus, Er wolte aber keinen Glauben noch Hoffnung schöpffen, daß er durch Buß möchte zur Gnade Gottes gebracht werden 18. Denn wenn er gedacht hette: Nun streicht mir der Teuffel jetzt eine solche Farbe an, daß ich darauff muß in Himmel sehen, Nun so wil ich wider vmbkehren, vnd Gott vmb Gnade vnd Verzeihung anruffen, Denn nimmer thun, ist ein grosse Buß, hette sich darauff in der Christlichen Gemein in die Kirchen verfügt, vnnd der heyligen Lehre gefolget, dardurch also dem Teuffel eine widerstand gethan, ob er jm schon den Leib hie hette lassen müssen, so were dennoch die Seele nom erhalten worden, Aber er wardt in allen seinen opinionibus vnnd Meynungen zweiffelhafftig, vngläubig vnd keiner Hoffnung.

[31]

15. D. Faustus disputirte ferners mit seinem Geist Mephostophile, von Gewalt deß Teuffels

[15]

D. Faustus disputirte ferners mit seinem GeistMephostophile, von Gewalt deß Teuffels.

Doctor Faustus, nach dem jhme sein Vnmuht ein wenig vergienge, fragte er seinen Geist Mephostophilem von Regierung, Raht, Gewalt, Angriff, Versuchungen vnd Tyranney deß Teuffels, vnnd wie er solches anfänglich getrieben habe? Darauff der Geist sagte: Diese Disputation vnd Frage, so ich dir erklären solle, wirt dich, mein Herr Fauste, etwas zu Vnmuht vnd Nachdencken treiben, zu dem soltu solchs von mir nicht begert haben, denn es trifft vnser Heimligkeit an, wiewol ich nicht hinüber kan, So soltu wissen, daß so bald der verstossene Engel in Fall kam, ist er Gott vnnd allen Menschen Feind worden, vnd sich, wie noch, vnterstanden allerley Tyranney am Menschen zu vben, wie dann noch alle Tage Augenscheinlich zusehen, daß einer zu Todt fällt, ein ander Erhenckt, Ertränckt, oder Ersticht sich selbs, der Dritte wirt erstochen, Verzweiffelt vnd dergleichen. Wie darneben auch zusehen ist, als der erste Mensch von Gott vollkömmlich erschaffen ward, mißgönnet jhm solchs der Teuffel, sätzte an jn, vnd bracht also Adam vnnd Euam mit allen jhren Nachkommen in Sünde vnd Vngnade Gottes. Diß sind, lieber Fauste, Angriff vnd Tyranney deß Sathans, Also thäte er auch mit Cain, vnd brachte zuwegen, daß das Israelitische Volck frembde Götter anbetete, denselben opfferte, vnnd mit den Heydnischen Weibern Vnkeuscheit triebe. So haben wir auch einen Geist, der den Saul getrieben hat, vnnd in die Vnsinnigkeit gebracht vnnd gereitzt, daß er sich selbst getödtet. Noch ist ein Geist Asmodeus genannt, der hat sieben Mann in Vnkeuschheit getödtet, Deßgleichen der Geist Thagon, welcher 30000. Menschen in Vnfall brachte, daß sie erschlagen, vnnd die Arche Gottes gefangen wurde, Wie auch Belial, der dem Dauid sein Hertz reitzte, daß er sein Volck begundte zu [32] zehlen, darüber 60000. Menschen sturben, So thät auch vnser Geist einer dem König Salomon ein solchen Reitz, daß er die Abgötter anbettet, etc. Vnd sind also vnser der Geister vnzehlich vil, die den Menschen beykommen, sie zu Sünden reitzen vnd bringen, Also theilen wir vns noch in alle Welt auß, versuchen allerley List vnd Schalckheit, werffen die Leuth abe vom Glauben, vnd reitzen sie zu Sünden, vnd stärcken vns auff das beste wir können vnd mögen, sind wider Jhesum, durchächten jm die seinen, biß in den Todt, Besitzen die Hertzen der Könige vnnd Fürsten der Welt, wider Jesu Lehr vnd Zuhörer. Vnd diß kanstu, Herr Fauste, bey dir abnemmen. D. Faustus sprach zu jm: So hastu mich auch Besessen? Lieber sage mir die Warheit? Der Geist antwortet, Ja, warumb nicht? Denn so bald wir dein Hertz besahen, mit was Gedancken du vmbgiengest, vnd wie du niemands sonsten zu deinem solchen Fürnemmen vnnd Werck köndtest brauchen vnd haben, dann den Teuffel, Sihe so machten wir deine Gedancken vnd Nachforschen noch frecher vnd kecker, auch so begierlich, daß du Tag vnnd Nacht nicht Ruhe hettest, Sondern alle dein Tichten vnnd Trachten dahin stunde, wie du die Zäuberey zu wegen bringen möchtest, Auch da du vns Beschwurest, machten wir dich so Frech vnd Verwegen, daß du dich ehe den Teuffel hettest hinführen lassen, ehe du von deinem Werck werest abgestanden. Hernach behertzigten wir dich noch mehr, biß wir dir ins Hertz pflantzten, daß du von deinem Fürnemmen nicht mochtest abstehen, wie du einen Geist möchtest zu wegen bringen. Letzlich brachten wir dich dahin, daß du dich mit Leib vnd Seel vns ergabest, das kanstu alles, Herr Fauste, bey dir abnemmen. Es ist war, sagt D. Faustus, nun kan ich jm nimmermehr thun, Auch habe ich mich selbst gefangen, hette ich Gottselige Gedancken gehabt, vnd mich mit dem Gebett zu Gott gehalten, auch den Teuffel nicht so sehr bey mir einwurtzeln lassen, so were mir solchs Vbel an Leib vnnd Seel nicht begegnet, [33] Ey was hab ich gethan? Antwort der Geist: Da sihe du zu. Also gieng Doct. Faustus trawrig von jme.

16. Ein Disputation von der Hell, Gehenna genandt, wie sie erschaffen vnd gestalt seye

[16]

Ein Disputation von der Hell, Gehenna genandt, wie sie erschaffen vnd gestalt seye, auch von der Pein darinnen.

Doctor Faustus hatte wol jmmerdar eine Rew im Hertzen, vnd ein Bedencken, was er sich doch geziegen hette, daß er sich seiner Seelen Seligkeit begeben, vnddem Teuffel also vmb das Zeitliche zu eigen verlobt hatt, Aber sein Rew war Cains vnnd Jude Reuw vnd Buß, da wol ein Rew im Hertzen war, aber er verzagte an der Gnade Gottes, vnnd war jm ein vnmöglich Ding, daß er wider zur Hulde GOttes kündte kommen. Gleich wie Cain, der also verzweiffelte, Seine Sünde weren grösser, denn daß sie jhme verziehen möchten werden, Also auch mit Judas, etc. Dem D. Fausto war auch also, er sahe wol gen Himmel, aber er kondte nichts ersehen, Es Träumete jme, wie man pfleget zu sagen, vom Teuffel oder von der Hellen, das ist, er gedachte was er gethan hatte, vnd meynet jmmerdar durch offt vnd viel disputieren, Fragen vnd Gespräch mit dem Geist, wölle er so weit kommen, daß er einmal zur Besserung, Rew vnd Abstinentz gerahten möchte, Aber es war vergebens, denn der Teuffel hatt jn zu hart gefangen. Hierauff nam D. Faustus jm widerumb für, ein Gespräch vnd Colloquium (dann jme abermals von der Hellen geträumet hatt) mit dem Geist zu halten. Fragte derwegen den Geist, was die Helle sey? Zum andern, wie die Helle beschaffen vnd erschaffen seye? Zum dritten, was für Wehe vnd Klagen der Verdampten in der Helle seye? Zum vierdten vnnd letzten, ob der Verdampte wider zur Hulde Gottes kommen könne, vnd von der Hellen erlöset möchte werden? Dem gab der Geist auff keine Frage Antwort, vnd sprach: Herr Fauste, [34] dein Fragen vnd Disputation von der Hell vnd jrer Wirckung, möchstu wol vnterlassen, Lieber was machstu auß dir selbs? Vnd wenn du gleich in Himmel steigen köndtest, wolte ich dich doch wider in die Helle hinunter stürtzen, denn du bist mein, vnnd gehörest auch in diesen Stall. Darumb lieber Fauste, laß anstehen, viel von der Helle zu fragen, frage ein anders dafür, Dann glaube mir darumb, da ich dirs erzehle, wirdt es dich in solche Rew, Vnmuht, Nachdencken vnnd Kümmernuß bringen, daß du woltest, du hettest die Frage vnterwegen gelassen, Ist derhalben noch meine Meynung, du lassest es bleiben. Doctor Faustus sprach: So wil ichs wissen, oder wil nicht leben, du must mirs sagen. Wolan sagt der Geist, Ich sage dir, es bringt mir wenig Kummer. Du fragest, was die Helle seye? 19 Die Hell hat mancherley Figur vnd Bedeutung, dann einmal wird die Helle genannt Hellig vnnd Důrftig, dann der Mensch zu keiner Erquickung vnnd Labung kommen kan, Man sagt auch recht, daß die Helle ein Thal genannt wirt, so nicht weit von Jerusalem ligt, Die Helle hat ein solche Weite vnd Tieffe deß Thals, daß es Jerusalem, das ist, dem Thron deß Himmels, darinnen die Einwohner deß Himmlischen Jerusalems seyn vnd wohnen, weit entgegen ligt, also daß die Verdampten im Wuste deß Thals jmmer wohnen můssen, vnd die Höhe der Statt Jerusalem nicht erreichen können. So wirdt die Helle auch ein Platz genannt, der so weit ist, daß die Verdampten, so da wohnen müssen, kein Ende daran ersehen mögen. So ist die Helle auch genannt die brennende Hell, da alles angehen vnd brennen muß, was dahin kompt, gleich wie ein Stein in einem feuwrigen Ofen, ob wol der Stein vom Feuwer glüendt wirdt, so verbrennt oder verzehrt er sich dennoch nicht, vnnd wirt nur härter davon. Also wird die Seel deß Verdampten jmmerdar brennen, vnd sie doch das Fewer nit verzehren können, sondern nur mehr Pein [35] fühlen. So heißt die Hell auch ein ewige Pein, die weder Anfang, Hoffnung noch Ende hat, Sie heißt auch ein Finsternuß eines Thurns, da man weder die Herrligkeit Gottes, als das Liecht, Sonn oder Mond sehen kan, Wann dennoch allda nur ein Helle oder Liecht, wie bey euch die finstere dicke Nacht, so hette man doch die hoffnung eines Scheins. Die Helle hat auch eine Klufft, Chasma genannt, gleich eins Erdbidems, da er denn anstösset, gibet er eine solche Klufft vnnd Dicke, das vnergründlich ist, da schüttet sich das Erdreich von einander, vnd spüret man auß solcher Tieffe der Klufften, als ob Winde darinnen wehren, Also ist die Helle auch, da es ebenmässigen Außgang hat, Jetzt weit, dann eng, dann wider weit, vnd so fortan. Die Hell wirdt auch genannt Petra, ein Felß, vnnd der ist auch etlicher massen gestalt, als ein Saxum, Scopulus, Rupes vnd Cautes, also ist er. Dann die Helle also befestiget, daß sie weder Erden noch Steine vmb sich hat, wie ein Felß, Sondern wie Gott den Himmel befestiget, also hat er auch einen Grundt der Hellen gesetzt, gantz hart, spitzig vnd rauch, wie ein hoher Felß. Sie wirdt auch Carcer genannt, da der Verdampte ewig Gefangen seyn muß: Weiter wirt sie genennet Damnatio, da die Seele in die Helle, als in ewige Gefängnuß, Verurtheilt vnnd Verdampt wirt. Dann die Vrtheil also, wie an öffentlichem Gericht, vber die Vbelthäter vnnd Schůldigen gesprochen wirdt. So heißt sie auch Pernicies vnd Exitium, ein Verderbnuß, da die Seelen ein solchen Schaden leyden, der sich in Ewigkeit erstreckt. Also auch Confutatio, Damnatio, Condemnatio, vnd dergleichen, ein Verwerffung der Seelen, da sich der Mensch in eine solche Klufft vnnd Tieffe selbs hinab wirfft, gleich wie einer, der vff einem Felsen oder Höhe gehet, vnnd zu Thal herab sihet, daß jme schwindelt. Es gehet aber der Mensch, der Verzweiffelt ist, nicht dahin, daß er die Gegend besehen möchte, doch je höher er auffsteiget, vnnd begert sich herab zu stürtzen, je tieffer [36] herab er fallen muß, Also hat es mit den verdampten Seelen auch eine Gestalt, die in die Helle geworffen werden, je mehr einer sündiget dann der ander, je tieffer er hinunter fallen muß. Endtlich ist die Helle also beschaffen, daß es vnmöglich, sie außzuspeculieren, vnd zubegreiffen, Wie Gott seinen Zorn also gelegt habe, in ein solchen Orth, der da ein Gebäuw vnnd Erschaffung für die Verdampten ist, also daß sie viel Namen hat, Als ein Schandtwohnung, ein Schlund, Rach, Tieffe vnnd vnderste der Helle, dann die Seelen der Verdampten müssen nit allein in Wehe vnd Klag deß ewigen Feuwers sitzen, sondern auch Schand, Spott vnd Hohn tragen gegen Gott vnd seinen Heyligen, da sie in Wohnung deß Schlunds vnd Rachens seyn müssen. Dann auch die Helle ein solcher Schlund ist, der nit zu sättigen, sondern giennet jmmer noch mehr auff die Seelen, die nit Verdampt, daß sie auch Verführet vnd Verdampt möchten werden. Also mustu es D. Fauste verstehen, dieweil du es je hast haben wöllen. Vnnd mercke, daß die Helle ist ein Helle deß Todes, ein Hitz deß Feuwers, ein Finsternuß der Erden, ein Vergessung alles Guten, der Enden nimmermehr von GOtt gedacht, sie hat Marter vnd Wehe, vnd ewig vnerleschlich Fewer, ein Wohnung aller Hellischen Drachen, Würme vnd Vngeziffer, Ein Wohnung der verstossenen Teuffel, Ein Stanck vom Wasser, Schwefel vnnd Pech, vnnd aller hitzigen Metall. Vnd diß sey mein erster vnd anderer Bericht.

Zum dritten, so bannest du mich, vnnd wilt von mir haben, dir einen Bericht zu thun, was für Wehe vnd Klage die Verdampten in der Hell haden oder haben werden. Da soltu etwan, mein Herr Fauste, die Schrifft ansehen, denn es mir verborgen ist. Aber wie die Helle jämmerlich anzusehen vnd qualificiert, also ist auch darinnen ein vnträgliche Pein vnd Marter, Darumb ich dir desselben bericht thun wil, Es wirdt den Verdampten, wie ich oben mit allen Vmbständen erzehlet habe, also begegnen. [37] Denn es ist war, wie ich dir versprich: Die Helle, der Frawen Bauch, vnd die Erden werden nimmer satt, Also wirdt kein Ende noch Auffhören nimmer da seyn, darauff werden sie Zittern vnnd Weheklagen vber jre Sünde vnnd Boßheit, Auch vber den Verdampten vnnd Hellischen Grewel deß Stancks, verhindernuß vnd Schwachheit, Schreyen vnd Weheklagen. Da wirt ruffen zu GOtt seyn, mit Wehe, Zittern, Zagen, Gilssen, Schreyen, mit Schmertzen vnnd Trübsall, mit Heulen vnd Weinen, Denn solten sie nit Wehe schreyen, Zittern vnd Zagen, dieweil alle Creaturen vnnd Geschöpff Gottes wider sie seyn werden, vnd sie ewige schmach, hergegen aber die Heyligen ewige Ehr vnd Frewde tragen werden? Vnd es wirt doch ein Wehe vnd Zittern viel grösser vnd schwerer seyn, als das ander, vnd das daher, dieweil die Sünde vngleich, seyn auch die Strassen vngleich. Die Verdampten werden auch klagen vber die vnleidenliche Kälte, vber das vnaußleschliche Fewer, vber die vnträgliche Finsternuß, Gestanck, vber die ewige Ruten, vber die Gesichter der Teuffel, vber die Verzweiffelung alles Guten. Sie werden Klagen mit weinenden Augen, Knirschen der Zänen, Stanck der Nasen, Jämmern der Stimme, Erschreckung der Ohren, Zittern der Händ vnd Füß. Sie werden für grossem Schmertzen jre Zungen fressen, sie werden jhnen den Todt wündschen, vnnd gerne Sterben wöllen, Sie mögen aber nit, denn der Todt wirdt von jnen fliehen, jhre Marter vnnd Pein wirt täglich grösser vnnd schwerer. Also, mein Herr Fauste, hastu hiemit die dritte Frage, die mit der Ersten vnnd Andern vberein stimmet.

Zum vierdten vnnd letzten, wiltu von mir auch eine Frage haben, die zu GOtt stehet, Ob Gott die Verdampten wider zu Gnaden auffnemme oder nicht? Aber dem sey nun wie jhm wölle, so wil ich auff deine Frage bericht zu thun, zuuor die Helle vnd jr Substantz ansehen, vnd wie sie von Gottes Zorn erschaffen ist, was melden, [38] vnd sehen, ob wir auch etliche Fundamenta gründen kůndten. Wiewol lieber Herr Fauste, solches deiner Promission vnd Gelübdnuß stracks zu wider seyn wirt, Sey dir doch hierauff dieser Bericht gethan. Du fragest letzlich, ob die Verdampten wider zur Hulde vnnd Gnade Gottes kommen können? Darauff antworte ich, Neyn. Denn alle, die in der Helle sind, so Gott verstossen hat, die müssen in Gottes Zorn vnnd Vngnade ewig brennen, darinnen bleiben vnd verharren, da keine Hoffnung nimmermehr ist, Ja wenn sie zur Gnade Gottes kommen köndten, wie wir Geister, die wir alle Stund hoffen vnd warten, so würden sie sich freuwen, vnnd nach solcher Zeit seufftzen. Aber so wenig die Teuffel in der Helle können jhren Vnfall vnnd Verstossung verhoffen zur Gnade zu kommen, So wenig können die Verdampten auch, dann da ist nichts zu hoffen, es wirt weder jr Bitten, Anruffen noch Seufftzen erhört werden, vnd wirdt jnen jr Gewissen auffwachen, vnd jmmer vnter die Augen schlagen, Als ein Keyser, König, Fürst, Graff oder sonsten Regenten, werden Klagen, wann sie nur nit Tyrannisiert hetten, vnd hie im Leben nit allen Mutwillen getrieben, so wolten sie zur Hulde Gottes kommen. Ein Reicher Mann, wenn er nur nicht Gegeitzet hette, Ein Hochfertiger, wenn er nur nit Pracht getrieben, Ein Ehebrecher vnnd Buler, wenn er nur nit Vnzucht, Ehebruch vnd Vnkeuschheit geübet, Ein Weinsäuffer, Fresser, Spieler, Gotteslästerer, Meyneydiger, Ein Dieb, Strassenräuber, Mörder, vnd dergleichen, wird gedencken, Wann ich nur mein Bauch nicht täglich mit Vppigkeit, Wollust vnnd Vberfluß der Speiß vnd Tranck gefüllet, wenn ich nur nicht Gespielet, Gott Gelästert, ein Meyneydt gethan, Gestolen, Geraubet, Gemordt, oder dergleichen Laster getrieben hette, so köndte ich noch Gnade hoffen, Aber meine Sünde sind grösser, denn daß sie mir köndten vergeben werden, darvmb ich diese Hellische wol verdiente Straff vnd Marter leyden, ewiglich Verdampt seyn muß, vnd kein Huld oder Gnade bey Gott zu erlangen, zuhoffen habe.

[39] Darumb soltu, mein Herr Fauste wissen, daß die Verdampte auff kein Ziel oder Zeit zuhoffen haben, darinnen sie auß dieser Quaal erlößt werden möchten, Ja wann sie nur eine solche Hoffnung haben köndten, daß sie täglich nur ein Tropffen Wasser auß dem Meer herauß schöpffen, biß das Meer gar trucken würde, Oder da ein Sandhauff so groß were biß an Himmel, vnd ein Vögelein alle Jahr nur ein Körnlein einer Bonen groß darvon hinweg trüge, daß alsdann nach verzehrung desselbigen, sie erlößt werden möchten, so würden sie sich dessen erfreuwen. Aber da ist keine Hoffnung, daß Gott an sie gedencken, oder sich jrer Erbarmen werde, Sondern sie werden in der Hellen liegen wie die Todtenbein, der Todt vnnd jhr Gewissen wirdt sie nagen, jhr hart Zuversicht vnnd Vertrauwen, so sie erst zu Gott haben, wirt nicht erhört, noch an sie gedacht werden. Ja wenn du dich schon in der Helle köndtest verbergen, biß daß alle Berge zusammen vber einen hauffen fielen, vnd von einem ort zum andern versetzt würden, Ja biß alle Stein im Meer trucken würden, So wenig ein Elephant oder Cameel durch ein Nadelöhr gehen kan, Vnnd alle Tropffen deß Regens gezehlt werden mögen, so ist doch kein Hoffnung der Erlösung vorhanden. Also kürtzlich, mein Herr Fauste, hastu den vierdten vnnd letzten Bericht, Vnnd solt wissen, fragstu mich ein ander mal mehr von solchen Dingen, so soltu kein Gehör bey mir haben, denn ich bin dir solches zusagen nit schüldig, vnnd laß mich nur mit solchen Fragen vnnd disputationibus weiter zu frieden.

D. Faustus gieng abermals gantz Melancholisch vom Geist hinweg, wardt gar Verwirret vnd Zweiffelhafftig, gedacht jetzt da, dann dorthin, trachtete diesen dingen Tag vnnd Nacht nach, Aber es hatte kein bestandt bey jme, Sondern wie oben gemeldet, hat jhn der Teuffel zu hart Besessen, Verstockt, Verblendt vnd Gefangen. Zu dem, wann er schon allein war, vnd dem Wort GOttes nachdencken wolte, schmücket sich der Teuffel in gestalt einer [40] schönen Frawen zu jme, hälset jn, vnd trieb mit jm all Vnzucht, also daß er deß Göttlichen Worts bald vergaß, vnd in Windt schluge, vnnd in seinem bösen Fürhaben fartfuhre.

17. Ein andere Frag, so Doct. Faustus mit dem Geist gehabt

[17]

Ein andere Frag, so Doct. Faustus mit dem Geist gehabt.

Doct. Faustus berüffte seinen Geist wider, vnnd begerte von jme ein Frage, die solt er jne auff dißmal geweren. Dem Geist war solches gar zu wider, jedoch wolt er jhm dießmal gehorchen, vnnd wie er vorgesagt, so habe er jm diß gantz vnd gar abgeschlagen, jetzt komme er widerumb, Jedoch wölle er jhn dißmal noch gewehren, vnd das zum letzten mahl. Nun was begerstu von mir, sprach er zu Fausto? Ich wil, sagt Faustus, dein Antwort oder eine Frage von dir anhören als nemlich: Wann du an meiner statt, ein Mensch von Gott erschaffen werest, was du thun woltest, daß du Gott vnnd den Menschen gefällig würdest? Darüber lächelte der Geist, vnd sagt, Mein Herr Fauste, Wann ich ein Mensch erschaffen were, wie du, wolte ich mich biegen gegen Gott, allweil ich einen Menschlichen Athem hette, vnnd mich befleissen, daß ich Gott nicht wider mich zu Zorn bewegte, seine Lehr, Gesetz vnnd Gebott, so viel mir möglich, halten, jn alleine Anruffen, Loben, Ehren vnnd Preisen, darmit ich Gott gefällig vnd angeneme were, vnnd wüste, daß ich nach meinem Absterben, die ewige Frewde, Glori vnd Herrligkeit erlangte. D. Faustus sagt hierauff: So hab ich aber solchs nicht gethan. Ja freylich, sagte der Geist, hastu es nit gethan, Sondern deinen Schöpffer, der dich erschaffen, dir die Sprach, Gesicht vnnd Gehör gegeben hat, daß du seinen Willen verstehen, vnnd der ewigen Seligkeit nachtrachten soltest, den hastu verleugnet, die herrliche Gab deines Verstands mißbraucht, Gott vnd allen Menschen abgesaget, darvmb du niemandt die Schuldt zu geben hast, als deinem stoltzen vnd frechen Muthwillen,[41] dardurch du also dein bestes Kleinot vnnd Zierde der Zuflucht Gottes verloren, Ja diß ist leyder war, sagt Doctor Faustus, woltestu aber, mein Mephostophiles, daß du ein Mensch an meiner statt werest. Ja, sagte der Geist seufftzendt, vnnd were hierinnen nicht viel disputierens mit dir, Denn ob ich schon gegen GOTT also gesündiget, wolte ich mich doch widerumb in seinen Gnaden erholen. Dem antwort D. Faustus, So were es mit mir auch noch früh gnug, wann ich mich besserte. Ja, sagte der Geist, Wann du auch vor deinen groben Sünden zur Gnade Gottes kommen köndtest, aber es ist nun zu spat, vnnd ruhet Gottes Zorn vber dir. Laß mich zu frieden, sagt Doctor Faustus zum Geist. Antwort der Geist, So laß mich forthin auch zu frieden mit deinem Fragen.

18. [D. Faustus ein Calendermacher vnd Astrologus]

Folget nun der ander Theil dieser Historien, von Fausti Abenthewren vnd andern Fragen.
[18]

Doct. Faustus, als er von Gottseligen Fragen vom Geist keine Antwort mehr bekommen kondte, mußt ers auch ein gut Werck seyn lassen, Fienge demnach an Calender zu machen, ward also derselben zeit ein guter Astronomus oder Astrologus, gelehrt vnd Erfahren, von seinem Geist in der Sternkunst, vnd Practicken schreiben, wie änniglichen wol bewust, daß alles, was er geschrieben, vnter den Mathematicis das Lob darvon gebracht 20. So stimpten auch seine Practicken, die er Fürsten vnnd grossen Herren dedicierte, vbereyn, Denn er richtet sich nach seines Geistes Weissagungen vnnd Deutungen zukünfftiger ding vnd Fäll, welche sich auch also erzeigten. So lobte [42] man auch seine Calender vnd Allmanach vor andern, denn er setzte nichts in Calender, es war jhm also, als wann er setzte Nebel, Windt, Schnee, Feucht, Warm, Donner, Hagel, etc. hat sichs also verlossen. Es waren seine Calender nit, als etlicher Vnerfahrnen Astrologen, so im Winter Kalt vnnd Gefroren, oder Schnee, vnd im Sommer in den Hundstagen, Warm, Donner oder Vngewitter setzen. Er machte auch in seinen Practicken Zeit vnd Stunde, wann was Künfftiges geschehen solt, warnete ein jede Herrschafft besonder, als die jetzt mit Theuwrung, die ander mit Krieg, die dritte mit Sterben, vnnd also forthan, solte angegriffen werden.

19. Ein Frag oder Disputatio von der Kunst Astronomia oder Astrologia

[19]

Ein Frag oder Disputatio von der KunstAstronomia oder Astrologia.

Als nun D. Faustus seine Practicam vnd Calender zwey Jahr gerichtet, vnd gemacht hatte, fragt er seinen Geist, was es für eine gelegenheit hab mit der Astronomia oder Astrologia, wie die Mathematici zustellen pflegen? Dem antwortet der Geist, vnnd sprach: Es hat ein solch Judicium, daß alle Sternseher vnnd Himmelgucker nichts sonderliches gewiß Practicieren können, Denn es sind verborgene Werck GOTtes, welche die Menschen nicht, wie wir Geister, die wir im Lufft, vnter dem Himmel schweben, die Verhängnuß Gottes sehen, vnd abnemmen, ergrůnden können. Dann wir seyn alte vnnd erfahrne Geister in deß Himmels Lauff, Ich köndte dir auch, Herr Fauste, Practica vnd Calender zuschreiben oder von der Natinitet zu erforschen, ein ewige Auffzeichnung thun, vnd also ein Jahr vmb das ander, wie du gesehen hast, daß ich dir nie gelogen hab. Es ist wol war, daß die vor alten Zeiten, so 5. oder 600. jar erlebt, solche Kunst gründlich erfahren vnnd begriffen haben. Dann durch so viel verloffene Jahr wirdt das grosse Jar erfüllet, daß sie solches Erklären, vnnd Cometen [43] mittheilen können, Aber alle Junge vnd Vnerfahrne Astrologi machen jhre Practica nach gutem Wohn vnd Gutdůncken.

20. Vom Winter vnd Sommer

[20]

Vom Winter vnd Sommer.

Es gedauchte den Faustum seltzam seyn, daß Gott in, dieser Welt Winter vnd Sommer erschaffen, Nimpt jhme derhalben für den Geist zu fragen, woher der Sommer vnnd Winter jhren Vrsprung haben? Antwort der Geist gar kurtz darauff: Mein Herr Fauste, Kanst du solches als ein Physicus, nicht selbsten sehen, vnnd abnemmen nach der Sonnen? So soltu wissen, daß von dem Mond an, biß an das Gestirn, alles Feuwrig ist, Dargegen ist die Erden kalt vnnd erfroren, Dann je tieffer die Sonne scheinet, je heisser es ist, das ist der Vrsprung des Sommers, Stehet die Sonnen hoch, so ist es Kalt, vnd bringet mit sich den Winter.

21. Von deß Himmels Lauff, Zierde vnnd Vrsprung

[21]

Von deß Himmels Lauff, Zierde vnnd Vrsprung.

Doctor Faustus dorffte (wie vorgemeldt) den Geist von Göttlichen vnd Himmlischen dingen nicht mehr fragen, das thäte jhm wehe, vnd gedacht jhm Tag vnd Nacht nach, damit er von Göttlicher Creatur vnnd Erschaffung besser gelegenheit hette eine Farbe anzustreichen, vnnd mit glimpff herumb zu kommen, Fragte er nicht mehr, wie zuvor, von der Freuwde der Seelen, von den Engeln, vnnd von dem Wehe der Hellen, Denn er wußte, daß er hinfüro von dem Geist kein Audientz mehr würde erlangen, muste derhalben fingieren was jhn gedauchte, das er erlangen möchte. Nimpt jm derwegen fůr, den [44] Geist zu fragen, vnter einem glimpff, als ob es zu der Astronomia oder Astrologia den Physicis dienstlich seye, vnnd nötig zu wissen. Fragte den Geist hierauff, wie folget, Nemlich, von deß Himmels Lauff, Zierd, vnnd desselben Vrsprung, das solt er jhn berichten. Mein Herr Fauste, sagt der Geist: Der GOtt, der dich erschaffen hat, hat auch die Welt, vnnd alle Elementa vnter dem Himmel erschaffen, Dann Gott machte anfänglich den Himmel auß dem Mittel deß Wassers, vnd theilet die Wasser vom Wasser, hieß das Firmament den Himmel, So ist der Himmel Kuglecht vnnd Scheiblecht, auch beweglich, der vom Wasser geschaffen, zusammen gefüget, vnd also befestiget ist, wie Cristall, vnnd sihet auch oben im Himmel wie ein Cristall, darinnen ist gehefft das Gestirn, vnd durch solche ründe deß Himmels, wird die Welt in vier Theil getheilet, als nemlich, in den Auffgang, Nidergang, Mittag vnnd Mittnacht, vnnd wirdt der Himmel so schnell vmbgeweltzt, daß die Welt zerbreche, wo es die Planeten mit jhrem Gang nicht verhinderten. Der Himmel ist auch mit Feuwer erschaffen, daß, wo die Wolcken nit mit der Kälte deß Wassers vmbgeben weren, wůrde das Feuwer oder Hitze die vntern Element anzůnden, jnnerhalb deß Firmaments, da das Gestirn deß Himmels ist, sind die sieben Planeten, als Saturnus, Jupiter, Mars, Sol, Venus, Mercurius vnnd Luna. Vnnd bewegen sich alle Himmel, allein der Fewrige ruhet, Vnnd wirdt also die Welt in vier Theil getheilet, als deß Feuwers, Lufft, Erden vnnd Wassers, also ist diese Sphær vnnd Creatur formiert, nimpt ein jeglicher Himmel sein Materi vnnd Eigenschafft darauß, nemlich der Oberste Himmel ist Feuwrig, der Mittel vnd Vnterst sind Liecht, als der Lufft, der ein Himmel ist scheinlich, der Mittel vnnd Vnterst sind Lüfftig, In dem Obersten ist die Wärme, vnnd das Liecht von nähe wegen der Sonnen, der Vnterst aber von Widerscheins wegen deß Glantzes, von der Erden, vnd wo jn der schein deß Glantzes nicht erreichen kan, ists Kalt vnnd Tunckel. In diesem tunckeln Lufft wohnen wir Geister vnnd Teuffel, vnnd sind in [45] diesen tunckeln Lufft verstossen. In diesem tunckeln Lufft, da wir wohnen, sind Vngestümmigkeit, Donner, Schlag, Hagel, Schnee vnnd dergleichen, da wir dann die zeit deß Jahrs, vnd wie es Wittern sol, wissen können, Vnd hat also der Himmel zwölff Vmbkreiß, welche die Erde vnnd das Wasser vmbringen, so alle mögen Himmel genannt werden. 21 Es erzehlete jhm auch der Geist, wie ein Planet nach dem andern regierte, vnnd wie viel gradus ein jeglicher Planet vber den andern habe.

22. Ein Frage Doctor Fausti, wie Gott die Welt erschaffen

[22]

Ein Frage Doctor Fausti, wie Gott die Welt erschaffen, vnd von der ersten Geburt deß Menschen, darauff jme der Geist, seiner art nach, ein gantz falsche Antwort gab.

Doctor Fausto, in seiner Trawrigkeit vnd Schwermut, ist sein Geist erschienen, jhn getröstet, vnnd gefraget, was fůr Beschwernuß vnnd Anliegen er hett. Doctor Faustus gab jme keine Antwort, also daß der Geist hefftig an jhn setzte, vnnd begeret jhm grůndtlich sein Anliegen zu erzehlen, wo möglich, so wolte er jhme hierinnen vehülfflich seyn. Doctor Faustus antwortet: Ich habe dich als einen Diener auffgenommen, vnnd dein Dienst kompt mich theuwer an, dennoch kan ich von dir nicht haben, daß du mir zu Willen werdest, wie einem Diener geziemet. Der Geist sprach: Mein Herr Jauste, du weißt, daß ich dir nom nie zu wider gewesen, Sondern ob ich dir wol offtermals auff deine Frage zu antworten nicht schüldig war, bin ich dir doch jederzeit zu willen worden. So sage nun, mein Herr Fauste, was dein Begeren vnd Anliegen seye? Der Geist hette Doctor Fausto das Hertz [46] abgewonnen, da fragte D. Faustus, er solte jhme Bericht thun, wie GOtt die Welt erschaffen hette, vnd von der ersten Geburt deß Menschen. Der Geist gab Doctor Fausto hierauff ein Gottlosen vnd falschen Bericht, sagte, die Welt, mein Fauste, ist vnerboren vnnd vnsterblich, So ist das Menschliche Geschlecht von Ewigkeit hero gewest, vnd hat Anfangs kein Vrsprung gehabt, so hat sich die Erden selbsten nehren müssen, vnnd das Meer hat sich von der Erden zertheilet, Sind also freundtlich mit einander verglichen gewest, als wenn sie reden köndten 22. Das Erdreich begerte vom Meer seine Herrschafft, als Ecker, Wiesen, Wälde, vnd das Graß oder Laub, vnnd dargegen das Wasser die Fisch, vnd was darinnen ist, Allein GOtt haben sie zugeben, den Menschen vnnd den Himmel zu erschaffen, also daß sie letzlich Gott vnderthänig seyn müssen. Auß dieser Herrschafft entsprungen vier Herrschafften, der Lufft, das Feuwer, Wasser vnd Erdreich. Anders vnnd kürtzer kan ich dich nicht berichten. Doctor Faustus speculierte dem nach, vnnd wolte jhme nicht in Kopff, Sondern wie er Genesis am Ersten Capitel gelesen, daß es Moyses anders erzehlet, also daß er Doct. Faustus nicht viel darwider sagte.

23. Doct. Fausto wurden alle Hellische Geister in jhrer Gestalt fürgestellet

[23]

Doct. Fausto wurden alle Hellische Geister in jhrer Gestalt fürgestellet, darunter sieben Fürnembste mit Namen genennet.

Doct. Fausti Fürst vnd rechter Meister kame zu D. Fausto, wolte jhn visitieren. Doct. Faustus erschrack nit ein wenig vor seiner Grewlichkeit. Denn vnangesehen, daß es im Sommer war, so gienge jedoch ein solcher kalter Lufft vom Teuffel, daß Doctor Faustus vermeinte, er müßte erfrieren. Der Teuffel, so sich Belial nannte, [47] sprach: Doct. Fauste, vmb Mitternacht, als du erwachste, habe ich deine Gedancken gesehen, vnd seind diese, daß du gern etliche der fůrnembsten Hellischen Geister sehen möchtest, so bin ich mit meinen fürnembsten Rähten vnnd Dienern erschienen, daß du sie auff dein begeren besichtigen soltest. D. Faustus antwortet, Wolan, wo sind sie nun? Daraussen, sagt Belial.

Belial aber erschien Doctor Fausto in gestalt eines zotteten vnd gantz kolschwartzen Bären, alleine daß seine Ohren vber sich stunden, vnd waren die Oren vnd Rüssel gantz brennend Roht, mit hohen schneeweissen Zänen, vnd einem langen schwantz, drey Elen lang vngefehrlich, am Halß hatte er drey fliegender Flügel. Also kam zu D. Fausto ein Geist nach dem andern, in die Stuben, da sie nicht alle sitzen kundten. Der Belial aber zeigte Doctor Fausto einen nach dem andern, wer sie weren, vnd wie sie genennet würden. Es giengen aber erstlich hineyn sieben fürnemme Geister, als Lucifer, Doctor Fausti rechter Herr, dem er sich verschrieben, in gestalt eines Manns hoch, vnnd war Härig vnd Zottig, in einer Farb wie die roten Eychhörnlein seind, den Schwantz gantz vbersich habend, wie die Eychhörnlein. Darnach der Beelzebub, der hatt ein Leibfarbs Haar, vnnd einen Ochsenkopff, mit zweyen erschrecklichen Ohren, auch gantz Zottig vnnd Härig, mit zweyen grossen Flügeln, vnd so scharpff, wie die Disteln im Felde, halb Grün vnnd Gelb, allein daß vber den Flügeln Fewerstromen herauß flogen, hatt einen Kühschwantz. Asteroth, dieser kam hineyn in Gestalt eines Wurmbs, vnd gienge auffm schwantz auffrecht hineyn, hatte keinen Fuß, der schwantz hatt ein Farb wie die Blindschleichen, der Bauch war gar dick, oben hatt er zween kurtzer Füß, gar gälb, vnd der Bauch ein wenig weiß vnnd gälblicht, der Rücke gantz Kestenbraun, eines Fingerslang spitzige Stachel vnd Borsten daran, wie ein Igel. Darnach kam Satanas, gantz weiß vnd graw, zottig, vnd hatte ein Eselskopff, vnd doch der schwantz wie ein Katzenschwantz, vnnd Klauwen einer Elen lang. Anubis, dieser hatte ein Hundskopff, [48] schwartz vnd weiß, im schwartzen weisse Täpsslen, vnd weissen schwartze, Sonsten hatt er Fůß vnnd hangende Ohren, wie ein Hund, er war vier Elen lang.

Nach diesem Dythicanus, war auch bey einer Elen lang, sonsten gestalt wie ein Vogel vnd Rephun, allein der Halß war Grün vnnd Schattiert. Der letzte war Drachus, mit vier kurtzen Füssen, Gelb vnd Grün, der Leib oben Braun, wie blaw Fewr, vnd der Schwantz rötlicht. Die siben mit dem Belial, deren Redelführer der achte, waren also mit gemeldten Farben gekleidet. Die andern erschienen auch gleicher Gestalt, wie die vnuernünfftige Thier, als wie die Schwein, Rähe, Hirschen, Beeren, Wölffe, Affen, Biber, Böffel, Böck, Geissen, Eber, Esel, etc. vnd dergleichen. Solcher Farb vnnd Gestalt erschienen sie jme, also daß etliche auß der Stuben musten hinauß gehen. Doct. Faustus verwunderte sich sehr ob dem, vnd fragte die siben Vmbstehende, warumb sie nit anderer Gestalt erschienen weren? Sie antworten jm, vnd sprachen: daß sie sich in der Helle anders nicht verändern könnten. Darumb seyen sie Hellische Thier vnnd Würm, wiewol sie grewlicher vnd scheußlicher seyen, dann da, Jedoch köndten sie beydes Menschen Gestalt vnd Geberd an sich nemmen, wie sie wöllen. D. Faustus sagte hierauff, Es were gnug, wann sie siben da weren, vnd bate, den andern Vrlaub zu geben, das geschahe. Darauff begerte Faustus, sie solten jm ein Prob sehen lassen, deß ward er gewehret, Vnd also verändert sich einer nach dem andern, wie sie zuvor gethan haben, in aller Thier gestalt, auch wie die grossen Vögel, Schlangen vnd kriechende Thier, vier vnd zweyfüssige. Das gefiel D. Fausto wol, vnnd fragte, ob ers auch könnte, sie sagten Ja, vnd wurffen jm ein Zauberbüchlin dar, er solte seine Prob auch thun, das thät er. Nun kundte D. Faustus nit fürüber, zuvor als sie wolten Vrlaub nemmen, sie zu fragen, wer dann das Vnziffer erschaffen hett? 23 Sie sagten, nach dem Fall deß Menschen sey auch erwachsen [49] das Vnziffer, damit es den Menschen Plagen vnd Schaden thun soll. So können wir vns eben so wol zu mancherley Vnzifer verwandeln, als zu andern Thieren. D. Faustus lacht, vnd begert solchs zusehen, das geschach. Als sie nun vor jm verschwunden, da erschiene in deß D. Fausti Gemach oder Stuben allerley Vnzifer, als Omeissen, Egel, Kühfliegen, Grillen, Heuwschrecken, etc. Also, daß sein gantzes Hauß voller Vnzifer ward, Sonderlich war er vber diß erzürnt, verdrossen vnd vnwillig, daß vnter anderm Vnzifer jhn auch etlichs plagte, als die Omeissen beseichten jhn, die Bienen stachen jhn, die Mücken fuhren jm vnter das Angesicht, die Flöhe bissen jn, die Immen die flogen vmb jhn, das er zu wehren hatt, die Läuß vexierten jn auff dem Kopff vnd Hembd, die Spinnen fuhren auff jn herab, die Raupen krochen auff jn, die Wespen stachen jn. In summa, er wardt allenthalben genug mit Vnzifer geplagt, als daß er recht sagte, Ich glaube daß jr alle junge Teuffel seyt. Derhalben D. Faustus in der Stuben nicht bleiben konnte. Als bald er auß der Stuben gienge, da hette er keine Plage noch Vnzifer mehr an jm, vnd verschwanden auch stracks drauff zugleich mit einander.

24. Wie Doct. Faustus in die Hell gefahren

[24]

Wie Doct. Faustus in die Hell gefahren.

Doct. Faustus war auff das achte Jar kommen, vnd erstrecket sich also sein Ziel von Tag zu Tag, war auch die zeit deß meisten theils mit Forschen, Lernen, Fragen vnd Disputiern vmbgangen. Vnter dem träumete oder grauwete jm aber vor der Helle. Er fordert also seinen Diener, den Geist Mephostophilem, er solte jm seinen Herrn Belial oder Lucifer fordern vnd kommen lassen. Sie schickten jm aber einen Teuffel, der nannte sich Beelzebub vnter dem Himmel, der fragte D. Faustum, was [50] sein begeren oder anliegen were? Ob er nicht vermöchte, daß jhn ein Geist in die Hell hineyn führete vnd wider herauß, daß er der Hellen Qualitet, Fundament vnd Eygenschafft, auch Substantz möchte sehen, vnd abnemmen. Ja, antwortet jm Beelzebub, vmb Mitternacht wil ich kommen, vnnd dich holen. Als nun in der Nacht, vnd stick Finster war, erschiene jm Beelzebub, hatt auff seinem Rücken einen Beinen Sessel, vnnd rings herumb gantz zugeschlossen, darauff saß D. Faustus vnd fuhr also davon. Nu höret, wie jn der Teuffel verblendet, vnnd ein Affenspiel macht, daß er nit anders gemeinet, denn er seye in der Helle gewest. Er führet jhn in die Lufft, darob D. Faustus entschlieff, als wann er in einem warmen Wasser oder Bad sesse. Bald darnach kompt er auff einen hohen Berg, einer grossen Insel hoch, darauß Schwebel, Pech vnd Fewrstralen schlugen, vnnd mit solcher Vngestümb vnd Prasseln, daß D. Faustus darob erwachte. Der Teuffelische Wurmb schwang in solche Klufft hineyn mit D. Fausto. Faustus aber, wie hefftig es brannte, so empfunde er kein Hitze noch Brunst, sondern nur ein Lüfftlin, wie im Meyen oder Frühling, er hörte auch darauff allerley Instrumenta, deren Klang gantz lieblich war, vnd konnte doch, so hell das Fewer war, kein Instrument sehen, oder wie es geschaffen 24. So dorffte er auch nit fragen, wie es damit eine Gestalt hette denn jme solches zuvor ernstlich verbotten war, daß er nit fragen noch reden soll. In dem schwungen sich zu diesem Teuffelischen Wurmb vnd Beelzebub noch andere drey, auch solcher gestalt. Als D. Faustus nom besser in die Klufft hinab kame, vnd die drey benannte dem Beelzebub vorflogen, begegenete D. Fausto in dem ein grosser fliegender Hirsch, mit grossen Hörnern vnd Zincken, der wolte Doct. Faustum in die Klufft hinab stürtzen, darob er sehr erschracke. Aber die drey vorfliegende Würme vertrieben den Hirsch. Als nun D. Faustus besser in die Spelunck hinab kam, [51] da sahe er vmb sich herumb seyn nichts, dann lauter Vnzieffer vnd Schlangen schweben. Die Schlangen aver waren vnsäglich groß. Ihm kamen darauff fliegende Bären zu hülff, die rangen vnd kämpfften mit den Schlangen, vnd siegten ob, also daß er sicher vnd besser hindurch kame, vnd wie er nu weiter hinab kompt, sahe er ein grossen geflügelten Stier auß einem alten Thor oder Loch herauß gehen, vnd lieff also gantz zornig vnd brüllend auff D. Faustum zu, vnd stieß so starck an seinen Stuel, daß sich der Stuel zugleich mit dem Wurm vnnd Fausto vmbgewendet. D. Faust fiel vom Stuel in die Klufft jmmer je tieffer hinunter, mit grossem Zetter vnd Wehgeschrey, dann er gedachte, nun ist es mit mir auß, weil er auch seinen Geist nicht mehr sehen konnte. Doch erwüscht jn letzlich widerumb im hinunter fallen ein alter runtzlechter Affe, der erhielt vnd errettet jn. In dem vberzoge die Hellen ein dicker finster Nebel, daß er ein weil gar nichts sehen kondte, auff das thäte sich eine Wolcken auff, darauß zween grosser Drachen stiegen, vnd zogen einen Wagen nach jhnen, darauff der alte Aff D. Faustum setzte. Da folget etwan ein viertel Stundt lang ein dicke Finsternuß, also daß D. Faustus weder den Wagen, noch die Drachen sehen oder begreiffen kondte, vnd fuhr doch jmmer fort hinvnter. Aber so bald solcher dicker, stinckender vnd finsterer Nebel verschwandt, sahe er sein Rossz vnd Wagen widerumb. Aber in der Lufft herab schossen auff D. Faustum so viel Straal vnd Blitzen, daß der Keckest, wil geschweigen D. Faustus, erschrecken vnd zittern müssen, In dem kompt D. Faustus auff ein groß vnd vngestümb Wasser, mit dem sencken sich die Drachen hinvnter, Er empfand aber kein Wasser, sondern grosse Hitz vnnd Wärme, Vnd schlugen also die Stromen vnnd Wällen auff Doct. Faustum zu, daß er Rossz vnd Wagen verlohr, vnd fiel jmmer tieffer vnd tieffer in die Grauwsamkeit deß Wassers hinein, biß er endlich im fallen ein Klufft, die hoch vnd spitzig war, erlangte. Darauff saß er, als wann er halb todt were, sahe vmb sich, kundte aber niemand [52] sehen noch hören. Er sahe jmmer in die Klufft hinein, darob ein Lüfftlin sich erzeigte, vmb jn sahe er Wasser. D. Faustus gedacht, nu wie mustu jm thun, dieweil du von den Hellischen geistern verlassen bist, entweder du must dich in die Klufft oder in das Wasser stürtzen, oder hieoben verderben. In dem erzürnet er sich darob, vnnd sprang also in einer rasenden vnsinnigen Forcht in das fewrige Loch hineyn, vnd sprach: Nun jhr Geister, so nemmet mein wolverdientes Opffer an, so meine Seel verursachet hat. In dem er sich also vberzwergs hinein gestürtzet hat, wirt so ein erschrecklich Klopffen vnd Getümmel gehört, davon sich der Berg vnd Felsen erschüttet, vnnd so sehr, daß er vermeynt, es seyen lauter grosse Geschütz abgangen. Als er nun auff den Grund kam, sahe er im Fewr viel stattlicher Leut, Keyser, Könige, Fürsten vnnd Herrn. Item, viel tausent geharnischte Kriegßleut, Am Fewer flosse ein küles Wasser, darvon etliche trancken, vnd sich erlabeten vnd Badeten, etliche liessen vor Kühle in das Feuwer, sich zu wärmen D. Faustus trat in das Feuwer, vnd wolte ein Seel der Verdampten ergreiffen, vnd als er vermeynte er hett sie in der Hand, verschwande sie jm widerumb. Er kondte aber vor Hitze nicht länger bleiben, vnd als er sich vmbsahe, sihe so kompt sein Drach oder Beelzebub mit seinem Sessel wider, vnd saß er drauff, fuhr also wider in die Höhe. Dann Doct. Faustus kondte vor dem Donner, Vngestümb, Nebel, Schwefel, Rauch, Fewer, Frost vnd Hitz in die länge nicht verharren, sonderlich da er gesehen hatt das Zettergeschrey, Wehe, Grißgrammen, Jammer vnd Pein, etc. D. Faustus, der nu eine gute Zeit nicht anheimbs gewesen, auch sein Famulus nicht anders gemeinet, vnd abnemmen können, weil er die Hell hat begert zusehen, er werde mehr gesehen haben dann jm lieb sey, vnd ewig aussen bleiben. In solchem Wohn kompt in der Nacht D. Faustus widerumb zu Hauß, Weil er nu seithero auff dem Sessel geschlaffen, wirfft jhn der Geist also schlaffendt in sein Bett hineyn. Als aber der Tag herbey kam, vnd D. Faustus erwachte, das Liecht des Tages sahe, ward jm nit anders, als wann er ein zeitlang in einem finstern [53] Thurn gesessen were. Dann er seythero nichts von der Hellen gesehen hatt, als die Fewerstromen, vnd was das Feuwer von sich geben hatt. D. Faustus im Bett ligend, gedachte der Hellen also nach, Einmal nam er jm gewißlich für, er were drinnen gewest, vnd es gesehen, das ander mal zweiffelt er darab, der Teuffel hette jhm nur ein Geplerr vnnd Gauckelwerck für die Augen gemacht, wie auch war ist, Dann er hatte die Hell noch nicht recht gesehen, er würde sonsten nicht darein begert haben.

Diese Historiam vnd Geschicht, was er in der Helle vnd Verblendung gesehen, hat er, Doct. Faustus, selbs auffgeschrieben, vnd ist nach seinem Todt solch schreiben in einem Zettel, seiner eigenen Handtschrifft, vnnd in einem Buch verschlossen liegendt, hinder jm gefunden worden.

25. Wie Doct. Faustus in das Gestirn hinauff gefahren

[25]

Wie Doct. Faustus in das Gestirn hinauff gefahren.

Diese Geschicht hat man auch bey jm funden, so mit seiner eygen Handt concipiert vnd auffgezeichnet worden, welches er seinem guten Gesellen einemJonæ Victori, Medico zu Leiptzig, zugeschrieben, welches schreibens Innhalt war, wie folgt:

Insonders lieber Herr vnd Bruder, Ich weiß mich noch, deßgleichen jr auch, zu erjnnern vnsers Schulgangs von Jugendt auff, da wir zu Wittenberg mit einander Studierten, vnnd jhr euch anfänglich der Medicinæ, Astronomiæ, Astrologiæ, Geometriæ beflissen, wie jhr dann auch ein guter Physicus seydt, Ich aber euch vngleich war, vnd wie jhr wol wißt, Theologiam studierte, so bin ich euch doch in dieser Kunst noch gleich worden, demnach jr mich etlicher sachen vmb Bericht rahts gefragt. Dieweil ich nun, wie auß ewerm schreiben zur Dancksagung vernommen, nie nichts hab geweigert, noch zu [54] berichten versagt, bin ich dessen noch vrbietig, sollet mich auch allzeit also finden vnd heimsuchen, Ewers Ruhms vnd Lobs, so jr mir zumeßt vnd gebt, thu ich mich gleichsfalls bedancken, nemlich daß mein Calender vnd Practicken so weit in das Lob kommen, daß nit geringe Priuat Personen, oder gemeine Bürgerschafft, sondern Fůrsten, Graffen vnd Herren meiner Practica nachfragen, dieweil alles, was ich gesetzt vnd schreiben meldet jhr auch bittweiß von meiner Himmelfart vnter das Gestirn, so jr, wie jr mir zuschreibt erfaren, euch zuberichten, ob jm also seye oder nicht, vnd euch solchs gantz vnmöglich dünckt, so es doch einmal geschehen ist. Ihr auch dabey setzet, es müsse etwan durch den Teuffel oder Zäuberey geschehen seyn. Ja wett Fritz: Es sey jhm aber wie jhm wölle, ist es endlich geschehen, vnd solcher gestalt, wie ich euch auff ewer bitt nachfolgends berichte.

Als ich einmal nit schlaffen kondte, vnd daneben an meine Calender vnd Practica gedachte, wie doch das Firmament am Himel qualificiert vnd beschaffen were, daß der Mensch oder die Physici solches hierunten abnemmen könten, ob sie gleich solchs nicht sichtbarlich, sonder nach gutdüncken, vnd den Büchern oder den opinionibus, disponiern vnd erforschen köndten. Sihe, so hört ich ein vngestümb brausen vnd Wind meinem Hauß zugehen, der mein Laden vnd Kammerthůr alles auffschlug, darob ich nit ein wenig erschrack. In dem höret ich eine brüllende Stimm, die sagt: Wolauff, deins Hertzen Lust, Sinn vnd Begierligkeit wirstu sehen 25. Darauff sagt ich: Wann diß zusehen ist, so ich erst gedacht, vnd dißmal mein gröste begierde ist, so wil ich mit. Er antwort wider, so schawe zum Laden herauß, so wirstu die Fuhr sehen. Das thät ich, vnd sahe ein Wagen mit zweyen Drachen herab fliegen, der war Hellischer Flammenweiß zu sehen. Als aber der Mond dasselbige mal am Himmel schiene, besahe ich auch meine Rossz vnd [55] Wagen. Diese Würme waren an Flügeln braun vnd schwartz, mit weiß gesprengteten tüpssien, der Rück auch also, der Bauch, kopff vnd halß grünlecht, gelb vnd weiß gesprengt. Die Stimm schrey wider, so sitz auff vnd wandere. Ich sagt, Ich wil dir folgen, doch daß ich alle Vmbstände fragen dörffe. Ja, antwort die Stimm, es sey dir dißmal erläubt. Darauff stiege ich auff den Kammerladen, sprang auff meine Kutschen, vnd fuhr davon. Die fliegende Drachen führten mich empor, der Wagen hatt auch 4 Räder, vnd rauschten, als wenn ich auff dem Lande führe, doch gaben die Räder im vmbher lauffen jmmer Fewrstromen, vnd je höher ich kame, je finsterer die Welt war, vnnd gedauchte mich nicht anders, als wenn ich vom hellen Sonnentag in ein finsters Loch führe. Sahe also vom Himmel herab in die Welt. In solchem fahren rauschte mein Geist vnnd Diener daher, vnnd sitzt zu mir auff den Wagen. Ich sagte zu jm: Mein Mephostophiles, wo muß ich nu hinauß? Das laß dich nicht jrren, sprach er, vnnd fuhre also noch höher hinauss. Nu wil ich euch erzehlen, was ich gesehen hab, Dann am Dinstag fuhr ich auß, vnnd kam am Dinstag wider zu Hauß, das waren acht Tag, darinnen thät ich nie kein Schlaff, war auch kein Schlaff in mir, vnnd fuhr gantz vnsichtbar. Als es nu am Morgens früh am Tag vnnd hell wardt, sagt ich zu meinem Geist Mephostophili: Lieber, wie weit seyn wir schon gefahren, daß kanstu wissen? Dann ich wol an der Welt abnemmen kan, daß ich diese Nacht zimlich gefahren hab, auch so lang ich aussen war, keinen Durst noch Hunger gehabt. Mephostophiles sagt: Mein Fauste, glaub mir, daß du bißhero schon 47. Meilen in die Höhe gefahren bist. Darnach sahe ich am Tag herab auff die Welt, da sahe ich viel Königreich, Fürstenthumb vnnd Wasser, also daß ich die gantze Welt, Asiam, Aphricam vnnd Europam, gnugsam sehen kondte. Vnnd in solcher Höhe sagt ich zu meinem Diener, So weise vnd zeige mir nu an, wie diß vnd das Land vnd Reich genennet werde. Das thät er, vnnd sprach: Sihe, diß auff der lincken Hand ist das Vngerlandt. Item, diß ist Preussen, dort schlimbs ist [56] Sicilia, Polen, Dennmarck, Italia, Teutschland. Aber Morgen wirstu sehen Asiam, Aphricam, Item, Persiam vnd Tartarey, Indiam, Arabiam. Vnd weil der Wind hinder sich schlägt, so sehen wir jetzund Pommern, Reussen vnd Preussen, deßgleichen Polen, Teutschlandt, Vngern vnd Osterreich. Am dritten Tag sahe ich in die grosse vnnd kleine Türckey, Persiam, Indiam vnd Aphricam, Vor mir sahe ich Constantinopel, vnd im Persischen vnnd Constantinopolitanischen Meer sahe ich viel Schiff vnd Kriegßheer hin vnnd wider schweben vnd fahren, Es war mir aber Constantinopel anzusehen, als wenn kaum drey Häuser da weren, vnd die Menschen als einer Spannen lang. Ich fuhr im Julio auß, war gar Warm, warff auch mein Gesicht jetzt hier, jetzt dorthin, gegen Auffgang, Mittag, Nidergang vnd Mittnacht, da es dann an einem ort Regnete, an dem andern Donnerte, hie schlug der Hagel, am andern Ort war es schön, sahe auch endtlich alle ding, die gemeiniglich in der Welt sich zutrugen. Als ich nun 8. Tage in der Höhe war, sahe ich hinauff von ferrne, daß der Himmel so schnell fuhr vnd wältzte, als wenn er in tausend Stücken zerspringen, oder die Welt zerbrechen wolte. So war der Himmel so hell, daß ich nit weiters hinauff sehen konnte, vnd so hitzig, wann mein Diener keine Lufft gemacht hette, daß ich verbrennen můssen. Das Gewnicke, so wir vnten in der Welt gesehen, ist so fest vnd dick, wie eine Mawer vnnd Felsen, klar wie ein Cristall, vnd der Regen, so darvon kompt, biß er auff die Erden fället, so klar, daß man sich darinnen ersehen kan. So bewegt sich das Gewülck am Himmel so kräfftig, daß es jmmer laufft, von Osten biß gen Westen, nimpt das Gestirn, Sonn vnd Mond mit sich. Daher (wie wir sehen) kompt, daß sie vom Auffgang zum Nidergang laufft, vnnd gedauchte mich, die Sonne bey vns were kaum eines Faßbodems groß, Sie war aber grösser dann die gantze Welt, dann [57] ich kondte kein End daran sehen. So muß der Mond zu Nacht, wenn die Sonne vntergehet, das Liecht darvon empfangen, darumb scheint er zu Nacht so hell, wie es auch am Himmel hell ist, Vnnd also zu Nacht der Tag am Himmel, vnnd auff Erden finster vnd Nacht ist. Ich sahe also mehr dann ich begerte. Der Stern einer war grösser dann die halbe Welt, Ein Planet so groß als die Welt, vnd wo der Lufft war, da waren die Geister vnter dem Himmel. Im herab fahren sahe ich auff die Welt, die war wie der Dotter im Ey, vnd gedauchte mich die Welt were nicht einer Spannen lang, vnd das Wasser war zwey mal breiter anzusehen. Also am 8. Tag zu Nachts kam ich wider zu hauß, vnd schlieff drey Tag nach einander, richtet hernach alle meine Calender vnd Practica darnach. Diß hab ich euch, auff ewer begeren, nicht wöllen verhalten, vnnd besehet also euwer Büchere, ob meinem Gesicht nach diesem nicht also seye. Vnd seyt von mir freundlich gegrüsset.


Doctor Faustus der Gestirnseher.

26. D. Fausti dritte Fahrt in etliche Königreich vnnd Fürstenthumb

[26]

D. Fausti dritte Fahrt in etliche Königreich vnnd Fürstenthumb, auch fürnembste Länder vnd Stätte.

Doct. Faustus nimpt im 16. jar ein Reyß oder Pilgramfahrt fůr, vnd befihlt also seinem Geist Mephostophili, daß er jn, wohin er begerte, leyte vnd führe. Derhalben sich Mephostophiles zu einem Pferde verkehret vnnd veränderte, doch hatt er flügel wie ein Dromedari, vnd fuhr also, wohin jn D. Faustus hin ländete. Faustus durchreisete vnd durchwandelte manch Fürstenthumb, als das Landt Pannoniam, Osterreich, Germaniam, Behem, Schlesien, Sachssen, Meissen, Düringen, Franckenlandt, Schwabenlandt, Beyerlandt, Littauw, Liefflandt, Preussen, Moscowiterlandt, Frießland, [58] Hollandt, Westphalen, Seelandt, Brabandt, Flandern, Franckreich, Hispaniam, Portugall, Welschland, Polen, Vngern, vnnd dann wider in Düringen, war 25. Tag aussen, darinnen er nit viel sehen kondte, darzu er Luft hette. Derhalben name er ein Widerfuhr, vnd ritte auff seinem Pferde auß, kam gen Trier, dann jm diese Statt erstlich einfiel zusehen, weil sie so altfränckisch anzusehen war, da er nichts sonderlichs gesehen, dann einen Pallast, wunderbarlichs Wercks, welcher auß gebacken Ziegeln gemacht, vnd so fest, daß sie keinen feind zu fůrchten haben 26. Darnach sahe er die Kirchen, darinnen Simeon vnd der Bischoff Popo begraben war, welche auß vnglaublichen grossen steinen mit Eysen zusammen gefüget, gemacht ist. Darnach wendet er sich gen Pariß in Franckreich, vnd gefielen jm die Studia vnnd hohe Schul gar wol 27. Was nu dem Fausto für Stätt vnd Landschafften in Sinn fielen, die durchwandert er. Als vnter andern auch Meyntz 28, da der Mayn in Rhein fleußt, er die Statt Neapolis 29, darinnen er vnsäglich viel Klöster vnd Kirchen gesehen, vnd so grosse hohe vnd herrliche gezierte Häuser, daß er sich darob verwundert, Vnnd darinnen ist ein herrlich Castell oder Burg, so new gebawet, welches für allen anderen Gebäwen in Italia den preiß hat, der höhe, dicke vnd weite halb, mit mancherley Zierd der Thürn, Gemäuwer, Palläst vnnd Schlaffkammern 30. Dabey ein Berg ligt, Vesunius genannt, der voller Weingärten, Oelbäum vnd etlicher andern fruchtbaren Bäume, vnd solchen Wein, den man den Griechischen Wein nennet, so herrlich vnd gut 31. Bald fällt jm Venedig ein, verwundert sich, daß es gerings herumb im Meer lag, da er dann alle Kauffmanschafft vnd Notturfft zur Menschlichen Vnterhaltung gesehen, dahin zu schiffen sahe, vnd wundert jn, daß in einer solchen Statt, da schier gar nichts wächßt, dennoch ein Vberfluß ist, Er sahe auch ab [59] die weite Häuser vnd hohen Thürn vnd Zierde der Gottshäuser vnd Gebäw mitten in dem Wasser gegründet vnd auffgerichtet. Weiters kompt er Welschlandt gen Padua, die Schul da zu besichtigen 32. Diese Statt ist mit einer dreyfächtigen Mawer befästiget, mit mancherley Gräben, vnnd vmblauffenden Wassern, darinnen ist eine Burg vnd Veste, vnd jr Gebäw ist mancherley, da es auch hat eine schöne Thumbkirch, ein Rahthauß, welches so schöne ist, daß keines in der Welt diesem zuvergleichen seyn sol. Ein Kirche S. Anthonij genannt, ist allda, daß jres gleichen in gantz Italia nit gefunden wirt. Fürters kam er gen Rom, welche ligt bey einem Fluß Tyberis genannt, so mitten durch die Statt fleußt, vnd jenseyt der rechten Seyten, begreifst die Statt sieben Berg vmb sich, hat eilff Pforten vnd Thor, Vaticanum, ein Berg, darauff S. Peters Můnster oder Thumb ist. Dabey ligt deß Bapsts pallast, welcher herrlich mit einem schönen Lustgarten vmbfangen, dabey die Kirchen Lateranensis, darinnen allerley Heylthumbs, vnd die Apostolische Kirch genannt wirt, welche auch gewiß eine köstliche vnnd berühmte Kirchen in der Welt ist 33. Deßgleichen sahe er viel Heydnische verworffene Tempel. Item, viel Seulen, Steigbogen, etc. welches alles zu erzehlen zu lang were, also daß D. Faustus sein Lust vnnd kurtzweil dran sahe. Er kam auch vnsichtbar für deß Bapsts Pallast, da sahe er viel Diener vnd Hoffschrantzen, vnd was Richten vnd Kosten man dem Bapst aufftruge, vnd so vberflüssig, daß D. Faustus darnach zu seinem Geist sagte: Pfuy, warumb hat mich der Teuffel nicht auch zu einem Bapst gemacht. Doct. Faustus sahe auch darinnen alle seines gleichen, als vbermut, stoltz, Hochmut, Vermessenheit, fressen, sauffen, Hurerey, Ehebruch, vnnd alles Gottloses Wesen deß Bapsts vnd seines Geschmeiß, also, daß er hernach weiters sagte: Ich meynt, ich were ein Schwein oder Saw deß Teuffels, aber er muß mich länger ziehen. Diese Schwein zu Rom sind gemästet, vnd alle zeitig zu Braten vnd zu Kochen. Vnd dieweil er viel von Rom gehört, ist er mit seiner Zauberey [60] drey tag vnnd Nacht, vnsichtbar, in deß Bapsts Pallast blieben, vnnd hat der gute Herr Faustus seythero nicht viel Guts gessen, noch getruncken. Stunde also vor dem Bapst vnsichtbar einmal, wann der Bapst essen wolt, so macht er ein Creutz vor sich, so offt es dann geschahe, bließ D. Faustus jhm in das Angesicht. Einmal lachte D. Faustus, daß mans im gantzen Saal hörete, dann weynete er, als wenn es jm ernst were, vnd wusten die Auffwarter nit was das were. Der Bapst beredet das Gesinde, es were ein verdampte Seele, vnd bete vmb Ablaß, Darauff jhr auch der Bapst Busse aufferlegte. Doct. Faustus lachte darob, vnd gefiel jm solche Verblendung wol. Als aber die letzte Richten vnd kosten auff deß Bapsts Tisch kamen, vnd jn, D. Faustum, hungert, hub er, Faustus, seine Hand auff, als bald flogen jm Richten vnd Kosten, mit sampt der Schüssel in die hand, vnd verschwand also damit sampt seinem Geist, auff einen Berg zu Rom, Capitolium genannt, asse also mit Luft. Er schickte auch seinen Geist wider dahin, der must jm nur den besten Wein von deß Bapsts Tisch bringen, sampt den silbern Bechern vnd Kanten. Da nun der Bapst solchs alles gesehen, was jm geraubt worden, hat er in derselbigen Nacht mit allen Glocken zusammen leuten lassen. Auch Meß vnd fürbit für die verstorbene Seel lassen halten, vnd auff solchen Zorn deß Bapsts, den Faustum, oder verstorbenen Seel in das Fegfeuwer condemniert vnd verdampt. D. Faustus aber hette ein gut fegen mit deß Bapstes Kosten vnd Tranck. Solchs Silbergeschirr hat man nach seinem Abschiedt hinder jhm gefunden. Als es nun mit Mittnacht ward, vnd Faustus sich von solcher speiß gesättigt hatt, ist er mit seinem Geist widerumb in die Höhe auffgeflogen, vnd gen Meyland 34 in Italiam kommen, welches jn eingesunde Wohnung dauchte, dann es ist da kein anzeigung der hitze, auch sind da frische Wasser, vnd 7. gar schöne See, auch hat er da viel ander schöne Flüß vnd [61] Wasser gezehlet vnd abgenommen. Es sind auch darinnen schöne feste wol erbauwete Tempel vnnd Königliche Häuser, doch altfränckisch. Ihme gefiele auch die hohe Burg oder das Schloß mit jren Vesten, der köstliche Spital zu vnser Frawen 35. Florentz besichtiget er auch, er wunderte sich dieses Bisthumbs, der künstlichen Zierdt von den schönen Schwibbogen vnd Gewelben, deß schönen gezierten Baumgarten zu S. Maria. Der Kirchen, so allda im Schloß ligt, mit schönen köstlichen Vmbgängen bekleidet, auch einen gantz auffgerichten Marmelsteinen Thurn, das Thor, dadurch man gehet, mit Glocken oder Ertzspeiß gemacht, darinnen die Historien deß alten vnd newen Testaments gegraben, die Gegend darumb trägt guten Wein, auch künstliche Leut vnd Handtierung darinnen 36. Item, Leon in Franckreich, zwischen zweyen Bergen ligend, vnd zweyen Flüssen vmbfangen, dabey ein Tempel trefflicher würdigkeit, daneben auch ein herrliche Seul, mit schönen gehawen Bildern. Von Leon wendt er sich gen Cölln am Reinstrom gelegen, darinn ist ein Stifft, das hohe Stifft gennant, da die 3. König, so den Stern Christi gesucht, begraben ligen 37. Als D. Faustus solchs sahe, sagt er: O jr gute Männer, wie seyt jhr so jrr gereiset, da jr solt in Palestiuam gen Bethlehem in Judea ziehen, vnd seyt hieher kommen, oder seyt villeicht nach ewerm todt ins Meer geworffen, in Reinstrom geflöst, vnd zu Cölln auffgefangen, vnd allda deqraden worden. Alda ist auch der Teufel zu S. Vrsula mit den 11000. Jungfrawen. Sonderlich gefiel jm da die schönheit der Weiber. Nit weit davon ligt die Statt Ach, ein stuel deß Keysers, in dieser Statt ist ein gantz Marmelsteiner Tempel, so der groß Keyser Carolus sol gebawt haben, vnd geordnet, daß alle seine Nachkommen die Kron darinnen empfangen sollen 38. Von Cölln vnd Ach lendt er sich wider ins Welsche Land gen Genff, die Statt zu besichtigen, welche ist ein Statt in Saphoy, ligt in der gegend deß Schweitzerlands, ein schöne vnd grosse Gewerbstatt, hat gute fruchtbare [62] Weinwachß, vnd wont ein Bischoff da. Er kam auch gen Straßburg, vnd hat D. Faustus erfaren, warumb es Straßburg genannt wirt, nemlich, von vile der Wege, Eingäng vnd Strassen, davon sie den Namen bekommen, hat allda ein Bisthumb. Von Straßburg kame er gen Basel in Schweitz, da der Rhein schier mitten durch die Statt rinnet, vnd wie er von seim Geist berichtet, sol diese Statt den Namen von einem Basilißken, so allda gewont, haben 39. Die Mawr ist mit Zigelsteinen gemacht, vnd mit tieffen Gräben gezieret. Es ist auch ein weit fruchtbar Land, da man noch viel alte Gcbäuwe sihet, da ist auch eine hohe Schul, vnnd gefiel jhm kein schöne Kirch darinnen, denn das Carthäuer Hauß. Von dannen kam er gen Costnitz, da ist ein schöne Brücken von der Statt Pforten vber den Rein gemacht 40. Diser See, sagt der Geist zu Fausto, ist 20000. schritt lang, vnd 15000. schritt breit, dise Statt hat von dem Constantino den Namen empfangen. Von Costnitz gen Vlm, der Namen Vlma ist vom Feldgewächß entsprungen, dahin die Donaw fleußt, aber durch die Statt geht ein fluß, die Blaw genannt, hat ein schöns Münster, vnd Pfarrkirchen zu S. Maria, hat Anno 1377. angefangen ein zierlich, köstlich vnd künstlich Gebäuw, dergleichen kaum gesehen wirt, darinnen sind 52. Altär, vnd 52. Pfrůnden, so ist auch ein kůnstlich vnd köstlich Sacrament Hauß darinnen 41. Als nu D. Faustus von Vlm wider vmbkeren, vnd weiter wolt, sagte sein Geist zu jm: Mein Herr, sehet die Statt an, wie jr wöllet, sie hat drey Graffschafften mit barem Gelt an sich bracht, vnd mit allen jren Priuilegien vnd Freyheiten erkaufft. Von Vlm auß, als er mit seinem Geist in die Höhe kam, sahe er von ferrnen viel Landschafften vnd Stätte, darunter auch eine grosse Statt, vnd dabey ein grosses vnnd festes Schloß, dahin ländt er sich, vnd war Wůrtzburg, die Bischoffliche Hauptstatt in Francken, daneben der Fluß Mayn her fleust, da wächßt guter starcker wolschmackender Wein, vnd sonsten [63] von Getreyde auch Fruchtbar. 42 In diser Statt har es viel Orden, als Bettel Orden, Benedictiner, Stephaner, Carthäuser, Johanser vnnd Teutschen Orden. Item, es hat allda drey Carthäuserische Kirchen, on die Bischoffliche Thumbkirchen, 4. Bettel Orden, 5. Frawen Klöster, vnd 2. Spital zu S. Maria, die dann am Thor ein wunderbarlich Gebäw hat. D. Faustus, als er die Statt vberall besichtiget, ist er zu Nachts in deß Bischoffs Schloß auch kommen, das allenthalben besehen, vnd allerley Prouiant darinnen gefunden. Als er nu die Felsen besichtiget, sahe er ein Capellen darinnen gehawen, vnnd als er allerley Wein versuchte, ist er widerumb davon gefahren. Vnd gen Nürenberg kommen, da sagt jhm der Geist vnterwegen: Fauste, wisse, daß Nürnberg der name von Claudio Tyberio Nerone entspringt, vnd von Nero Nürnberg genannt worden. 43 Darinnen sind 2. Pfarrkirchen, S. Seboldt, der da begraben ligt, vnd S. Lorentz Kirchen, darinnen hangt deß Keysers Zeichen, als der Mantel, Schwerdt, Scepter, Apfel vnd Kron, deß grossen Keysers Caroli. Es hat auch drinnen ein schönen vbergůlten Brunnen, der schön Brunn genannt, so auff dem Marckt steht, darinnen ist oder sol seyn der Sper, so Longinus Christo in die Seyten gestochen, vnd ein stück vom H. Creutz. Diese Statt hat 528. Gassen, 116. Schöpffbrunnen, 4. grosser vnd 2. kleiner Schlagvhrn, 6. grosser Thor, vnd 2. kleiner Thörlin, 11. steinern Brücken, 12. berge, 10. geordnete Märckt, 13. gemeiner Badstuben, 10. Kirchen darinn man predigt. In der Statt hat es 68. Mülräder, so das Wasser treibt, 132. Hauptmannschafft, 2. grosse Ringmawrn vnd tieffe Gräben, 380. Thürne, 4. Pasteyen, 10. Apotecken, 68. Wächter, 24. Schützen oder Verrähter, 9. Stattknecht, 10. Doctores in Jure, vnd 14. in Medicina. Von Nürnberggen Augspurg, da er morgens früe, als der tag erst anbrach, hinkame, fraget er seinen [64] Diener: Wo Augspurg jren namen her habe 44. Er sprach: Augspurg die Statt hat etliche namen gehabt, dann sie erstlich, als sie erbawen, Vindelica genannt worden, darnach Zizaria, dann Eysenburg, vnd endlich von Augusto Octauiano, dem Keyser, Augusta genannt worden. Vnd dieweil sie D. Faustus zuvor auch gesehen, ist er fürüber gefahren, vnd sich gelendt gen Regenspurg. Dieweil D. Faustus auch fürüber wolte reysen, sagt der Geist zu jhm: Mein Herr Fauste, dieser Statt hat man 7. namen geben, als nemlich Regenspurg, den namen, so sie noch hat, sonst Tyberia, Quadrata, Hyaspolis, Reginopolis, Imbripolis, vnd Ratisbona, das ist, Tyberius Augusti Sone 45. Zum 2. die vierecket Statt. Zum 3. von wegen der groben Sprach, der nachgehenden Nachbarschafft. Zum 4. Germanos, Teutschen. Zum 5. Königsburg. Zum 6. Regenspurg. Zum 7. von Flössen vnd schiffen daselbsten. Dise Statt ist fest, starck vnd wol erbawt, bey jr läufft die Donaw, in welche bey 60. flüß kommen, schier alle schiffreich. Da ist Anno 1115. ein künstliche, berümbte, gewälbte Brück auffgerichtet worden, wie auch ein Kirch, die zu rühmen ist, zu S. Remigien, ein künstlich werck. D. Faustus ist aber bald wider fortgeruckt, vnd sich nit lang da geseumbt, allein hat er einen Diebstall gethan, vnd einem Wirt zum hohen Busche den keller besucht, darnach sich gewend, vnd kommen gen München ins Beyerland, ein recht Fürstlich Land 46. Die Statt ist new anzusehen, mit schönen weiten Gassen, vnd wolgezierdten Häusern. Von München auß gen Saltzburg, ein Bischoffliche Statt im Beyerland ligend, welche auch anfangs etliche namen gehabt 47. Dise Gegend hat Weyer, ebene Bühel, See, Berge, darvon sie Weydvögel vnd Wildprät bekommen. Von Saltzburg gen Wien in Osterreich 48. Dann er sahe die Statt von ferrne, vnd wie jn der Geist bericht, sol nit bald ein älter Stat gefunden werden, [65] vnd vom Flauio dem Landvogt also genennt seyn. Diese Statt hat einen grossen weiten graben, mit einem Vorschutt, hat auch im vmbkreiß der Maurn 300. schrit vnd wol befestigt, die Häuser sind gemeiniglich all gemalt, vnd neben der Keyserlichen wonung ein hohe schul vssgericht. Dise Statt hat zur Oberkeit nur 18. Personen. Item, man braucht zum weinlesen 1200. Pferdt, so hat diese Statt auch weite vngegründte keller, die gassen mit harten steinen, die Häuser mit lüstigen gemachen vnd stuben, weit an stallungen, vnd sonst mit allerley gezierden. Von Wien reiset er in die höhe, vnd sihet von der höhe herab ein Statt, die doch ferrn lag, das war Prag, die Hauptstatt in Behem, diese Statt ist groß, vnd in drey Theil getheilt, nemlich alt Prag, new Prag vnd klein Prage, klein Prag aber begreifst in sich die lincke seyten, vnd der Berg, da der königliche Hoff ist, auch S. Veit, die Bischoffliche Tumbkirchen 49. Alt Prag ligt auff der ebne, mit grossen gewaltigen Gräben geziert, Auß dieser Statt kompt man zur kleinen Statt Prag vber ein Brücken, dise Brück hat 24. schwibbogen. So ist die new Statt von der alten Statt mit eim tieffen graben abgesöndert, auch rings vmb mit Mawren verwart, daselbst ist das Collegium der hohen Schule, die Statt ist mit einem Wall vmbfangen. D. Faustus reiset auff Mitternacht zu, vnd sihet wider ein andere Statt, vnd da er sich von einer ebne herab ließ, war es Crackaw, die Hauptstatt in Polen, eine schön vnd gelehrte schul allda 50. Dise Statt ist die Königliche Wonung in Polen, vnd hat von Craco dem Polnischen Hertzogen den Namen empfangen. Dise Statt ist mit hohen Thürnen, auch mit Schütt vnnd Gräben vmbfangen, derselbigen Gräben sind etliche mit Fischwassern vmbgeben. Sie hat 7. Pforten, vnd viel schöner grosser Gottshäuser. Dise gegend hat grosse [66] mächtige hohe Felsen vnd Berge, drauff sich D. Faustus herunter gelassen, deren einer so hoch ist, daß man meynet, er halte den Himmel auff, allda D. Faustus auch in die Statt hat sehen können, hat also D. Faustus in dieser Statt nit einkehret, sonder vnsichtbar vmb die Statt herumbgefahren. Von diesem Bühel, darob D. Faustus etliche Tag geruhet, begibt er sich wider in die höhe, gen Orient zu, vnd reiset für vil Königreich, Stätt vnd Landschafften, wandelte also auch auff dem Meer etliche Tage, da er nichts dann Himmel vnd Wasser sahe, vnd kame in Thraciam oder Griechenlandt, gen Constantinopel, die jetzundt der Türck Teucros nennet, allda der Türckische Keyser Hoff helt, vnd vollbracht daselbst viel Abenthewr, wie hernach etlich erzehlt werden, so er dem Türckischen Keyser Solimanno zugefůgt. 51 Constantinopel hat jren Namen von dem grossen Keyser Constantino. Diese Statt ist mit weiten Zinnen, Thürnen vnd Gebäwen auffgericht vnd geziert, daß mans wol new Rom mag nennen, vnd fleußt neben an beyden orten das Meer 52. Dise Statt hat 11. Pforten, 3. Königliche Häuser oder wonungen. D. Faustus besahe etliche tage deß Türckischen Keysers macht, gewalt, Pracht vnd Hofhaltung, vnd auff einen Abend, als der Türckische Keyser vber der Tafel saß vnd asse, macht jm D. Faustus ein Affenspiel vnd Abenthewr, denn in deß Türckischen Keysers Saal herumb giengen grosse Fewerstromen, daß ein jeglicher zulieff zu leschen, in dem hub es an zu Donnern vnd Blitzen. Er verzaubert auch den Türckischen Keyser so sehr, daß er weder auffstehen oder man jn von dannen tragen kondt. In dem wurde der Saal so hell, als wann die Sonnen darinnen wohnete, Vnd D. Fausti Geist tratt in gestalt, zierd vnd geschmuck eins Bapsts für den Keyser, vnd spricht: Gegrüsset seystu Keyser, der je so gewürdiget, daß ich dein Mahomet vor dir erscheine. Mit solchen kurtzen Worten verschwandt er. Der Keyser fiel nach dieser Bezauberung auff die Knie nider, rüfft also seinen Mahomet an, lobt vnd preißt jn, daß er jn so gewürdiget, vnd vor jm erschienen were. Morgen am andern [67] Tage fuhr D. Faustus in deß Keysers schloß ein, darinnen er seine Weiber vnd Hurn hat, vnd niemand daselbst jnnen wandeln darff, als verschnittene Knaben, so dem Frawenzimmer auffwarten. Dieses Schloß verzauberte er mit einem solchen dicken Nebel, daß man nichts sehen kundte. D. Faustus, wie auch vor sein Geist, namen solche gestalt vnd wesen an, vnd gab sich vor den Mahomet auß, wonet also 6. tag in diesem Schloß, so war der Nebel so lang da, als lang er da wonete. Wie auch der Türck dißmal sein volck vermanet, diese Zeit mit viel Ceremonien zubegehen. D. Faustus der assz, tranck, war gutes muts, hatt seinen Wollust, vnd nach dem er solchs vollbracht, fuhre er im Ornat vnd Ziede eines Bapsts in die Höhe, daß jhn männiglich sehen kondte. Als nun D. Faustus widerumb hinweg, vnd der Nebel vergangen war, hat sich der Türck in das Schloß verfüget, seine Weiber gefordert, vnnd gefragt, wer allda gewesen were, daß das schloß so lang mit einem Nebel vmbgeben gewest, Sie berichten jn, es were der Gott Mahomet gewest, vnd wie er zu Nacht die vnd die gefordert, sie beschlaffen, vnnd gesaget: Es wůrde auß seinem Samen ein groß Volck vnd streitbare Helden entspringen. Der Türck nam solchs für ein groß Geschenck an, daß er jm seine Weiber beschlaffen, fraget auch hierauff die Weiber, ob er auch eine gute Prob, als er sie beschlaffen, bewiesen? Ob es Menschlicher weise were zugangen? Ja antworten sie, es were also zugangen, er hett sie geliebet, gehälset vnd were mit dem Werck wol gestaffiert, sie wolten solches alle Tage annemmen, Zu deme, so were er nackendt bey jnen geschlaffen, vnd in gestalt eines Mannsbilds, allein sein Sprach hetten sie nit verstehen können. Die Priester beredten den Türcken, er solte es nit glauben, daß es der Mahomet were, sonder ein gespänst. Die Weiber aber sagten: Es seye ein gespänst oder nit, er hette sich freundtlich zu jnen gehalten, vnd zu Nacht einmal oder sechs, vnd je mehr sein Prob meisterlich bewiesen, vnd were in summa wol gestaffiert, etc. Solchs machte dem Türckischen Keyser viel nachdenckens, daß er in grossem zweiffel stunde. D. Faustus wendet [68] sich gegen Mitternacht zu in die grosse Hauptstatt Alkair, die vormals Chayrum oder Memphis genannt worden, darinnen der Egyptische Soldan sein Schloß oder Hoffhaltung hat 53. Da theilet sich der Fluß Nilus in Egypten, ist der gröste Fluß in der gantzen Welt, vnd so die Sonne im Krebs geht, so begeußt vnd befeuchtigt er das gantze Land Egypten. Darnach wendet er sich wider gegen Auffgang vnnd Mitternacht werts gen Ofen, vnnd Sabatz in Vngern 54. Ofen diese Statt ist vnd war die Königliche Hauptstadt in Vngern, diß ist ein fruchtbar Land, allda hat es Wasser, wann man Eysen darein senckt, so wirdt es zu Kupffer. Es hat gruben allda von Goldt, Silber vnd allerley Metall. Die Statt nennen die Vngern Start, welchs auff Teutsch Ofen genannt, ein grosse Veste, vnd mit einem trefflichen schönen Schloß gezieret. Von dannen wandte er sich gen Magdeburg vnd Lübeck in Sachssen. Magdenburg ein Bischofflicher Stuel, in dieser Statt ist der 6. Krüg einer auß Cana in Galilea, darinnen Christus Wein auß wasser machte 55. Lübeck ist auch ein Bischofflicher Stul in Sachsen, etc. Von Lübeck kam er in Düringen gen Erfurt, da ein hohe Schul ist. Von Erfurt lendet er sich widerumb auff Wittemberg zu, vnd kam also da er anderhalb jar aussen war, wider heim, vnd hatt also viel Landschafften gesehen, so nit alle zubeschreiben sind 56.

27. Vom Paradeiß

[27]

Vom Paradeiß.

Doctor Faustus, als er in Egypten war, allda er die statt Alkair besichtiget, vnnd in der höhe vber viel Königreich vnd Länder reisete, als Engelland, Hispaniam, Franckreich, Schweden, Polen, Dennemarck, Indiam, [69] Aphricam, Persiam, etc. Ist er auch in Morenland kommen, vnd neben jmmerdar auff hohe Berg, Felsen vnd Jnsulen sich gelendt vnd geruhet, ist sonderlich auch in dieser fürnemmen Insel Britannia gewest, darinn viel wasserflüß, warme brůnnen, menge der Metall seyn, auch der stein Gotts, vnd viel andere, so D. Faustus mit sich herauß gebracht 57. Orchades sind Insel deß grossen Meers, jnnerhalb Britannien gelegen, vnd sind deren 23. in der Zal, deren 10. sind wüst, vnd 13. wonhafft. Caucasus zwischen India vnd Scythia, ist die höchste Insel mit seiner höhe vnd gipffel 58. Darob D. Faustus vil Landschafft vnd weite deß Meers vbersehen, allda sind so vil Pfefferbäume, wie bey vns die Wachholder Stauden. Creta die Insel in Griechenlandt, ligt mitten im Gandischen Meer, den Venedigern zuständig, da man Maluasier machet 59. Diese Insel ist voller Geissen, vnnd mangelt der Hirschen. Sie gebiert kein schädlich Thier, weder Schlangen, Wölff noch Füchß, allein grosse gifftige Spinnen werden allda gefunden. Diese vnd viel andere Inseln mehr, so jhme der Geist Mephostophiles all erzehlte, vnd gewiesen, hat er außgespehet vnd besehen. Vnd damit ich ad propositum komme, ist diß die vrsach gewest, daß D. Faustus sich auff solche Höhen gethan, nit allein daß er von dannen etliche Theils deß Meers, vnnd die vmbligende Königreich vnd Landschafften vbersehen, etc. Sondern vermeynet, dieweil etliche hohe Jnsulen mit jhren Gipffeln so hoch seyen, wölle er auch endlich das Paradeiß sehen können, dann er hatt seinen Geist nit darumb angesprochen, noch ansprechen dörffen, vnd sonderlich in der Insel Caucasus, welche mit jren Gipffeln vnd Höhe alle andere Inseln vbertrifft, vermeinte, es solt jm nit fehlen das Paradeiß zusehen. Auff diesem Gipffel der Insel Caucasi, sihet er gar das Land Indiam vnd Scythiam, vnd gegen Auffgang, sahe er von ferrne von der höhe hinauff, biß zu der Mitnächtigen Linien ein Helle, gleich wie ein hellescheinende Sonne, [70] ein Fewerstromen als ein Fewr auffgehen, von der Erden biß an den Himmel vmbgeschrencket auff der Erden, gleich einer kleinen Insel hoch, er sahe auch in dem Thal vnd auff dem Lande vier grosser wasser springen, eins gegen Indien zu, das ander gegen Egypten, das dritte gegen Armenien, vnd das 4. auch dahin. In solchem, so er gesehen, hett er gern sein Fundament vnd Vrsprung gewist, derhalben jhm fürname, den Geist drumb zu fragen, das thät er doch mit erschrockenem hertzen, vnd fragt also seinen Geist was es were? der Geist gab jm gute antwort, vnd sagt: Es were das Paradeiß, so da lege gegen Auffgang der Sonnen, ein Gart, den GOtt gepflantzet hette, mit aller Lustbarkeit, vnd diese feuwrige Strömen were die Mawr, so Gott dahin gelegt, den Garten zuverwahren vnd vmbzuschrencken, Dort aber (sagte er weiter) sihestu ein vberhelles Liecht, das ist das feuwrige Schwerdt, mit welchem der Engel disen Garten verwart, vnd hast noch so weit dahin, als du jmmer je gewest bist, du hast es in der Höhe besser sehen können, aber nit war genommen, etc. Dieses Wasser, so sich in 4. theil zertheilet, sind die Wasser, so auß dem Brunnen der mitten im Paradeiß steht, entspringen, als mit namen Ganges oder Phison, Gihon oder Nilus, Tygris vnd Euphrates, vnd sihest jetzt, daß er vnter der Wag vnd Widder ligt, reicht biß an Himmel, vnd auff diese fewrige Mawren ist der Engel Cherubin mit dem flammenden Schwert, solches alles zuverwaren geordnet, Aber weder du, ich, noch kein Mensch kan dazu kommen.

28. Von einem Cometen

[28]

Von einem Cometen.

In Eißleben ist ein Comet gesehen worden, der wunder groß war. Da fragten etliche seine gute Freundt D. Faustum, wie das zugieng. Antwort er jnen, vnd sagt: Es geschicht offt, daß sich der Mond am Himmel [71] verwandelt, vnd die Sonne vnterhalb der Erden ist. Wann dann der Mond nahe hinzu kompt, ist die Sonne so kräfftig vnd starcke, daß sie dem Mond seinen schein nimpt, daß er aller roht wirt, wann nu der Mond widervmb in die höhe steigt, verwandelt er sich in mancherley Farben, vnd springt ein Prodigium vom höchsten drauß, wirt alsdenn ein Comet, vnd seyn der figur vnd bedeutung, so Gott verhängt, mancherley. Einmal bringet es Auffruhr, krieg oder sterben im Reich, als Pestilentz, Gehentod, vnd ander feuchten. Item, wassergüß, wolckenbrůch, brunst, thewrung vnd dergleichen. Durch solche Zusammenfügungen vnd verwandelungen deß Monds vnd der Sonnen wirt ein Monstrum als ein Comet, da denn die bösen Geister, so die verhängnuß Gottes wissen, mit jren Instrumenten gerüst sind, diser Stern ist gleich wie ein Hurenkind vnter den andern, da der Vatter ist, wie oben gemeldt,Sol & Luna.

29. Von den Sternen

[29]

Von den Sternen.

Ein fürnemmer Doctor N. V. W. zu Halberstatt, lude, D. Faustum zu Gast, vnd ehe das essen zugerüst war, sahe er ein weil zum fenster hinauß an Himmel, der dann dazumal als im Herbst voller Sterne war. Vnd dieser Doctor war ein Medicus, darneben ein guterAstrologus, der vrsachen er, vnd daß er von D. Fausto etliche verwandlung der Planeten vnd Stern erkündigen möchte, D. Faustum sonderlichen beruffen hatt, leynete sich derhalben zu D. Fausto vnter das Fenster vmb die helle deß Himmels, vnd vile der Stern von jm zuerkündigen, vnd als er sahe, wie sie sich butzten vnd herab fielen, fragt er D. Faustum, wie es ein Condition vnd gelegenheit damit habe. D. Faustus antwortet: Mein Herr vnd lieber bruder, jr wist zuvor, daß der kleinest stern am Himmel, so vns hierunden kaum wie vnsere grosse Wachßliechter geduncket, grösser ist als ein Fürstenthumb. So ist es gewiß, wie ichs auch gesehen hab, daß die weite vnd breite deß Himmels, [72] grösser ist, dann 12. Erdbodem, wie dann am Himmel kein Erden zusehen ist, so ist mancher Stern grösser, denn diß Land, einer so groß als die Statt, jenseyt ist einer so groß, als das gezircke deß Röm. Reichs, diser so groß als die Türckey, vnd die Planeten, da ist einer so groß als die gantze Welt.

30. Ein Frage von gelegenheit der Geister, so die Menschen plagen

[30]

Ein Frage von gelegenheit der Geister, so die Menschen plagen.

Das ist war, saget dieser D. mein Herr Fauste, Wie hat es aber ein Gestalt vmb die Geister, dieweil man spricht, daß sie nit allein zu tag, sonder auch zu Nacht die Menschen plagen. Antwort D. Jaustus: Die Geister, dieweil sie der Sonnen nicht vnterworffen seyn, so wohnen vnd wandeln sie vnter dem Gewülcke, vnnd je heller die Sonne scheint, je höher die Geister jre wonung haden, vnd suchen, denn das Liecht vnd der schein der Sonnen, ist jhnen von Gott verbotten, vnd nit gegönnt noch zugeeignet, aber zu Nacht, da es gestickt finster ist, wonen sie vnter vns Menschen, dann die helle der Sonnen, ob sie schon nit scheint, macht den ersten Himmel so hell wie der tag, daß also in der dicke der Nacht, ob die Stern schon nit scheinen, dennoch wir Menschen den himmel ersehen können. Daher denn folgt, daß die Geister, dieweil sie den anblick der Sonnen, welcher in die höhe vffgestiegen, nit erdulden noch leiden können, sie sich nahe zu vns auff die Erden thun bey vns menschen wonen, dieselbigen mit schweren träumen, schreyen vnd erscheinen grausamer vnd erschrecklicher gestalt ängstigen, dann wan jr finster vnd one Liecht hinauß geht, so fällt euch vil schrecken zu, so habt jr bey nacht auch viel phantaseyen, welches bey dem Tag nicht geschiehet. Zu dem, so erschrickt einer im Schlaff, meynendt, es seye ein [73] Geist bey jhm, er greiffe nach jm, gehe im Hause, oder im Schlaff vmb, vnd ander dergleichen. Dieses alles begegnet vns darumb, dieweil vns die Geister deß Nachts nahe seind, vnd vns mit allerley Bethörung vnnd Verblendung ängstigen vnd plagen.

31. Ein ander Frag, von den Sternen, so auff die Erden fallen

[31]

Ein ander Frag, von den Sternen, so auff die Erden fallen.

Vmb der Stern Wirckung so sie erleuchtet, vnd herab fallen auff die Erden, ist es nichts newes, sondern begibt sich alle Nacht. Wann es nun also Funcken oder flammen gibt, seind es Zeichen, so von den Sternen fallen, oder wie wirs butzen nennen, die seind zeh, schwartz vnd halb grünlicht. Aber daß ein Stern fallen solt, ist allein der Menschen gedüncken, vnd sihet man offt ein grossen Fewrstrom bey Nacht herab fallen, das seind nicht, wie wir vermeynen, fallende Stern. Dann ob wol ein Butzen viel grösser ist als der ander, vervrsacht solches, daß auch die Stern ein ander vngleich seyn. Vnd fällt kein Stern, one Gottes sondere verhengnuß, vom Himmel, es wölle dann Gott Landt vnd Leut straffen, alsdann bringen solche Stern das Gewölck deß Himmels mit sich, dardurch folget groß Gewässer, oder Brunst, vnd verderbung Land vnd Leut.

32. Vom Donner

[32]

Vom Donner.

Im Augstmonat war zu Wittenberg Abendts ein grosses Wetter entstanden, daß es kisselte vnd sehr Wetterleuchtet, vnd Doctor Faustus ob dem Marckt bey[74] andern Medicis stunde, die von jhm Vrsach vnd Gelegenheit dieses Wetters zu wissen begerten. Denen gab er Antwort: Ist jm nicht also, je zu zeiten, wann ein Wetter einfallen wil, so wirt es zuvor windig, Aber letzlich wenn es ein weil gewittert hat, erheben sich grosse Platzregen. Solches kompt daher, wann die vier Wind deß Himmels zusammen stossen, wirdt das Gewölck dardurch zusammen getrieben, oder bringt das Gewölck zu erst daher, vnd mischet also an einem ort, einen Regen oder schwartz Gewölck, wie denn da auch zu sehen, daß vber die Statt so ein schwartz Gewölck gehet. Darnach wenn das Gewitter sich erhebt, mischen sich die Geister darvnter, vnd fechten mit den vier orten deß Himmels, also daß der Himmel die Stöß erweckt, vnd das nennen wir Donnern oder boldern. Wann dann der Wind so groß ist, wil der Donner nirgend fort, stehet an, oder aber es treibet geschwind fort, darnach merckt an welchem End sich der Wind erwecket, der treibet das Gewitter, also daß offt von dem Mittag ein Gewitter daher kompt, je im Auffgang, Nidergang vnnd Mitternacht.

33. Ein Historia von D. Fausto vnd Keyser Carolo Quinto

Folgt der dritt vnnd letzte Theil von D. Fausti Abenthewer, was er mit seiner Nigromantia an Potentaten Höfen gethan vnd gewircket.

Letzlich auch von seinem jämmerlichen erschrecklichen End vnnd Abschiedt.
[75] [33]

Ein Historia von D. Fausto vnd Keyser Carolo Quinto.

Keyser Carolus der Fünfft dieses Namens, war mit seiner Hoffhaltung gen Inßbruck kommen, dahin sich D. Faustus auch verfüget, vnnd von vielen Freyherrn vnd Adelspersonen, denen sein Kunst vnd Geschickligkeit wol bewust, sonderlich diesen so er mit Artzney vnnd Recepten von vielen namhafften Schmertzen vnd Kranckheiten geholffen, gen Hof zum Essen geladen vnd beruffen, gaben jhm das Geleydt dahin, Welchen Keyser Carolus ersehen, vnnd Achtung auff jn gegeben, wer er seye? Da ward jm angezeigt, es were D. Faustus. Darauff der Keyser schwige, biß nach Essens zeit, diß war im Sommer nach Philippi vnd Jacobi. Darnach forderte der Keyser den Faustum in sein Gemach, hielte jm für, wie jhm bewust, daß er ein erfahrner der schwartzen Kunst were, vnnd einen Warsager Geist hette, were derhalben sein begern, daß er jn ein Prob sehen lassen wolt, es solte jhm nichts widerfahren, daß verhiesse er bey seiner Keyserlichen Kron. Darauff D. Faustus jrer Key. May. vnterthänigst zu willfahren sich anbotte, Nun so höre mich, sagt der Keyser, daß ich auff ein zeit in meinem Läger in Gedancken gestanden, wie vor mir meine Voreltern vnd Vorfahren in so hohen Grad vnd Authoritet gestiegen gewesen, dann ich vnd meine Nachkommene noch entspringen möchten, vnd sonderlich daß in aller Monarchey der großmächtige Keyser Alexander Magnus, ein Lucern vnd Zierd aller Keyser, wie auß den Chronicken zubefinden, grosse Reichthumb, viel Königreich vnd Herrschaften vnter sich gebracht, welches mir vnd meinen Nachkommen wider zu wegen zu bringen schwer fallen wirdt. Demnach ist mein gnediges begern, mir sein Alexanders, vnd seiner Gemählin Form, Gestalt, Gang, Geberde, wie sie im Leden gewesen fürzustellen, damit ich spüren möge, daß du ein erfahrner Meister in deiner Kunst seyest. Allergnädigster Herr, sagte Faustus, Ewr Keys. May. begern, mit fürstellung [76] der Person Alexandri Magni vnd seines Gemahls, in Form vnd Gestalt, wie sie in jhren Lebzeiten gewesen, vnterthänigste Folg zu thun, wil ich, so viel ich von meinem Geist vermag, dieselbige sichtbarlich erscheinen lassen, doch sollen Ew. May. wissen, daß jre sterbliche Leiber nicht von den Todten aufferstehen, oder gegenwertig seyn können, welches dann vnmüglich ist. Aber die vhralte Geister, welche Alexandrum vnd sein Gemählin gesehen, die können solche Form vnnd Gestalt an sich nemen, vnd sich darein verwandelen, durch dieselbige wil ich jr May. Alexandrum warhafftig sehen lassen. Darauff Faustus auß deß Keysers Gemach gieng, sich mit seinem Geist zu besprechen, nach diesem gieng er wider zum Keyser hinein, zeigt jm an, wie er jm hierinnen willfahren wolte, jedoch mit dem geding, daß jr Key. May. jhn nichts fragen, noch reden wolten, welches jhm der Keyser zusagte. D. Faustus thete die Thür auff, Bald gieng Keyser Alexander hinein, in aller Form vnnd Gestalt, wie er im Leben gesehen, Nemlich, ein wolgesetztes dickes Männlein, rohten oder gleichsalben vnd dicken Barts, roht Backen, vnd eines strengen Angesichts, als ob er Basiliscken Augen hett. Er trat hinein in einem gantzen vollkommen Harnisch, zum Keyser Carolo, vnd neigt sich mit einer tieffen Reuerentz. Der Keyser wolt auch vffstehn, vnd jn empfangen, aber D. Faustus wolte jm solches nit gestatten. Bald darauff, nach dem sich Alexander wider neiget, vnd zu der Thür hinauß gieng, gehet gleich sein Gemahl gegen jm herein, die thet dem Keyser auch Reuerentz, sie gieng in einem gantzen blawen Sammat, mit gülden Stücken vnd Perlen gezieret, sie war auch vberauß schön vnnd rohtbacket, wie Milch vnnd Blut, lenglicht, vnd eines runden Angesichts. In dem gedachte der Keyser, nun hab ich zwo Personen gesehen, die ich lang begert habe, vnd kan nicht wol fehlen, der Geist wirdt sich in solche gestalt verwandelt haben, vnd mich nit betriegen, gleich wie das Weib den Propheten Samueln erweckt hatt. Vnd damit der Keyser solchs desto gewisser erfahren möchte, gedachte er bey jm, Nun hab ich offt gehört, daß sie hinden im Nacken ein grosse Wartzen gehabt, vnd gieng hinzu zu besehen, ob solche auch [77] an diesem Bild zu finden, vnd sandt also die Wartzen, denn sie jhm, wie ein stock still hielte, vnd hernacher widerumb verschwandt, hiemit ward dem Keyser sein Begeren erfüllt.

34. D. Faustus zauberte einem Ritter ein Hirsch Gewicht auff sein Kopff

[34]

D. Faustus zauberte einem Ritter ein Hirsch Gewicht auff sein Kopff.

Als Doct. Faustus dem Keyser sein Begeren, wie gemeldt, erfüllet, hat er sich Abendts, nach dem man gen Hof zu Tisch geblasen, auff eine Zinne gelegt, das Hofgesind auß vnd eingehen zu sehen. Da sihet nun Faustus hinüber in der Ritter Losament, einen schlaffendt vnter dem Fenster liegen (denn es denselben Tag gar heiß war) die Person aber so entschlaffen, hab ich mit Namen nicht nennen wöllen, denn es ein Ritter vnd geborner Freyherr war, ob nun wol diese Abenthewer jm zum spott gereicht, so halff doch der GeistMephostophiles seinem Herrn fleissig, vnd treuwlich darzu, vnd zauberte jhm also schlaffendt, vnter dem Fenster ligend, ein Hirschgewicht vff den Kopff 60. Als er nu erwachte, vnd den Kopff vnter dem Fenster neigende, empfandt er die Schalckheit, wem war aber banger dann dem guten Herrn. Dann die Fenster waren verschlossen, vnd kondte er mit seinem Hirschgewicht weder hindersich, noch für sich, welches der Keyser warname, darüber lacht, vnd jm wol gefallen liesse, biß endtlich D. Faustus jhm die Zauberey widerumb aufflösete.

[78]

35. Wie sich gemeldter Ritter an D. Fausto wider rechen wolte, jhme aber mißlunge

[35]

Wie sich gemeldter Ritter an D. Fausto wider rechen wolte, jhme aber mißlunge.

Doctor Faustus name seinen Abschiedt wider von Hofe, da jhme beneben der Keyserlichen, vnnd anderer mehr Schanckungen, aller guter Willen bewiesen worden, als er nuhn auff anderhalb Meyl wegs gereiset, nimpt er siben Pferdt, in einem Wald haltend, gewahr, die auff jn streiffeten, Es war aber der Ritter, dem die Abentheuwr mit dem Hirschgewicht zu Hof widerfahren war, diese erkannten D. Faustum, darumb eyleten sie mit Spohrenstreichen, vnnd auffgezogenen Hanen auff jhn zu, Doctor Faustus nimpt solches wahr, thut sich in ein Höltzlein hinein, vnnd rennet baldt widerumb auff sie herauß, alsbaldt nemmen sie acht, daß das gantze Höltzlein voller Geharrnischten Reuter war, auff sie dar rennten, derhalben das Fersen Gelt geben müßten, wurden aber nichts desto weniger auffgehalten vnd vmbringet, derhalben sie D. Faustum vmb gnad hatten, D. Faustus ließ sie loß vnnd verzauberte sie, daß sie alle Geißhörner an den Stirnen hatten, ein Monat lang, die Gäul aber mit Kühhörnern, das war jhr Straff, vnd wurd also deß Ritters mächtig, mit den verzauberten Reutern.

36. D. Faustus frist einem Bawern ein fuder Häw, sampt dem Wagen vnd Pferden

[36]

D. Faustus frist einem Bawern ein fuder Häw, sampt dem Wagen vnd Pferden.

Er kam einmal gen Gotha in ein Stättlein, da er, zn thun hatte, als nun die zeit im Junio war, vnd man allenthalben das Häw einführte, ist er mit etlichen seinen Bekandten spatzieren gangen, am Abend wol bezecht. Als nun D. Faustus, vnd die jm Gesellschafft gelei stet, für das Thor kamen, vmb den Graben [79] spatzierten, begegnet jm ein Wagen mit Häw. D. Faustus aber gieng in den Fahrweg, daß jn also der Bauwer nothhalben ansprechen muste, er solte jm entweichen, vnnd sich neben dem Fuhrweg enthalten. D. Faustus, der bezecht war, antwort jm: Nun will ich sehen, ob ich dir oder du mir weichen můssest. Hörstu Bruder, hastu nicht gehört, daß einem vollen Mann, ein Häuw Wagen außweichen sol. Der Bawer ward darüber erzürnet, gab dem Fausto viel trötziger wort. Dem D. Faustus widervmb antwortet: Wie Bawer, woltestu mich erst darzu bochen? mach nicht viel Vmbstendi, oder ich friß dir den Wagen, das Häw, vnd die Pferd. Der Bauwer sagt darauff, Ey, so friß mein Dreck auch. D. Faustus verblendet jn hierauff nicht anderst, denn daß der Bauwer meynete, er hette ein Maul so groß als ein Zuber, vnnd fraß vnnd verschlang am ersten die Pferdt, darnach das Häw vnd den Wagen. Der Bawer erschracke, vnd war jm angst, eylet bald zum Bürgermeister, berichtet jn mit der warheit, wie alles ergangen were. Der Bürgermeister gieng mit jme, lächelte, dieses Geschicht zubesehen. Als sie nun für das Thor kamen, fanden sie deß Bauren Roß vnd Wagen im Geschirr stehen, wie zuvor, vnd hatt jhn Faustus nur geblendet.

37. Von dreyen fürnemmen Graffen, so D. Faustus, auff jhr begeren

[37]

Von dreyen fürnemmen Graffen, so D. Faustus, auff jhr begeren, gen Můnchen, auff deß Beyerfürsten Sohns Hochzeit, dieselbige zubesehen, in Lůfften hinführete.

Drey fůrnemer Grafen, so aber allhie nicht zunennen seind, vnd dazumal zu Wittenberg studierten, die kamen auff ein zeit zusammen, redten mit einander von herrlichem Pracht, so auff der Hochzeit zu München, mit deß Beyerfürsten Sohn seyn würde, vnd wůnschten [80] also, daß sie nur ein halbe Stund allda seyn möchten. Vnder solchem Gesprech fiel dem einen Herrn ein, vnd sprach zu den andern Grafen: Meine Vettern, so jhr mir wolt folgen, wil ich euch ein guten rath geben, daß wir die Hochzeit sehen können, vnd dann zu nacht wider allhie zu Wittenberg seyn. Vnd ist diß mein fürschlag, daß wir zu D. Fausto schicken, jme vnser fürhaben eröffnen, ein Verehrung thun, vnd ansprechen, daß er vns hierinnen verhülflich seyn wolte, er wirdt vns das gewiß nit abschlagen. Dieser meinung wurden sie einig, schickten nach Fausto, hielten jhm solches fůr, theten jm ein Schanckung, vnd hielten jm ein stattlich Pancket, darmit er wol zufriden war, vnd hierinnen zu dienen zu sagte. Als nun die zeit vorhanden war, daß deß Fůrsten auß Bäyern Sone Hochzeit halten solte, berůffte D. Faustus dise Grafen in sein Hauß, befahl jnen, sie solten sich vff das schönest kleyden, mit allem Ornat, so sie hetten, Nimpt hernach einen breiten Mantel, breitet jne in seinen Garten, den er neben seinem Hauß hatte, vnd setzte die Grafen darauff, vnnd er mitten hinein, befilcht jnen höchlich, daß keiner, so lang sie aussen seyn würden, kein Wort reden solt, vnd ob sie schon in deß Hertzogen auß Bäyern Pallast seyn würden, vnd jemand mit jnen reden, oder sie was fragen wolte, sie niemandt kein Antwort geben solten, dem allen verhiessen sie zu gehorsamen. Auff solch versprechen setzte sich D. Faustus nider, hebt seine coniurationes an, bald kompt ein grosser Wind, der bewegt den Mantel empor, führte sie also in Lůfften dahin, daß sie zu rechter zeit gen München in deß Bäyer Fürsten Hof kamen. Sie fuhren aber vnsichtbar, daß jrer niemandts warname, biß sie kamen ins Bäyersürsten Hof vnd Pallast, vnd das der Marschalck warname, zeigt ers dem Fůrsten in Bäyern an, wie alle Fůrsten, Graffen vnd Herrn schon zu Tisch gesetzt weren, draussen aber stünden noch drey Herrn mit einem Diener, die erst kommen waren, sie zu empfahen, das thete nun der alt Fürst, sprach jnen zu, sie aber wolten nichts reden, das geschach am Abend, als man zu nacht essen wolt. Dann sie sonsten, durch deß Fausti Kunst den gantzen Tag solchem Pracht der Hochzeit [81] vnsichtbar, vnd ohne alle Hindernuß zugesehen hatten. Als nun, wie gemeldt, jnen D. Faustus ernstlich verbotten, den Tag mit niemandt zureden, auch so bald er sprechen würde, wolauff, sie alle zugleich an den Mantel greiffen solten, würden sie augenblicklich widerumb darvon wischen. Wie nun der Hertzog von Beyern mit jhnen redet, vnd sie jme kein Antwort gaben, reichet man jhnen doch vnter dessen das Handwasser, vnnd dieweil da der eine Grase wider das Gebott D. Fausti thun wil, hebt D. Faustus anzuschreyen, Wolauff, bald wischen die zwen Grafen vnd D. Faustus, so sich an den Mantel gehalten, darvon, der dritt aber, so sich versäumet, wurde auffgefangen, vnd in ein Gefängnuß geworffen. Die andern zween Graffen kamen also vmb Mitternacht widervmb gen Wittemberg, die sich vbel gehuben, wegen jhres andern Vettern, darauff sie D. Faustus vertröstete, jhne auff Morgen frühe zuerledigen. Nun war der gefangene Graf höchlich erschrocken vnnd betrübt daß er also verlassen seyn solte, vnd darzu in verhafftung geschlossen, vnnd mit Hütern verwahrt, da wurde er befragt, was das für ein Gesicht gewest, vnnd wer die andern drey weren, so verschwunden seyen. Der Grase gedacht, verrahte ich sie, so wirdt es einen bösen Außgang gewinnen. Gabe derohalben niemandt kein Antwort, also, daß man diesen Tag nichts auß jme bringen kondte, vnd ward jm letzlich der Bescheid, daß man jn Morgen peinlich fragen, vnd wol zu Red bringen wölle. Der Graff gedachte, vielleicht mich D. Faustus heut noch nit erledigt, vnd ich Morgen gepeinigt vnd gestreckt werden solte, muß ich nothalben mit der Sprach herauß, Getröstet sich doch jmmerdar, seine Gesellen würden bey D. Fausto starck vmb sein Erledigung anhalten, wie auch geschahe. Dann ehe der Tag anbrach, war D. Faustus schon bey jhme, verzauberte die Wächter dermassen, daß sie in einen harten Schlaff fielen. Darnach thete er mit seiner Kunst Thür vnnd Schlösser auff, brachte also den Grafen zeitlich gen Wittenberg, da dann dem D. Fausto ein stattliche Verehrung presentiert wurde.

[82]

38. Wie D. Faustus Gelt von einem Jüden entlehnet

[38]

Wie D. Faustus Gelt von einem Jüden entlehnet, vnd demselbigen seinen Fuß zu Pfand geben, den er jhm selbsten, in deß Juden beyseyn, abgesäget.

Man spricht, Ein Vnhold vnnd Zauberer werden ein Jahr nicht vmb drey Heller reicher, das widerfuhr dem Doctori Fausto auch, die Verheissung war groß mit seinem Geist, aber viel erlogen ding, wie dann der Teuffel ein Lügen Geist ist, Wurffe Doctori Fausto für die Geschicklichkeit, darmit er durch jhnen begabet seye, Darmit solte er sich selbsten zu Reichthumb schicken, dann jhme dardurch kein Gelt zerrinnen wůrde, so seyen auch seine Jar noch nicht auß, sondern die Versprechung mit jhme erstrecke sich erst auff vier Jahr nach dem Außgang seiner Verheissung, da er mit Gelt vnd Gut kein Mangel haben würde. Item, er habe auch essen vnd trincken zubekommen mit seiner Kunst, auß allen Potentaten Höfen, wie obgemeldt, dessen muste jhme D. Faustus dißmal recht geben, vnd sich jhme nicht widersetzen, gedachte jhme derohalben selbsten nach, wie erfahren er were. Nach solcher Disputation vnd Erklärung deß Geistes, ist er mit guten Gesellen zu pancketieren gangen. Als er nun nicht bey Gelt war, ist er vervrsacht worden, bei den Juden Gelt auffzubringen, dem setzte er auch nach, name bey einem Juden sechtzig Thaler auff einen Monat lang, Als nun die zeit verlauffen, vnd der Jud seines Gelts, sampt dem Interesse, gewertig war, D. Faustus aber nicht im Sinn hatte, dem Juden was zubezahlen, kompt der Jud auff solche Zeit zu jhme ins Hauß, thut sein anforderung. D. Faustus spricht zu jhme: Jud, ich hab kein Gelt, vnnd weiß auch keins auffzubringen, Darmit du aber der Bezahlung versichert seyest, so wil ich mir ein Gliedt, es seye ein Arm oder Schenckel abschneyden, vnd dir zum Vnderpfandt lassen, doch mit dem außtrücklichen Geding, so ferrn ich zu Gelt kommen, vnnd dich widerumb bezahlen würde, daß du mir mein Glied widerumb zustellen wöllest. Der [83] Jud, so ohne das ein Christen feind war, gedachte bey sich selbsten, das müste ein verwegener Mann seyn, der seine Glieder fůr Gelt zu Pfand setzen wolt, war derohalben mit dem Pfand zufrieden. D. Faustus nimpt ein Sägen, vnd schneidet seinen Fuß damit abe, gibt jn dem Juden (Es war aber lauter Verblendung) mit der Condition, so baldt er zu Gelt käme, jhn zubezahlen, daß er jhm sein Schenckel wider zustellen solte, Er wolte jm denselben wol wider ansetzen. Der Jud war mit diesem Contract wol zufrieden, zeucht mit dem Schenckel darvon. Als er nun darob verdrossen vnd müd war, darneben gedacht, was hilfft mich ein Schelmen Bein, trage ich es heym, so wirdt es stinckendt, so ist es auch mißlich wider anzuheylen, vnd ist dieses ein schwer Pfandt, daß er sich nicht höher verbinden hette können, dann mit seinem eygen Glied, es wirt mir doch nichts mehr darfür. Mit solchen vnd andern Gedancken (wie dieser Jud hernach selbst bekennt hat) gehet er vber einen Steg, vnd wirfst den Fuß hinein. Dieses wuste nun D. Faustus gar wol, schickte derohalben D. Faustus vber drey Tag nach dem Juden, er wolte jn bezahlen. Der Jud kompt, D. Faustus fragt wa er das Pfandt habe, er solle jhms widerumb zustellen, so wolte er jhn bezahlen. Der Jud sagte, dieweils niemand nichts genützt, hette ers hinweg geworffen. D. Faustus aber wolte kurtzumb sein Pfand vnd Schenckel widerumb haben, oder der Jud solte jme seinen Willen darvmb machen, Wolte der Jud seiner loß werden, muste er jhme noch 60. Thaler darzu geben, vnnd hatte doch D. Faustus seinen Schenckel noch.

39. D. Faustus betreugt einen Roßtäuscher

[39]

D. Faustus betreugt einen Roßtäuscher.

Gleicher weiß thete er einem Roßteuscher auff einem Jahrmarckt, dann er richtet jhme selbsten ein schön Jahrmarckt, Pfeiffering genannt, vnnd hatt viel Kauffer [84] darumben, letzlich wirdt ers vmb 40. Fl. loß, vnd sagte dem Roßtäuscher zuvor, er solte jhn vber kein Träncke reiten. Der Roßtäuscher wolte sehen, was er doch mit meynete, ritte in ein Schwemme, da verschwand das Pferd, vnd saß er auff einem Bündel Stro, daß er schier ertruncken were. Der Kauffer wuste noch wol wo sein verkauffer zur Herberg lage, gieng zornig dahin, fand D. Faustum auff einem Betth ligen, schlaffendt vnnd schnarchend, der Roßtäuscher name jhne beym Fuß, wolt jn herab ziehen, da gieng jhme der Fuß aussem Arß, vnnd fiel der Roßltäuscher mit in die Stuben nider. Da fienge Doctor Faustus an Mordio zuschreyen, dem Roßtäuscher war angst, gab die Flucht, vnd machte sich auß dem Staub, vermeinte nicht anderst, als hette er jhme den Fuß auß dem Arß gerissen, also kam D. Faustus wider zu Gelt.

40. D. Faustus frist ein Fuder Häuw

[40]

D. Faustus frist ein Fuder Häuw.

Doctor Faustus kam in ein Statt, Zwickaw genannt, da jhme vil Magistri Gesellschafft leisteten. Als er nun mit jhnen nach dem Nachtessen spatzieren gieng, egegnete jme ein Baur, der fuhrte ein grossen Wagen voll Grummats, den sprach er an, was er nemmen wolte, vnd jhne genug essen lassen, Wurden also einig miteinander, vmb ein Creutzer oder Löwenpfenning, dann der Bauwer vermeynet, er triebe nuhr sein Gespött mit jhme. D. Faustus hub an so geitzig zn essen, daß alle Vmbstehende sein lachen musten, verblendete also den Bauwern, daß jhm bang wurde, dann er es schon auff den halben theil hinweg gefressen hatte. Wolte der Bauwer zufrieden seyn, daß jhme das halbe theil vollendt bliebe, muste er dem Fausto seinen Willen machen, als nun der Bauwer an sein Ohrt kame, hatt er sein Hew widerumb wie vor.

[85]

41. Von einem Hader zwischen 12. Studenten

[41]

Von einem Hader zwischen 12. Studenten.

Zv Wittenberg, vor seinem Hauß, erhub sich ein Hader mit 7. Studenten, wider 5. das gedauchte D. Faustum sichter, daß keiner den andern mehr sehen kundt, schlugen also im Zorn blinder weiß ein ander, daß die so zusahen, ein groß Gelächter ab diesem seltzamen Scharmützel hetten, vnd muste man sie alle zu Hauß führen, so bald jeder in sein Hauß kame, ward er wider sehend.

42. Ein Abentheuwr mit vollen Bauwern

[42]

Ein Abentheuwr mit vollen Bauwern.

Doctor Faustus zechete in einem Wirtshauß, darinnen viel Tisch voller Bauren fassen, die deß Weins zu viel zu sich genommen hatten, derhalben mit singen vndschreyen, ein solch getůmmel anhuben, daß keiner sein eigen Wort darvor hören kundte. D. Faustus sagt zu dem, der jhn beruffen hatte, habt acht, ich wil jnen das bald wehren. Als nu die Bauwern jmmer je mehr grösser Geschrey vnd Gesäng machten, verzauberte er sie, daß allen Bauwren das Maul auff das aller weitest offen stunde, vnd es keiner mehr zubringen kundte. Da ward es baldt gar still, sahe ein Bawr den andern an, wusten nicht wie jnen geschehen war, So baldt aber ein Bawr für die Stuben hinauß kame, hatte er sein Sprach widervmb, also daß jhrs bleibens nicht länger allda war.

43. D. Faustus verkauffte 5. Säw, eine vmb 6. Fl.

[43]

D. Faustus verkauffte 5. Säw, eine vmb 6. Fl.

Doctor Faustus fängt wider ein Wucher an, růstet jhme 5. gemester Schwein zu, die verkaufft er eine vmb 6. Fl. doch mit dem Pact, daß der Säwtreiber[86] vber kein Wasser mit jnen schwemmen solte. D. Faustus zog widerumb heim, Als sich nu die Säw im Kath vmbwaltzten oder besudelten, treib sie der Säwtreiber in ein Schwemme, da verschwanden sie, vnnd schwammen lauter Strohwisch empor. Der Kauffer muste also mit schaden dahin gehen, dann er wuste nit wie das zugangen war, oder wer jme die Schwein zukauffen gegeben hette.

44. Was D. Faustus für Abendthewer an deß Fürsten zu Anhalt Hof getriben

44a. Von einer andern Abenthewer
[88] [44a]
Von einer andern Abenthewer, so auch diesem Grafen zu gefallen durch D. Faustum geschehen, da er ein ansehenlich Schloß auff ein Höhe gezaubert.

Ehe D. Faustus vrlaub name, bate er den Grafen, er wolte mit jme für das Thor hinauß gehen, da er jhne ein Castell oder Schloß wolt sehen lassen, so er diese Nacht auff sein Gut vnd Herrschafft gebawet. Dessen sich der Grase sehr verwunderte, gehet also mit D. Fausto, sampt seiner Gemählin vnnd dem Frawen Zimmer hinauß für das Thor, da er auff einem Berg, der Rohmbühel genannt, nit weit von der Statt gelegen, ein wolerbawtes Hauß vnd Castell sahe, das D. Faustus gezaubert hatte, bate derohalben den Grafen vnd sein Gemählin, daß sie sich vollend dahin verfügen, vnd bey jme zu Morgen essen wolten, welches jme der Graf nicht abschlug. Diß Schloß war mit Zauberey also formiert, daß rings herumb ein tieffer Wassergraben gienge, darinnen allerley Visch zusehen waren, vnd mancherley Wasservögel, als Schwanen, Enten, Reyger vnd dergleichen, welches alles lustig anzusehen. In disen graben stunden fůnff Steinern Thürn, vnd zwey Thor, auch ein weitter Hof, darinn allerley Thier gezaubert waren, sonderlich die, so in Teutschland nicht viel zusehen, Als Affen, Bern, Büffel, Gembsen vnd dergleichen frembder Thier. Sonsten waren wolbekannte Thier auch darbey, Als Hirschen, wilde Schwein, Reh, auch allerley Vögel, so man je erdencken mag, die von einem Baum zum andern hüpfften vnd flogen. Nach solchem allem setzte er seine Gäste zu Tisch, reichete jnen ein herrlich vnd Königlich mal, mit Essen vnd allerley Geträncke, so man erdencken mögen, Setzt jedes mal neun Trachten[89] zugleich auff, das muste sein famulus, der Wagner, thun, der es vom Geist vnsichtbar empfienge, von allerley Kosten, von Wild, Vögeln, Vischen vnnd anderm. Von heymischen Thieren (wie es dann D. Faustus alles erzehlete) setzte er auff, von Ochsen, Bůffeln, Böcken, Rindern, Kälbern, Hämeln, Lämmern, Schafen, Schweinen, etc. Von wilden Thiern gab er zu essen, Gembsen, Hafen, Hirschen, Reh, Wild, etc. Von Vischen gab er Aäl, Barben, Bersing, Bickling, Bolchen, Aschen, Forell, Hecht, Karpffen, Krebs, Moschel, Neunaugen, Platteissen, Salmen, Schleyen vnd dergleichen. Von Vögeln ließ er aufftragen, Capaunen, Dauch Enten, Wildenten, Tauben, Phasanen, Auhrhanen, Indianisch Göckel, vnd sonst Hüner, Rebhüner, Haselhüner, Lerchen, Crammeisvögel, Pfawen, Reiger, Schwanen, Straussen, Trappen, Wachteln, etc. Von Weinen waren da, Niderländer, Burgunder, Brabänder, Coblentzer, Crabatischer, Elsässer, Engelländer, Frantzösische, Rheinische, Spanische, Holänder, Lützelburger, Vngerischer, Osterreicher, Windische, Wirtzburger oder Francken Wein, Rheinfall vnd Maluasier, in summa von allerley Wein, daß bey hundert Kanten da herumb stunden. Solch herrlich Malhzeit nam der Grase mit Gnaden an, zog nach dem essen wider gen Hof, vnd dauchte sie nit, daß sie etwas gessen oder getruncken solten haben, so öd waren sie. Als sie nu wider gen Hof kamen, da giengen auß gemeldts Doct. Fausti Schloß grausame Büchsenschüß, vnd branne das Fewer im Sloß in alle höhe, biß es gantz verschwande, das sie alles wol sehen kundten, Da kam D. Faustus wider zum Grafen, der jn hernach mit etlich hundert Thalern verehrt, vnd widerumb fortziehen liesse.

[90]

45. Wie D. Faustus mit seiner Bursch in deß Bischoffen von Saltzburg Keller gefahren

[45]

Wie D. Faustus mit seiner Bursch in deß Bischoffen von Saltzburg Keller gefahren.

Nach dem D. Faustus widerumb vom Grafen Abschied, vnd gen Wittenberg kame, ruckete die Faßnacht herbey. D. Faustus war der Bacchus, beruffte zu jhm etliche Studenten, vnd nach dem sie von jm D. Fausto wol gespeiset worden, vnd sie den Bacchum gern vollend celebrieren wolten, vberredet sie D. Faustus, sie solten mit jm in einen Keller fahren, vnd allda die herrliche Trnucke, so er jnen reichen vnd geben würde, versuchen, dessen sie sich leichtlich bereden liessen, darauff D. Faustus in seinem Garten ein Leiter name, vnd jeglichen auff ein Sprossen setzte, vnd mit jnen daruon fuhre, daß sie noch dieselbige Nacht in deß Bischoffs von Saltzburg Keller kamen, da sie allerley Wein kosteten, vnd nur den besten trancken, Wie dann dieser Bischoff ein herrlichen Weinwachß hat. Als sie nu samptlich guts muths im Keller waren, vnd D. Faustus ein Fewrstein mit sich gnommen hette, damit sie alle Fesser sehen könnten, kame deß Bischoffs Keller vngefehr daher, der sie für dieb, so eingebrochen hetten, außschreyen thet. Das verdroß D. Faustum, mante sein Gesellen auffzusein, nam den Keller beym Haar, fuhr mit jhm daruon, vnd als sie zu einer grossen hohen Tannen kamen, setzte er den Keller, so in grossen ängsten vnd schrecken war, darauff, vnd kam also D. Faustus mit seiner Bursch wider zu Hauß, da sie erst das Valete miteinander hielten mit dem Wein, so er, D. Faustus, in grosse Fläschen gefüllet hatte in deß Bischoffs Keller. Der Kellner aber, so sich die gantze nacht auff dem Baum halten můssen, daß er nicht herab fiel, vnd schier erfroren war, als er sahe, daß es war Tag worden, die Tannen aber so hoch, daß es jme vnmüglich herab zusteigen, dieweil er keinen Ast hatte, weder oben noch vnden, Ruffte [91] er etlichen Baurn zu, so fürvber fuhren, zeiget jnen an, wie es jhme ergangen were, vnd bate, daß sie jme herunder helffen wolten, Die Baurn verwunderten sich, zeigten es zu Saltzburg am Hof an, da war ein groß zulauffen, vnnd er mit grosser Můhe vnd Arbeit mit Stricken herab gebracht. Noch konnte der Keller nicht wissen, wer die gewesen, so er im Keller funden, noch der, so jhn auff den Baum geführet hatte.

46. Von der andern Faßnacht am Dinstage

[46]

Von der andern Faßnacht am Dinstage.

Diese siben Studenten, darunter vier Magistri waren in Theologia, Iurisprudentia vnd Medicina studierend, als sie die Herren Faßnacht celebriert hatten in D. Fausti Behausung, waren sie am Dinstag der Faßnacht wider beruffen (dann sie wolbekannte vnnd angeneme liebe Gäst deß Fausti waren) zum Nachtessen, vnnd als sie erstlich mit Hünern, visch vnd Bratens, doch schmal gnug tractiert worden, tröstete D. Faustus seine Gäst solcher gestalt: Liebe Herrn, jhr sehet hie meine geringe Tractation, damit solt jr für gut nemmen, es wirt zum Schlaff Trunck besser werden. Nun wisset jr, daß in vielen Potentaten Höfen die Faßnacht mit köstlichen Speisen vnd Geträncken gehalten wirdt, dessen solt jhr auch theilhafftig werden, vnd ist diß die Vrsach, daß ich euch mit so geringer Speiß vnd tranck tractiere, vnd jr kaum den Hunger gebüsset, daß ich drey Fläschen, eine fünff, die ander acht, vnd widerumb eine acht Maß haltend, vor zwo stunden in meinen Garten gesetzt habe, vnd meinem Geist befohlen, einen Vngerischen, Italianischen vnd Hispanischen Wein zuholen. Deßgleichen hab ich fünffzehen Schüssel nacheinander auch in meinen Garten gesetzt, die allbereit mit allerley Speiß versehen seind, die ich widerumb warm machen muß, vnnd solt mir glauben, [92] daß es keine Verblendung seye, da jhr meynet jhr esset, vnd seye doch nicht natürlich. Als er nuhn seine Rede zum Ende gefůhret, befilcht er seinem famulo, dem Wagner, ein newen Tisch zubereiten, das thete er, vnd truge hernach fünffmal Speiß auff, alle mal drey Trachten auff einmal, die waren von allerley Wildbret, Bachens vnd dergleichen. Zum Tischwein brachte er Welschwein, Ehrwein, Vngerischen vnd Hispanischen, vnnd als sie nun alle Voll vnd Doll waren, jedoch noch viel Speiß vberbliebe, fiengen sie letzlich an zusingen vnnd zuspringen, vnnd giengen erst gegen Tag zu Hauß, Worgens aber wurden sie auff die rechte Faßnacht beruffen.

47. Am Aschermitwochen der rechten Faßnacht

[47]

Am Aschermitwochen der rechten Faßnacht.

Am Aschermittwochen der rechten Faßnacht, kamen die Studenten als beruffen Gäste, widerumb in D. Fausti Hauß, da er jnen ein herrlich Mahl gab, vnd sie tapffer sangen, sprangen, vnd alle Kurtzweil trieben. Als nu die hohe Gläser vnd Becher herumb giengen, hebt D. Faustus sein Gauckelspiel an, also daß sie in der Stuben allerley Seitenspiel hörten, vnd doch nit wissen kundten, woher es kame. Dann so bald ein Instrument auffhörete, kam ein anders, da ein Orgel, dort ein Positiff, Lauten, Geigen, Cythern, Harpffen, Krumbhörner, Posaunen, Schwegel, Zwerchpfeiffen, in Summa allerley Instrumenta waren vorhanden, in dem huben die Gläser vnd Becher anzuhüpffen. Darnach name D. Faustus einen Hafen oder zehen, stellete die mitten in die Stuben, die huben alle an zutantzen, vnd an einander zustossen, daß sie sich alle zertrümmerten, vnd vndereinander zerschmetterten, welches ein groß Gelächter am Tisch gabe. Bald hebt er ein ander kurtzweil an. Dann er ließ einen Göcker im Hof fangen, den stellt er auff den Tisch. Als er jm nun zutrincken gab, hube er natürlich an zupfeiffen. [93] Darnach hub er ein ander Kurtzweil an, setzte ein Instrument auff den Tisch, da kam ein alter Aff in die Stuben, der machte viel schöner Täntze darauff. Als er nun solche Kurtzweil triebe, biß in die Nacht hinein, bat er die Studenten, sie wolten bey jhme bleiben, vnd mit jhme zu Nacht essen, er wolte jhnen ein essen Vögel geben, hernach mit jhnen in der Mummerey gehen, welches sie jhme auch leichtlich bewilligten. Da name D. Faustus ein stangen, reckte die für das Fenster hinauß, alsbald kamen allerley Vögel daher geflogen, vnd welche auff die stangen fassen, die musten bleiben, da er nun ein guten theil der Vögel gefangen hette, halffen die Studenten jme dieselbigen würgen vnd ropffen. Das waren Lerchen, Krammatsvögel, vnd vier Wildenten, als sie nun abermals tapffer gezecht, seind sie miteinander in die Mummerey gangen. D. Faustus befahle, daß ein jeder ein weiß Hembd anziehen solte, vnd jn alsdann machen lassen. Solches geschah. Als nun die Studenten einander ansahen, gedäuchte einen jeglichen, er hette keinen Kopf, giengen also in etliche Häuser, darob die Leut sehr erschracken. Als nun die Herrn, bey welchen sie das Küchlein geholet, zu Tisch gesetzt, da hatten sie jren schein widerumb, vnd kennete man sie darauff alsbald. Baldt darnach verenderten sie sich widerumb, vnd hatten natürliche Eselsköpff vnd Oren, das triben sie biß in die mitternacht hinein, vnd zogen alsdann ein jeder wider in sein Hauß, machten auff diesen Tag ein end an der Faßnacht, vnd giengen schlaffen.

48. Von der vierten Faßnacht am Donnerstag

[48]

Von der vierten Faßnacht am Donnerstag.

Die letzten Bacchanalia waren am Donnerstag, daran ein grosser Schne war gefallen. D. Faustus war zu den studiosis beruffen, die jhme ein stattliche Malzeit hielten, da er sein Abenthewr wider anfieng, vnd [94] zauberte 13. Affen in die stuben, die gauckelten so wunderbarlich, daß dergleichen nie gesehen worden, dann sie sprangen auff einander, wie man sonst die Affen abricht, so namen sie auch ein ander in die süß, tantzten einen gantzen Reyen vmb den Tisch herumb, darnach zum Fenster hinauß vnd verschwanden. Sie satzten dem Fausto ein gebraten Kalbskopff für, als jhn nun der Studenten einer erlegen wolt, fieng der Kalbskopff an Menschlich zuschreyen, Mordio, helffio, O weh, was zeuhest du mich, daß sie darob erschracken, vnd dann wider anfiengen zu lachen, verzehrten also den Kalbskopff, vnd gieng D. Faustus noch zeitlich am Tage zu Hauß, mit versprechung wider zu erscheinen. Bald rüstete er jm mit Zauberey ein Schlitten zu, der hatt ein gestalt wie ein Drach, auff dem Haupt saß er D. Faustus, vnd mitten innen die Studenten. So waren 4. verzauberte Affen auff dem schwantz die gauckelten auff einander gantz lustig, der ein bließ auff der Schalmeyen, vnd lieff der Schlitten von jm selbsten, wohin sie wolten, das werete biß in die Mittnacht hinein, mit solchem Klappern, daß keiner den andern hören kundte, vnd gedauchte die Studenten, sie hetten im Lufft gewandelt.

49. Am weissen Sonntag von der bezauberten Helena

[49]

Am weissen Sonntag von der bezauberten Helena.

Am weissen Sonntag kamen offtgemeldte Studenten vnversehens wider in D. Fausti behausung zum Nachtessen, brachten jhr Essen vnd Tranck mit sich, elche angeneme Gäst waren. Als nu der Wein eingienge, wurde am Tisch von schönen Weibsbildern geredt, da einer vnder jnen anfieng, daß er kein Weibsbildt lieber sehen wolte, dann die schöne Helenam auß Græcia, derowegen die schöne Statt Troia zu grund gangen were, Sie müste schön gewest seyn, dieweil sie jrem Mann geraubet worden, vnd entgegen solche Empörung entstanden were. [95] D. Faustus antwurt, dieweil jhr dann so begirig seidt, die schöne gestalt der Königin Helenæ, Menelai Haußfraw, oder Tochter Tyndari vnd Lædæ, Castoris vnd Pollucis Schwester (welche die schönste in Græcia gewesen seyn solle) zusehen, wil ich euch dieselbige fürstellen, damit jhr Persönlich jren Geist in form vnd gestalt, wie sie im Leben gewesen, sehen sollet, dergleichen ich auch Keyser Carolo Quinto auff sein begeren, mit fürstellung Keysers Alexandri Magni vnd seiner Gemählin, willfahrt habe. Darauff verbote D. Faustus, daß keiner nichts reden solte, noch vom Tisch auffstehen, oder sie zuempfahen anmassen, vnd gehet zur Stuben hinauß. Als er wider hinein gehet, folgete jm die Königin Helena auff dem Fuß nach, so wunder schön, daß die Studenten nit wusten, ob sie bey jhnen selbsten weren oder nit, so verwirrt vnd innbrůnstig waren sie. Diese Helena erschiene in einem köstlichen schwartzen Purpurkleid, jr Haar hatt sie herab hangen, das schön, herrlich als Goldfarb schiene, auch so lang, daß es jr biß in die Kniebiegen hinab gienge, mit schönen Kollschwartzen Augen, ein lieblich Angesicht, mit einem runden Köpfflein, jre Lefftzen rot wie Kirschen, mit einem kleinen Mündlein, einen Halß wie ein weisser Schwan, rote Bäcklin wie ein Rößlin, ein vberauß schön gleissend Angesicht, ein länglichte aufsgerichte gerade Person. In summa, es war an jr kein vntädlin zufinden, sie sahe sich allenthalben in der Stuben umb, mit gar frechem vnd bübischem Gesicht, daß die Studenten gegen jr in Liebe entzůndet waren, weil sie es aber für einen Geist achteten, vergienge jhnen solche Brunst leichtlich, vnd gienge also Helena mit D. Fausto widerumb zur Stuben hinauß. Als die Studenten solches alles gesehen, baten sie D. Faustum, er solte jhnen so viel zugefallen thun, vnnd Morgen widerumb fürstellen, so wolten sie einen Mahler mit sich bringen, der solte sie abconterfeyten, Welches jhnen aber D. Faustus ab schlug, vnd sagte, daß er jhren Geist nicht allezeit erwecken könnte. Er wolte jhnen aber ein Conterfey darvon zukommen lassen, welches sie die Studenten[96] abreissen möchten lassen, welches dann auch geschahe, vnd die Maler hernacher weit hin vnd wider schickten, dann es war ein sehr herrlich gestalt eins Weibsbilds. Wer aber solches Gemäld dem Fausto abgerissen, hat man nicht erfahren können. Die Studenten aber, als sie zu Betth kommen, haben sie vor der Gestalt vnd Form, so sie sichtbarlich gesehen, nicht schlaffen können, hierauß dann zusehen ist, daß der Teuffel offt die Menschen in Lieb entzündt vnd verblendt, daß man ins Huren Leben geräth, vnd hernacher nit leichtlich widerumb herauß zubringen ist.

50. Von einer Gesticulation, da einem Bawrn 4. Räder vom Wagen in die Lufft hingesprungen

[50]

Von einer Gesticulation, da einem Bawrn 4. Räder vom Wagen in die Lufft hingesprungen.

Doct. Faustus ward gen Braunschweig in die Statt, zu einem Marschalck, der die Schwindsucht hatte, jhme zu helffen, beruffen vnd erfordert. Nun hatt aber D. Faustus disen gebrauch, daß er nimmer weder ritte, noch fuhre, sondern war zugehen gericht, wohin er beruffen wurde. Als er nun nahe zu der Statt kame, vnd die Statt vor jhm sahe, begegnet jm ein Bawr mit vier Pferden, vnd einem leeren Wagen. Disen Bawrn sprach D. Faustus gůtlich an, daß er jn auffsitzen lassen, vnd vollends biß zu dem Statt Thor führen wolte, welches jm aber der Dölpel wegerte vnd abschluge, sagende, Er würde one daz genug herauß zuführen haben. D. Fausto war solch begeren nicht Ernst gewest, sondern hatte den Bauren nur probieren wöllen, ob auch ein Gütigkeit bey jhme zufinden were. Aber solche Vntrew, deren viel bey den Bauren ist, bezahlte D. Faustus wider mit gleicher Müntze, vnd sprach zu jhme: Du Dölpel vnnd nichtswerdiger Vnflat, dieweil du solche Vntrew mir beweisest, dergleichen du gewiß auch andern thun, vnd schon gethan haben wirst, soll dir darfür gelohnet werden, vnd solt deine vier Räder, bey jeglichem Thor eins finden. Drauff sprangen die Räder in die Lufft hinweg, daß sich ein[97] jeglichs Rad bey einem sondern Thor hat finden lassen, doch sonsten one jemands wahrnemmen. Es fielen auch deß Bauwren Pferd darnider, als ob sie sich nicht mehr regten, Darob der Bauwer sehr erschracke, masse jhme solches für ein sondere Straff GOTtes zu, der Vndanckbarkeit halb, auch gantz bekümmert vnnd weynet, bate er den Faustum mit auffgereckten Händen, vnd neigung der Knie vnnd Bein, vmb Verzeihung, vnd bekannte, daß er solcher Straff wol wirdig were, Es solte jhm auff ein andermal ein erjnnerung seyn, solcher Vndanckbarkeit nit mehr zugebrauchen, Darvber Faustum die Demuth erbarmete, jm antwortete: Er solts keinem andern mehr thun, dann kein schändtlicher ding were, als Vntrew vnd Vndanckbarkeit, darzu der stoltz so mit vnderläufft. So solt er nu hie Erdtrich nemmen, vnd auff die Gäul werffen, darvon würden sie sich widerumb auffrichten, vnnd zur fristung kommen, welches auch geschahe. Darnach sagt er dem Bawrn, dein vntrew kan nit gar vngestrafft abgehen, sondern muß mit gleicher Maß bezahlt werden, dieweil es dich ein so grosse Müh gedaucht hat, einen nur auff ein lähren Wagen zusetzen, So sihe deine vier Räder seind vor der Statt bey vier Thoren, da du sie finden wirst. Der Bawr gienge hin vnd sands, wie D. Faustus jme gesagt hatte, mit grosser Mühe, Arbeit vnnd Versaumung seines Geschäffts, das er verrichten solte, also traff Vntrew jhren eygen Herrn.

51. Von 4. Zauberern, so einander die Köpff abgehawen, vnd widerumb auffgesetzt hatten

[51]

Von 4. Zauberern, so einander die Köpff abgehawen, vnd widerumb auffgesetzt hatten, darbey auch D. Faustus das sein thet.

Doctor Faustus kam in der Fasten gen Franckfurt in die Meß, den berichtete sein Geist Mephostophiles, wie in einem Wirtshauß bey der Judengassen vier[98] Zauberer weren, die einander die Köpff abhieben, vnd zum Barbierer schickten, sie zu barbieren, da viel Leut zu sahen. Das verdroß den Faustum, vermeynendt, er were allein deß Teuffels Han im Korb, gienge dahin, solches auch zubesehen, Da sie, die Zauberer schon beysammen waren, die Köpffe abzuhawen, bey jhnen war der Barbierer, der solte sie butzen vnd zwagen. Auff dem Tisch aber hatten sie ein Glaß Hafen, mit distilliertem Wasser, Da einer vnder jhnen der fürnembste Zauberer war, der war ihr Nachrichter, der zauberte dem ersten ein Lilien in den Hafen, die grünete daher, vnd nannte sie Wurtzel deß Lebens, darauff richtet er den ersten, ließ den Kopff barbieren, vnd satzte jhme hernach denselben wider auff, alsbald verschwande die Lilien, vnnd hatte er seinen Kopff wider gantz, das thet er auch dem andern vnnd dritten gleicher gestalt, so jhre Lilien im Wasser hatten, dar auff die Köpffe barbiert vnnd jhnen wider auffgesetzet wurden, Als es nun am öbersten Zauberer vnnd Nachrichter war, vnnd seine Lilien im Wasser auch daher blühete, vnnd grünete, wurde jhm der Kopff abgeschmissen, vnnd da es an dem war daß man jhn zwagete vnnd barbierte in Fausti Gegenwertigkeit, den solche Büberey in die Augen stach vnd verdroß, den Hochmuth deß Principal Zauberers, wie er so frech mit Gottslästern vnd lachendem Mund jm ließ den Kopff herab hawen. Da geht D. Faustus zum Tisch, da der Hafen vnnd Lilien stunden, nimbt ein Messer, hawet auff die Blumen dar, vnd schlitzet den Blumen stengel voneinander, dessen niemandt gewahr worden, Als nun die Zauberer den Schaden sahen, ward jre Kunst zu nicht, vnd kundten jrem Gesellen den Kopff nicht mehr ansetzen. Muste also der böß Mensch in Sünden sterben vnd verderben, wie dann der Teuffel allen seinen Dienern letztlich solchen Lohn gibt, vnd sie also abfertigt, Der Zauberer aber keiner wuste, wie es mit dem geschlitzten Stengel wer zugangen, meyneten auch nit, daß es D. Faustus gethan hette.

[99]

52. Von einem alten Mann, so D. Faustum von seinem Gottlosen Leben abgemahnt

[52]

Von einem alten Mann, so D. Faustum von seinem Gottlosen Leben abgemahnt vnd bekehren wöllen, auch was Vndanck er darüber empfangen.

Ein Christlicher frommer Gottsförchtiger Artzt, vnd Liebhaber der H. Schrifft, auch ein Nachbawr deß D. Fausti, Als er sahe, daß viel Studenten jren Auß vnd Eingang, als ein schlüpsswinckel, darinnen der Teuffel wohneten, bey dem Fausto hetten, Name er jme für, D. Faustum mahnen, Beruffte jn derwegen auß einem Christlichen Eyfer in seine Behausung. Faustus erschiene jm, vnder dieser Mahlzeit redte der Alte Faustum also an: Mein lieber Herr vnd Nachbawr, Ich habe zu euch ein freundtliche Christliche Bitt, jhr wöllet mein eyferig fürtragen nicht in argem vnnd vngutem auff vnnd annemmen, Darneben auch die geringe Malzeit nicht verachten, sondern gutwillig, wie es der liebe Gott bescheret, damit für gut nemmen. D. Faustus bahte darauff, er solte jm sein fürhaben erklären, er wolte jm gefälligen Gehorsam leysten. Da fienge der Patron an Mein lieber Herr vnnd Nachbauwer, jhr wisset euwer Fürnemmen, daß jhr Gott vnd allen Heyligen abgesagt, vnd euch dem Teuffel ergeben habt, damit jhr in den größten zorn vnd Vngnad Gottes gefallen, vnd auß einem Christen ein rechter Ketzer vnd Teuffel worden seyt, Ach, was zeiht jhr ewer Seel? Es ist vmb den Leib allein nit zu thun, sondern auch vmb die Seel, so ruhet jr in der ewigen Pein vnd Vngnad Gottes, wolan mein Herr, es ist noch nichts versaumpt, wenn jr allein wider vmbkehret, bey Gott vmb Gnad vnd verzeihung ansuchet, wie jr sehet das Exempel in der Apostelgeschicht am 8. Cap. von Simone in Samaria, der auch viel Volcks verführet hette, denn man hat jn sonderlich für ein Gott gehalten, vnd jn die Krafft Gottes, oder Simon Deus sanctus genennt, diser war aber hernach auch bekehret, als er die Predigt S. Philippi gehört, ließ [100] er sich täuffen, gläubt an vnsern HErrn Jesum Christum, vnd hielt sich hernacher vil bey Philippo, diß wirt in der Apostelgeschicht sonderlich gerümpt, also mein Herr, laßt euch mein Predigt auch gefallen, vnd ein hertzliche Christliche Erjnnerung seyn. Nun ist die Buß, Gnad vnd verzeihung zusuchen, dessen jhr viel schöner Exempel habt, als an dem Schächer, Item, an S. Petro, Mattheo vnd Magdalena, ja zu allen Sündern spricht Christus der HErr: Kompt her zu mir alle die jr mühselig vnd beladen seyt, ich will euch erquicken. Vnd im Propheten Ezechiel: Ich beger nicht den todt deß Sünders, sonder daß er sich bekehr vnd lebe, denn sein Hand ist nit verkürtzt, daß er nit mehr helffen könnte. Solchen fürtrag bitte ich, mein Herr, laßt euch zu Hertzen gehen, vnd bittet Gott vmb Verzeihung vmb Christi willen, stehet darneben von ewerm bösen fürnemmen ab, dann die Zauberey ist wider die Gebott Gottes, seitenmal ers beydes im Alten vnd Newen Testament schwerlich verbeut, da er spricht: Man solle sie nicht leben lassen, man solle sich zu jhnen nicht halten, noch Gemeinschafft mit jhnen haben, Dann es seye ein Grewel vor Gott. Also nennt S. Paulus den Bar Jehu oder Elimas den Zauberer ein Kind deß Teuffels, ein Feind aller Gerechtigkeit, vnd daß sie auch keinen theil an dem Reich Gottes haben sollen. Doc. Faustus hörte jm fleissig zu, vnd sagte daß jhm die Lehr wolgefiele, vnd bedanckt sich dessen gegen dem Alten seines wolmeinens halber, vnd gelobte solchem, so viel jhme müglich were, nachzukommen, damit name er seinen Abschied. Als er nun zum Hauß kame, gedacht er diser Lehr vnd vermahnung fleissig nach, vnd betrachtete, was er doch sich vnd sein Seel geziehen, daß er sich dem leidigen Teuffel also ergeben hette, Er wolte Buß thun, vnnd sein versprechen dem Teuffel wider auffsagen 61. In solchen Gedancken erscheinet jm sein Geist, tappet nach jm, als ob er jhme den Kopff herumb drehen wolte, vrd warff jm für, was jhn dahin bewogen hette, daß er sich dem Teuffel ergeben, nemlich sein frecher Mutwillen. Zu dem habe er sich versprochen, Gott vnd allen Menschen feind zuseyn, diesem [101] versprechen komme er nu nit nach, wölle dem alten Lauren folgen, einen Menschen vnd Gott zu huld nemmen, da es schon zuspat, vnd er deß Teuffels seye, der jhn zuholen gut macht habe, wie er dann jetzunder befelch, vnd deßhalben allda seye, daß er jme den garauß machen soll, oder aber, er solle sich alsbald nider setzen, vnd sich widerumb von newem verschreiben mit seinem Blut, vnd versprechen, daß er sich keinen Menschen mehr wöll abmanen vnd verführen lassen, vnd dessen soll er sich nun baldt erkleren, ob er es thun wölle oder nicht. Wo nit, wölle er jn zu stücken zerreissen. D. Faustus gantz erschrocken, bewilligt jm widerumb auffs newe, setzt sich nider, vnd schreibt mit seinem Blut, wie folgt, welches schreiben denn, nach seinem Todt, hinder jm gefunden worden.

53. Doct. Fausti zweyte Verschreibung, so er seinem Geist vbergeben hat

[53]

Doct. Fausti zweyte Verschreibung, so er seinem Geist vbergeben hat.

Ich D. Faustus bekenne mit meiner eygen Handt vnd Blut, daß ich diß mein erst Instrument vnnd Verschreibung biß in die 17. jar, steiff vnd fest gehaltenhabe, Gott vnd allen Menschen seindt gewest, hiemit setz ich hindan Leib vnd Seel, vnd vbergib diß dem mächtigen Gott Lucifero, daß so auch das 7. jar nach Dato diß verloffen ist, er mit mir zu schalten vnd zu walten habe 62. Neben dem so verspricht er mir mein Leben zukürtzen oder zulängern, es sey im Tod oder in der Hell, auch mich keiner Pein theilhafftig zumachen. 63 Hierauff versprich ich mich wider, daß ich keinem Menschen mehr, es seye mit vermahnen, lehren, abrichten, vnterweisen vnd dräuwungen, es sey im Wort Gottes, weltlichen oder Geistlichen Sachen, vnd sonderlich keinem Geistlichen Lehrer gehorchen, noch seiner Lehr nachkommen wil, Alles getrewlich vnd kräfftig zu [102] halten, laut dieser meiner Verschreibung, welche ich zu mehrer bekräfftigung mit meinem eygen Blut geschrieben hab, Datum Wittenberg, etc.

Auff solche verdammliche vnd Gottlose verschreibung, ist er dem guten alten Mann so feind worden, daß er jhm nach Leib vnd Leben stellete, aber sein Christlich Gebett vnd Wandel, hat dem bösen Feindt ein solchen stoß gethan, daß er jm nit hat beykommen mögen, Denn gleich vber 2. tag hernach, als der fromm Mann zu Bett gienge, hörete er im Hauß ein groß Gerompel, welchs er zuvor nie gehört hette, das kömpt zu jhm in die Kammer hinein, kürrete wie ein Saw, das triebe es lang. Darauff fieng der alt Mann an deß Geists zu spotten, vnd sagt: O wol ein BäurischMusica ist das, Ey wol ein schön Gesang von einem Gespenst, wie ein schön Lobgesang von einem Engel, der nit zwen tag im Paradeyß hat können bleiben, vexiert sich erst in ander Leut Häuser, vnd hat in seiner Wonung nit bleiben können. Mit solchem Gespött hatte er den Geist vertrieben. D. Faust fragte jn, wie er mit dem Alten vmbgangen were? Gabe jm der Geist zu Antwort, er hette jhme nicht beykommen können, dann er geharrnischt gewest seye, das Gebett meynende. So hette er seiner noch darzu gespottet, welches die Geister oder Teuffel nit leyden können, sonderlich wann man jhnen jhrn Fall fürwirfft. Also beschützet GOtt alle fromme Christen, so sich GOtt ergeben vnnd befehlen wider den bösen Geist.

54. Von zwo Personen, so D. Faustus zusamen kuppelt, in seinem 17. verloffenen Jahre

[54]

Von zwo Personen, so D. Faustus zusamen kuppelt, in seinem 17. verloffenen Jahre.

Zv Wittenberg war ein studiosus, ein statlicher vom Adel, N. N. genannt, der hatte sein Herz vnd Augen zu einer, die auch eines guten Adelichen Geschlechts,[103] vnnd ein vberauß schön Weibsbildt war, gewandt. Die hatte viel, vnd vnder denselbigen auch ein jungen Freyherrn zum Werber, denen allen aber schlug sies ab, vnnd hette sonderlich obgedachter Edelmann vnder disen allen den wenigsten Platz bey jhr, Derselbige hette zum Fausto gute Kundschafft, hatt auch offt in seinem Hauß mit jme gessen vnd getruncken, diesen fechtet die Lieb gegen der vom Adel so sehr an, daß er am Leib abname, vnnd darüber in ein Kranckheit fiele. Dessen D. Faustus in Erfahrung kame, daß dieser vom Adel so schwerlich kranck lege, fragte derwegen seinen Geist Mephostophilem, was jm doch were? Der jme alle gelegenheit vnd Vrsach anzeigte. Darauff D. Faustus den Nobilem heimsuchte, jhme alle gelegenheit seiner Kranckheit eröffnete, der sich darüber verwunderte. D. Faustus tröst jn, er solte sich so sehr nit bekůmmern, er wolte jhme behülfflich seyn, daß dieses Weibsbildt keinem andern, denn jm zum theil werden můßte, wie auch geschach. Dann D. Faustus verwirrte der Jungfrawen Hertz so gar mit seiner Zauberey, daß sie keins andern Manns noch jungen Gesellens mehr achtete (da sie doch stattliche vnd reiche vom Adel zu Werbern hatte) bald darnach befilcht er diesem Edelmann, er solt sich stattlich bekleiden, so wölle er mit jhm zur Jungfrawen gehen, die in einem Garten bey andern Jungfrawen sässe, da man einen Tantz anfangen wůrde, mit der solte er tantzen, vnd gibt jm ein Ring, den solte er an seinen Finger stecken, wann er mit jr tantzte, so bald er sie alsdenn mit dem Finger berühret, würde sie jhr Hertz zu jm wenden, vnd sonsten zu keinem andern. Er solte sie aber vmb die Ehe nicht ansprechen, dann sie würde jn selbst darvmb anreden. Nimpt darauff ein distilliert Wasser, vnd zwaget den Edelmann darmit, welcher als baldt ein vberauß schön Angesicht darvon bekame, gehen also mit einander in den Garten. Der Edelmann thete wie jm D. Faustus befohlen hatte, tantzet mit der Jungfrawen, vnd rühret sie an, die von der Stund an jr Hertz vnd Lieb zu jhm wandte, die gute Jungfrauw war mit Cupidinis Pfeilen durchschossen, dann sie hatte die gantze Nacht kein Ruhe im Bett, so offt gedacht sie an jn. Bald Morgens [104] beschickte sie jn, öffnet jm Hertz vnd Lieb, vnd begerte seiner zur Ehe, der jr auß inbrünstiger Liebe solches darschluge, vnd bald mit einander Hochzeit hetten, auch dem D. Fausto eine gute Verehrung darvon wurde.

55. Von mannicherley Gewächß, so Faustus im Winter

[55]

Von mannicherley Gewächß, so Faustus im Winter, vmb den Christag in seinem Garten hatte, in seinem 19. Jar.

Im December, vmb den Christag, war vil Frawenzimmers gen Wittenberg kommen, als etlicher vom Adel kinder zu jhren Geschwisterten, so da studierten, sie heimzusuchen, welche gute Kundtschafft zu D. Fausto hetten, vnnd er etlich mal zu jhnen beruffen worden. Solches zuvergelten, beruffte er diß Frawenzimmer vnd Junckern zu jme in sein Behausung zu einer Vnderzech. Als sie nun erschienen, vnd doch ein grosser Schnee draussen lag, da begab sich in D. Fausti Garten ein herrlich vnnd lustig Spectacul, dann es war in seinem Garten kein Schnee zusehen, sondern ein schöner Sommer, mit allerley Gewächß, daß auch das Graß mit allerley schönen Blumen dahir blühet vnd grůnet. Es waren auch da schöne Weinreben, mit allerley Trauben behengt, deßgleichen rohte, weisse, vnd Leibfarbe Rosen, vnd ander viel schöne wolriechende Blumen, welches ein schönen herrlichen lust zusehen vnd zuriechen gabe.

[105]

56. Von einem Versammleten Kriegßheer wider den Freyherrn

[56]

Von einem Versammleten Kriegßheer wider den Freyherrn, so Doctor Faustus an deß Keysers Hoff ein Hirschgewicht auff den Kopff gezaubert hatte, in seinem 19. Jar.

Doctor Faustus reyset gen Eißleben, als er nu halben weg gereyset, sihet er vngefehr 7. Pferd daher stutzen, den Herrn kennt er, daß es der Graff war, dem er, wie obgemeldt, an deß Keysers Hoff ein Hirschgewicht auff die Stirne gezaubert hatte. Der Herr kannte Doct. Faustum auch gar wol, derhalben er seine Knecht ließ still halten, das Faustus bald merckete, vnd sich deßwegen auff eine höhe thäte. Als solchs der Freyherr sahe, ließ er auff jn dar rennen, mit befehl, kecklich vff jn zu schiessen, derhalben sie desto besser darauff truckten jn zu erreichen. Er ward aber bald widerumb auß jhrem Gesichte verloren, denn er sich vnsichtbar gemacht. Der Freyherr liesse auff der Höhe stille halten, ob er jn wider in das Gesicht bringen köndte, da hörten sie vnten am Walde ein groß Pfeiffen mit Posaunen, Trometen, Trummeln vnnd Heerpaucken, blasen vnd schlagen, sahe auch etliche 100. Pferde auff jhn streiffen, er aber gab das Fersengelt. Als er nun neben dem Berge hin wolt, stundt ein groß Kriegßvolck im Harnisch, so auff jn dar wolte, da wandte er sich auff einen andern Weg, bald sahe er gleichsfalls viel Reysiger Pferde, derhalben er sich abermals auff einander seyten begeben muste. Da er widerumb, wie zuvor eine Schlachtordnung sahe, daß jhme also dieses einmal oder fünff begegnete, so offt er sich an einander ort hat gewandt. Als er nun sahe, daß er niergendt hinauß kundte, doch sahe, daß man auff jn streiffte, rennet er in das Heer hineyn, was Gefahr jhm gleich darauß entstehen möchte, vnd fragte, was die Vrsach seye, daß man jn allenthalben vmbgeben habe, oder auff jhn streiffe, aber niemand wolte jm antwort geben, biß endtlich D. Faustus hinfür zu jm ritt, da der Freyherr alsbald vmbgeschlossen [106] ward, vnd jm fürhielt, er solte sich gefangen geben, wo nicht, werde man mit jhme nach der schärpffe fahren. Der Freyherr vermeynte nit anders, denn es were ein Mannschafft oder natürlich Fůrhaben einer Schlacht, so es doch eine Zauberey deß Fausti war. Darauff fordert D. Faustus die Büchsen vnd schwerter von jnen, nam jnen die Gäul vnd führete jnen ander qezauverte Gäul, Büchsen vnd Schwerter dar, vnnd sprach zum Freyherrn, der den Faustum nicht mehr kennet: Mein Herr, es hat mir der Oberst in diesem Heer befohlen, euch anzuzeigen, daß jr dißmal solt also hin ziehen, dieweil jr auff einen gestreifft, der bey dem Obersten vmb Hülff angesucht. Als nun der Freyherr in die Herberg kam, vnd seine Knechte die pferde zur träncke ritten, da verschwunden die Pferde alle, vnd waren die Knecht schier ertruncken, musten also widervmb zu Fuß heym reitten. Der Freyher sahe die Knecht daher ziehen, die alle besudelt, vnd naß waren, auch zu Fuß giengen, als er die vrsach erfahren, schloß er alsbald, daß es D. Fausti Zauberey war, wie er jm auch zuvor gethan hatte, vnd jm solchs alles zu hohn vnd spott geschehen were. 64

57. Von Doct. Fausti Bullschafften in seinem 19. vnd 20. Jahre

[57]

Von Doct. Fausti Bullschafften in seinem 19. vnd 20. Jahre.

Als Doctor Faustus sahe, daß die Jahr seiner Versprechung von Tag zu Tag zum Ende liessen, hub er an ein Säuwisch vnnd Epicurisch leben zu führen, vnd berüfft jm siben Teuffelische Succubas, die er alle beschliesse, vnd eine anders denn die ander gestalt war, auch so trefflich schön, daß nicht davon zusagen. Dann er fuhr inn viel Königreich mit seinem Geist, darmit er alle Weibsbilder sehen möchte, deren er 7. zuwegen brachte, zwo Niderländerin, eine Vngerin, eine Engelländerin, [107] zwo Schwäbin, vnd eine Fränckin, die ein Außbundt deß Landes waren, mit denselbigen Teuffelischen Weibern triebe er Vnkeuscheit, biß an sein Ende.

58. Von einem Schatz, so D. Faustus gefunden in seinem 22. verlauffenen Jar

[58]

Von einem Schatz, so D. Faustus gefunden in seinem 22. verlauffenen Jar.

Darmit der Teuffel seinem Erben, dem Fausto, gar keinen Mangel liesse, weiste der Geist Mephostophiles D. Faustum in eine alte Capellen, so eingefallen war, vnnd bey Wittemberg bey einer halben Meil wegs gelegen ist, allda hette es einen vergrabenen Keller, da solte Doct. Faustus graben, so würde er einen grossen Schatz finden, dem gieng Doct. Faustus trewlich nach, wie er nun darkame, sandte er einen greuwlichen grossen Wurmb auff dem schatz ligen, der Schatz erschiene wie ein angezündet Liecht. D. Faustus beschwure jhn, daß er in ein Loch kroche, als er nun den Schatz grub, sandt er nichts als Kolen darinnen, hörete vnd sahe auch darneben viel Gespenste. Also bracht D. Faustus die Kolen zu Hauß, die alsbald zu Silber vnd Gott verwandelt wurden, welches, wie sein Famulus darvon gemeldet hat, in etliche tausendt Gülden wehrt geschätzt ist worden.

59. Von der Helena auß Griechenland, so dem Fausto Beywohnung gethan in seinem letzten Jahre

[59]

Von der Helena auß Griechenland, so dem Fausto Beywohnung gethan in seinem letzten Jahre.

Darmit nun der elende Faustus seines Fleisches Lüsten genugsam raum gebe, fällt jm zu Mitternacht, als er erwachte, in seinem 23. verloffenen Jar, die Helena aus Grecia, so er vormals den Studenten am Weissen Sonntag erweckt hatt, in Sinn, Derhalben er [108] Morgens seinen Geist anmanet, er solte jm die Helenam darstellen, die seine Concubina seyn möchte, welches auch geschahe, vnd diese Helena war ebenmässiger Gestalt, wie er sie den Studenten erweckt hatt, mit lieblichem vnnd holdseligem Anblicken. Als nun Doct. Faustus solches sahe, hat sie jhm sein Hertz dermassen gefangen, daß er mit jhr anhube zu Bulen, vnd für sein Schlaffweib bey sich behielt, die er so lieb gewann, daß er schier kein Augenblick von jr seyn konnte, Ward also in dem letzten jar Schwangers Leibs von jme, gebar jm einen Son, dessen sich Faustus hefftig frewete, vnd jhn Iustum Faustumnennete. Diß Kind erzehlt D. Fausto vil zukünfftige ding, so in allen Ländern solten geschehen. 65 Als er aber hernach vmb sein Leben kame, verschwanden zugleich mit jm Mutter vnd Kindt.

60. Von Doct. Fausti Testament, darinnen er seinen Diener Wagener zu einem Erben eingesetzt

Folget nu was Doctor Faustus in seiner letzten Jahrsfrist mit seinem Geist vnd andern gehandelt, welches das 24. vnnd letzte Jahr seiner Versprechung war.
[60]

Von Doct. Fausti Testament, darinnen er seinen Diener Wagener zu einem Erben eingesetzt.

Doct. Faustus hatte diese zeit hero biß in diß 24. vnnd letzte Jahr seiner Versprechung, einen jungen Knaben aufferzogen, so zu Wittemberg wol studierte, der sahe [109] alle seins Herrn, Doct. Fausti, Abentheur, Zäuberey vnd Teuffelische Kunst, war sonst ein böser verloffner Bube, der anfangs zu Wittenberg Betteln vmbgangen, vnnd jhne, seiner bösen art halben, niemandt auffnemmen wolte. Dieser Wagener ward nun deß Doct. Fausti Famulus, hielte sich bey jhm wol, daß jhn D. Faustus hernach seinen Son nannte, er kam hin wo er wolte, so schlemmete vnd demmete er mit. Als sich nu die zeit mit D. Fausto enden wolte, berüfft er zu sich einen Notarium, darneben etliche Magistros, so offt vmb jnen gewest, vnd verschaffte seinem Famulo das Hauß, sampt dem Garten, neben deß Gansers vnd Veit Rodingers Hauß gelegen, bey dem Eysern Thor, in der Schergassen an der Ringmawren. Item, er verschaffte jhme 1600. Gůlden am Zinßgelt, ein Bawren Gut, acht hundert gůlden wert, sechs hundert Gülden an barem Gelt, eine gülden Ketten, drey hundert Cronen werth, Silbergeschirr, was er von Höfen zu wegen gebracht, vnnd sonderlich auß deß Bapsts vnd Türcken Hoff, biß in die tausendt Gůlden wert, Sonsten war nit viel besonders da an Haußraht, dann er nicht viel daheym gewohnet, sondern bey Wirten vnd Studenten Tag vnd Nacht gefressen vnd gesoffen. Also ward sein Testament auffgericht vnd constituiert.

61. Doctor Faustus besprach sich mit seinem Diener deß Testaments halben

[61]

Doctor Faustus besprach sich mit seinem Diener deß Testaments halben.

Als nu das Testament auffgericht war, berüfft er seinen Diener zu sich, hielt jm für, wie er jhn im Testament bedacht habe, weil er sich die zeit seines Lebens bey jm wolgehalten, vnd seine Heimligkeit nicht offenbaret hette, Derhalben solte er von jhme noch was bitten, dessen wölle er jhn gewehren. Da begerte der Famulus seine Geschickligkeit. Darauff jme Faustus antwortet: Meine Bücher belangendt, sind dir dieselbigen vorhin verschaffet, jedoch daß du sie nicht an Tag [110] kommen wöllest lassen, Sondern deinen Nutzen darmit schaffen, fleissig darinnen studieren. Zum andern, begerestu meine Geschickligkeit, die du ja bekommen wirst, wann du meine Bücher lieb hast, dich an niemandt kehrest, sondern darbey bleibest. Noch, sagt Doctor Faustus, dieweil mein Geist Mephostophiles mir weiter zu dienen nit schüldig, derhalben ich dir jn nit verschaffen mag, so wil ich dir doch einen andern Geist, so du es begerest, verordnen. Bald hernach am dritten Tage berüfft er seinen Famulum wider, vnd hielte jm für, wie er einen Geist wolte, ob er noch deß Vorhabens were, vnd in was Gestalt er jm erscheinen sol. Er antwortet: Mein Herr vnd Vatter, in Gestalt eines Affen, auch in solcher grösse vnd Form. Darauff erschiene jme ein Geist, in gestalt vnd form eines Affen, der in die Stuben sprange. D. Faustus sprach: Sihe, jetzt sihestu jn, doch wirt er dir nicht zu Willen werden, biß erst nach meinem Todt, vnnd wann mein Geist Mephostophiles von mir genommen, vnd jhn nicht mehr sehen wirst, vnd so du dein Versprechen, das bey dir stehet, leystest, so soltu jn nennen den Auwerhan, denn also heisset er. Darneben bitte ich, daß du meine Kunst, Thaten, vnd was ich getrieben habe, nicht offenbarest, biß ich Todt bin, alsdenn wöllest es auffzeichnen, zusammen schreiben, vnnd in eine Historiam transferiren, darzu dir dein Geist vnd Auwerhan helffen wirt, was dir vergessen ist, das wirdt er dich wider erjnnern, denn man wirdt solche meine Geschichte von dir haben wöllen.

62. Wie sich Doctor Faustus zu der zeit, da er nur einen Monat noch vor sich hatte

[62]

Wie sich Doctor Faustus zu der zeit, da er nur einen Monat noch vor sich hatte, so vbel gehub, stätigs jämmerte vnd seufftzete vber sein Teuffelisch Wesen.

Dem Fausto lieff die Stunde herbey, wie ein Stundglaß, hatte nur noch einen Monat für sich, darinnen sein 24. Jar zum ende liessen, in welchen er sich dem[111] Teuffel ergeben hatte, mit Leid vnd Seel, wie hievorn angezeigt worden, da ward Faustus erst zame, vnd war jhme wie einem gefangenen Morder oder Räuber, so das vrtheil im Gefängnuß empfangen, vnd der Strasse deß Todes gewertig seyn muß. Dann er ward geängstet, weynet vnd redet jmmer mit sich selbst, fantasiert mit den Händen, achtzet vnd seufftzet, nam vom Leib ab, vnnd ließ sich forthin selten oder gar nit sehen, wolte auch den Geist nit mehr bey jm sehen oder leyden.

63. Doctor Fausti Weheklag, daß er noch in gutem Leben vnd jungen Tagen sterben müste

[63]

Doctor Fausti Weheklag, daß er noch in gutem Leben vnd jungen Tagen sterben müste.

Jese Trauwrigkeit bewegte D. Faustum, daß er seine Weheklag auffzeichnete, damit ers nicht vergessen möchte, vnd ist diß auch seiner geschriebenen Klag eine.

Ach, Fauste, du verwegenes vnnd nicht werdes Hertz, der du deine Gesellschafft mit verführest in ein Vrtheil deß Feuwers, da du wol hettest die Seligkeit haben können, so du jetzunder verleurest, Ach Vernunfft vnd freyer Will, was zeihestu meine Glieder, so nichts anders zuversehen ist, dann beraubung jres Lebens, Ach jhr Glieder, vnnd du noch gesunder Leib, Vernunfft vnd Seel, beklagen mich, dann ich hette dir es zu geben oder zu nemmen gehabt, vnd mein Besserung mit dir befriedigt. Ach Lieb vnnd Haß, warumb seyd jr zugleich bey mir eingezogen, nach dem ich euwer Gesellschafft halb solche Pein erleiden muß, Ach Barmhertzigkeit vnd Rach, auß was vrsach habt jr mir solchen Lohn vnd Schmach vergönnet? O Grimmigkeit vnd Mitleyden, bin ich darvmb ein Mensch geschaffen, die Straff, so ich bereit sehe, von mir selbsten zu erdulden? Ach, ach Armer, ist auch etwas in der Welt, so mir nicht widerstrebet? Ach, was hilfft mein Klagen.

[112]

64. Widerumb ein Klage D. Fausti

[64]

Widerumb ein Klage D. Fausti.

Ach, ach, ach, ich arbeitseliger Mensch, O du betrübter vnseliger Fauste, du bist wol in dem Hauffen der Vnseligen, da ich den vbermässigen schmertzen deß Todtes erwarten muß, Ja viel einen erbärmlichern dann jemals eine schmertzhaffte Creatur erduldet hat. Ach, ach Vernunfft, Mutwill, Vermessenheit vnnd freyer Will, O du verfluchtes vnd vnbeständiges Leben, O du Blinder vnd Vnachtsamer, der du deine Glieder, Leib vnd Seel, so Blindt machest, als du bist. O zeitlicher Wollust, in was Mühseligkeit hastu mich geführet, daß du mir meine Augen so gar verblendet vnnd vertunckelt hast. Ach mein schwaches Gemüt, du meine betrübte Seel, wo ist dein Erkändtnuß? O erbärmliche Müheseligkeit, O verzweiffelte Hoffnung, so deiner nimmermehr gedacht wirdt. Ach Leyd vber Leyd, Jammer vber Jammer, Ach vnd Wehe, wer wirdt mich erlösen? wo sol ich mich verbergen? wohin sol ich mich verkriechen oder fliehen? Ja, ich seye wo ich wölle, so bin ich gefangen. Darauff sich der arme Faustus bekümmerte, daß er nichts mehr reden kondte.

65. Wie der böse Geist dem betrübten Fausto mit seltzamen spöttischen Schertzreden

[65]

Wie der böse Geist dem betrübten Fausto mit seltzamen spöttischen Schertzreden vnd Sprichwörtern zusetzt.

Avff solche obgehörte Weheklag, erschien Fausto sein Geist Mephostophiles, tratte zu jhm, vnnd sprach: Dieweil du auß der heyligen Schrifft wol gewust hast, daß du GOtt allein anbetten, jhme dienen, vnnd keine andere Götter, weder zur Lincken noch zur Rechten, neben jhm haben sollest, dasselbig aber nicht gethan, Sondern deinen Gott versucht, von jme abgefallen, jn verleugnet, vnd dich hieher versprochen, mit Leib vnd Seel, so mustu diese deine Versprechung leysten, vnnd mercke meine Reimen:


[113]
Weistu was so schweig,
Ist dir wol so bleib.
Hastu was, so behalt,
Vnglück kompt bald.
Drumb schweig, leyd, meyd vnd vertrag,
Dein Vnglück keinem Menschen klag.
Es ist zu spat, an Gott verzag,
Dein Vnglück läufft herein all tag.

Darumb, meine Fauste, ists nit gut mit grossen Herrn vnd dem Teuffel Kirschen essen, sie werffen einem die Stiel ins Angesicht, wie du nun sihest, derhalben werestu wol weit von dannen gangen, were gut für die Schůß gewesen, dein hoffertig Rößlein aber hat dich geschlagen, du hast die Kunst, so dir GOtt gegeben, veracht, dich nicht mit begnügen lassen, sonder den Teuffel zu Gast geladen, vnd hast die 24. Jar hero gemeynet, es seye alles Golt, was gleisset, was dich der Geist berichte, dardurch dir der Teuffel, als einer Katzen, ein Schellen angehengt. Sihe, du warest eine schöne erschaffene Creatur, aber die Rosen, so man lang in Händen trägt, vnd daran riecht, die bleibt nit, deß Brot du gessen hast, deß Liedlein mustu singen, verziehe biß auff den Karfreytag, so wirds bald Ostern werden, Was du verheissen hast, ist nicht on Vrsach geschehen, Ein gebratene Wurst hat zween Zipffel, Auff deß Teuffels Eyß ist nicht gut gehen, Du hast ein böse Art gehabt, darumb läßt Art von Art nicht, also läßt die Katz das Mausen nit, Scharpff fürnemmen macht schärtig, weil der Löffel new ist, braucht jn der Koch, darnach wenn er alt wirt, so scheißt er dreyn, dann jß mit jm auß, Ist es nicht auch also mit dir? der du ein newer Kochlöffel deß Teuffels warest, nun nützet er dich nimmer, denn der Marckt hett dich soll lehren Kaussen. Daneben hastu dich mit wenig Vorraht nit begnügen lassen, den dir Gott bescheret hat. Noch mehr, mein Fauste, was hastu für einen grossen Vbermuth gebrauchet, in allem [114] deinem Thun vnd Wandel hastu dich einen Teuffels Freund genennet, derhalben schürtz dich nun, dann Gott ist HERR, der Teuffel ist nur Abt oder Münch, Hoffart thäte nie gut, woltest Hans in allen Gassen seyn, so sol man Narren mit Kolben laufen, Wer zuviel wil haben, dem wirt zu wenig, darnach einer Kegelt, darnach muß er auffsetzen. So laß dir nun meine Lehr vnd Erjnnerung zu Hertzen gehen, die gleichwol schier verloren ist, du soltest dem Teuffel nit so wol vertrawet haben, dieweil er GOttes Aff, auch ein Lügener vnnd Mörder ist, darumb soltest du Klüger gewesen seyn, Schimpff bringt Schaden, denn es ist bald vmb einen Menschen geschehen, vnd er kostet so viel zu erziehen, den Teuffel zu beherbergen, braucht ein klugen Wiert, Es gehört mehr zum Tantz, dann ein roht par Schuch, hettestu Gott vor Augen gehabt, vnd dich mit denen Gaben, so er dir verliehen, begnügen lassen, dörfftestu diesen Reyen nicht tantzen, vnnd soltest dem Teuffel nicht so leichtlich zu willen worden seyn, vnd gegläubet haben, dann wer leichtlich glaubt, wirdt bald betrogen, jetzt wischt der Teuffel das Maul, vnnd gehet davon, du hast dich zum Bůrgen gesetzt, mit deinem eigenen blut, so sol man Bürgen würgen, hast es zu einem Ohr lassen eingehen, zum andern wider auß. Als nu der Geist Fausto den armen Judas genugsam gesungen, ist er widerumb verschwunden, vnd den Faustum allein gantz Melancholisch vnd verwirrt gelassen.

66. Doctor Fausti Weheklag von der Hellen, vnd jrer vnaußsprechlichen Pein vnd Quaal

[66]

Doctor Fausti Weheklag von der Hellen, vnd jrer vnaußsprechlichen Pein vnd Quaal.

O Ich armer Verdampter, warumb bin ich nit ein Viehe, so one Seel stirbet, damit ich nichts weiters befahren dorffte, Nun nimpt der Teuffel Leib vnd [115] Seel von mir, vnd setzt mich in ein vnaußsprechliche finsternuß der qual, dann gleich wie die Seelen an jhnen haben schönheit vnd frewd, also muß ich armer vnnd die Verdampten einen vnerforschlichen Grewel, Gestanck, Verhinderung, Schmach, Zittern, Zagen, Schmertzen, Trübsall, Heulen, Weinen vnnd Zäenklappern haben. Sö sind alle Creaturen vnd Geschöpffe Gottes wider vns, vnd müssen von den Heyligen ewige Schmach tragen. Ich weiß mich noch zu erjnnern vom Geist, den ich auff eine zeit von Verdammnuß gefraget habe, der zu mir sagte, Es sey ein groß vnterscheidt vnter den Verdampten, dann die Sünde sind vngleich. Vnnd sprach ferrner, gleich wie die Spreuwen, Holtz vnd Eysen von dem Feuwer verbrennet werden, doch eins leichter vnd härter als das ander, also auch die Verdampten in der Glut vnnd Hellen. Ach du ewige Verdammnuß, so du vom Zorn Gottes also inflammiert, von Fewer vnd Hitze bist, so keines schürens in Ewigkeit bedarff. Ach was Trawren, Trübsall vnd Schmertzens, muß man da gewertig seyn, mit weinen der Augen, knirschen der Zäenen, stanck der Nasen, Jammer der Stimm, erschreckung der Ohren, zittern der Hände vnd Füß. Ach ich wolte gerne deß Himmels entberen, wann ich nur der ewigen straffe köndt entfliehen, Ach wer wirt mich dann auß dem vnaußsprechlichen Feuwer der Verdampten erretten? da keine hülff sein wirdt, da kein beweinen der Sünden nůtz ist, da weder Tag noch Nacht ruhe ist, wer wil mich Elenden erretten? Wo ist mein zuflucht? wo ist mein Schutz, Hůlff vnnd Auffenthalt? Wo ist meine feste Burg? Wessen darff ich mich trösten? der Seligen Gottes nicht, dann ich schäme mich, sie anzusprechen, mir würde keine Antwort folgen, sondern ich muß mein Angesicht vor jnen verhůllen, daß ich die Freude der Aufferwehlten nit sehen mag. Ach was klage ich, da kein hůlff kommet? da ich kein Vertröstung der Klage weiß? Amen, Amen, Ich habs also haben wöllen, nun muß ich den Spott zum Schaden haben.

[116]

67. Folget nun von D. Fausti greuwlichem vnd erschrecklichem Ende

[67]

Folget nun von D. Fausti greuwlichem vnd erschrecklichem Ende, ab welchem sich jedes Christen Mensch gnugsam zu spiegeln, vnd darfür zu hüten hat.

Die 24. Jar deß Doctor Fausti waren erschienen, vnd eben in solcher Wochen erschiene jhm der Geist, vberantwort jhme seinen Brieff oder Verschreibung, zeigt jm darneben an, daß der Teuffel auff die ander Nacht seinen Leib holen werde, dessen solte er sich versehen. Doctor Faustus klagte vnnd weynete die gantze Nacht, also daß jhme der Geist in dieser Nacht wider erschiene, sprach jhme zu: Mein Fauste, seye doch nicht so kleinmütig, ob du schon deinen Leib verleurest, ist doch noch lang dahin, biß dein Gericht wirt, du must doch zuletzt sterben, wann du gleich viel hundert Jahr lebtest, Můssen doch die Tůrcken, Jüden vnd andere Vnchristliche Keyser auch sterben, vnd in gleicher Verdammnuß seyn, weistu doch noch nicht was dir auffgesetzt ist, seye behertzet, vnd verzage nicht so gar, hat dir doch der Teuffel verheissen, er wölle dir einen stählin Leib vnnd Seel geben, vnd solt nicht leyden, wie andere Verdampte. Solchen vnd noch mehr Trosts gab er jhme, doch falsch vnd der heyligen Schrifft zu wider. Doctor Faustus, der nicht anders wuste, dann die Versprechung oder Verschreibung müste er mit der Haut bezahlen, gehet eben an diesem Tag, da jme der Geist angesagt, daß der Teuffel jn holen werde, zu seinen vertraweten Gesellen, Magistris, Baccalaureis, vnd andern Studenten mehr, die jn zuvor offt besucht hatten, die bittet er, daß sie mit jhme in das Dorff Rimlich, eine halb Meil wegs von Wittenberg gelegen, wolten spatzieren, vnnd allda mit jme eine Malzeit halten, die jm solches zusagten. Gehen also mit einander dahin, [117] vnnd essen ein Morgenmahl, mit vielen köstlichen Gerichten, an Speise vnd Wein, so der Wirt aufftruge. D. Faustus war mit jnen frölich, doch nicht auß rechtem Hertzen, Bittet sie alle widerumb, sie wolten jm so viel zu gefallen seyn, vnd mit jme zu Nacht essen, vnd dise Nacht vollendt bey jhme bleiben. Er muste jnen was Wichtigs sagen, welches sie jme abermals zusagten, namen auch die Mahlzeit ein. Als nu der Schlafftrunck auch vollendet ward, bezahlt D. Faustus den Wiert, vnd bathe die Studenten, sie wolten mit jhme in ein ander Stuben gehen, er wolte jhnen etwas sagen, das geschahe. D. Faustus sagte zu jnen also:

68. Oratio Fausti ad Studiosos

[68]

Oratio Fausti ad Studiosos.

Meine liebe Vertrawete vnd gantz günstige Herren, Warumb ich euch beruffen hab, ist diß, daß euch viel jar her an mir bewußt, was ich für ein Mann war, in vielen Künsten vnd Zauberey bericht, welche aber niergendt anders, dann vom Teuffel herkommen, zu welchem Teuffelischen Luft mich auch niemandt gebracht, als die böse Gesellschafft, so mit dergleichen Stücken vmbgiengen, darnach mein nichtwerdes Fleisch vnd Blut, mein Halßstarriger vnd Gottloser Willen, vnd fliegende Teuffelische gedancken, welche ich mir fürgesetzet, daher ich mich dem Teuffel versprechen müssen, nemlich, in 24 jaren, mein Leib vnd Seel. Nu sind solche Jar biß auff diese Nacht zum Ende gelauffen, vnd stehet mir das Stundtglaß vor den Augen, daß ich gewertig seyn muß, wann es außläufft, vnd er mich diese Nacht holen wirt, dieweil ich jm Leib vnd Seel zum zweytenmal so thewr mit meinem eigen Blut verschrieben habe, darvmb habe ich euch freundtliche günstige liebe Herren, vor meinem [118] Ende zu mir beruffen, vnd mit euch ein Johanns trunck zum Abschied thun wöllen, vnd euch mein Hinscheiden nicht sollen verbergen. Bitt euch hierauff, günstige liebe Brüder vnd Herrn, jhr wöllet alle die meinen, vnd die meiner in gutem gedencken, von meinet wegen, Brüderlich vnd freundtlich grüssen, darneben mir nichts für vbel halten vnnd wo ich euch jemals beleydiget, mir solches hertzlich verzeihen 66. Was aber die Abentheuwer belanget, so ich in solchen 24. Jahren getrieben habe, das werdt jhr alles nam mir auffgeschrieben finden, vnd laßt euch mein greuwlich End euwer Lebtag ein fürbildt vnd erjnnerung seyn, daß jr wöllet Gott vor Augen haben, jhn bitten, daß er euch vor deß Teuffels trug vnnd List behüten, vnnd nicht in Versuchung führen wölle, dagegen jme anhangen, nicht so gar von jhm abfallen, wie ich Gottloser vnd Verdampter Mensch, der ich veracht vnd abgesagt habe der Tauffe, dem Sacrament Christi, Gott selbst, allem Himmlischen Heer, vnd dem Menschen, einem solchen Gott, der nit begert, daß einer solt verloren werden. Laßt euch auch die böse Gesellschafft nit verführen, wie es mir gebet vnnd begegnet ist, Besucht fleissig vnd embsig die Kirchen, sieget vnd streitet allezeit wider den Teuffel, mit einem guten Glauben an Christum, vnd Gottseligen Wandel gericht.

Endlich nu vnd zum Beschluß, ist meine freundliche Bitt, jr wöllt euch zu Bett begeben, mit ruhe schlaffen, vnd euch nichts anfechten lassen, auch so jr ein Gepolter vnd Vngestümb im Hauß höret, wöllt jr drob mit nichten erschrecken, es sol euch kein Leyd widerfahren, wöllet auch vom Bett nicht auffstehen, vnd so jr meinen Leib tod findet, jhn zur Erden bestatten lassen. Dann ich sterbe als ein böser vnnd guter Christ, ein guter Christ, darumb daß ich eine hertzliche Reuwe habe 67, vnd im Hertzen jmmer vmb Gnade bitte, damit meine Seele errettet möchte werden, Ein böser Christ, daß ich weiß, daß der Teuffel den Leib wil haben, vnnd ich wil jhme [119] den gerne lassen, er laß mir aber nur die Seele zu frieden. Hierauff bitt ich euch, jr wöllet euch zu Bette verfügen, vnnd wündsche euch eine gute Nacht, Mir aber eine ärgerliche, Böse vnnd Erschreckliche.

Diese Declaration vnnd Erzehlung thät Doctor Faustus mit behertztem Gemüt, damit er sie nicht verzagt, erschrocken vnd kleinmütig machte. Die Studenten aber verwunderten sich auffs höchste, daß er so verwegen gewest, sich nur vmb Schelmerey, Fürwitz vnnd Zauberey willen in eine solche Gefahr an Leib vnnd Seel begeben hette, war jnen hertzlich leydt, dann sie hetten jn lieb, vnd sprachen: Ach mein Herr Fauste, was habt jhr euch geziehen, daß jhr so lang still geschwiegen, vnd vns solches nicht habt offenbaret, wir wolten euch durch gelehrte Theologos auß dem netz deß Teuffels errettet, vnd gerissen haben, nun aber ist es zu spat, vnd ewerm Leib vnd Seel schädlich. Doct. Faustus antwortet: Er hette es nicht thun dörffen, ob ers schon offt willens gehabt, sich zu Gottseligen Leuthen zu thun, raht vnd hülff zu suchen, Wie mich auch mein Nachbawr darumb angesprochen, daß ich seiner Lehre folgen solte, von der Zäuberey abstehen, vnd mich bekehren. Als ich dann dessen auch schon willens war, kam der Teuffel, vnd wolt mit mir fort, wie er diese Nacht thun wird, vnd sagte: So bald ich die bekehrung zu GOtt annemmen würde, wölle er mir den Garauß machen. Als sie solches von Doctor Fausto verstanden, sagten sie zu jme: Dieweil nun nichts anders zugewarten seye, sol er Gott anruffen, jhn durch seines lieben Sohns Jesu Christi willen, vmb verzeihung bitten, vnd sprechen: Ach Gott sey mir armen Sünder gnädig, vnnd gehe nicht mit mir ins Gericht, dann ich vor dir nicht bestehen kan, Wiewol ich dem Teuffel den Leib muß lassen, so wöllst doch die Seel erhalten, ob Gott etwas wircken wolte, Das sagte er jnen zu, er wolte beten, es wolte jhme aber nit eingehen, wie dem Cain, der auch sagte: Seine Sünde weren grösser, denn daß sie jhme möchten verziehen werden. Also gedachte er auch jmmerdar, er hette es mit seiner Verschreibung zu grob gemacht. Diese Studenten vnd gute Herren, als sie Faustum gesegneten, weyneten sie, [120] vnnd vmbfiengen einander. D. Faustus aber bleib in der Stuben, vnnd da die Herren sich zu Bette begeben, kondte keiner recht schlaffen, dann sie den Außgang wolten hören. Es geschahe aber zwischen zwölff vnd ein Vhr in der Nacht, daß gegen dem Hauß her ein grosser vngestümmer Wind gienge, so das Hauß an allen orten vmbgabe, als ob es alles zu grunde gehen, vnnd das Hauß zu Boden reissen wolte, darob die Studenten vermeynten zuverzagen, sprangen auß dem Bett, vnd huben an einander zu trösten, wolten auß der Kammer nicht, Der Wiert lieff auß seinem in ein ander Hauß. Die Studenten lagen nahendt bey der Stuben, da D. Faustus jnnen war, sie hörten ein greuwliches Pfeiffen vnnd Zischen, als ob das Hauß voller Schlangen, Natern vnnd anderer schädlicher Würme were, in dem gehet D. Fausti thür off in der Stuben, der hub an vmb Hülff vnnd Mordio zuschreyen, aber kaum mit halber Stimm, bald hernach hört man jn nicht mehr. Als es nun Tag ward, vnd die Studenten die gantze Nacht nicht geschlaffen hatten, sind sie in die Stuben gegangen, darinnen D. Faustus gewesen war, sie sahen aber keinen Faustum mehr, vnd nichts, dann die Stuben voller Bluts gesprützet, Das Hirn klebte an der Wandt, weil jn der Teuffel von einer Wandt zur andern geschlagen hatte. Es lagen auch seine Augen vnd etliche Zäen allda, ein greulich vnd erschrecklich Spectackel. Da huben die Studenten an jn zubeklagen vnd zubeweynen, vnd suchten jn allenthalben, Letzlich aber funden sie seinen Leib heraussen bey dem Mist ligen, welcher greuwlich an zusehen war, dann jhme der Kopff vnnd alle Glieder schlotterten.

Diese gemeldte Magistri vnnd Studenten, so bey deß Fausti todt gewest, haben so viel erlangt, daß man jhn in diesem Dorff begraben hat, darnach sind sie widerumb hineyn gen Wittenberg, vnd ins Doctor Fausti Behausung gegangen, allda sie seinen Famulum, den Wagner, gefunden, der sich seines Herrn halben vbel gehube. Sie fanden auch diese deß Fausti Historiam auffgezeichnet, vnd [121] von jhme beschrieben, wie hievor gemeldt, alles ohn sein Ende, vnnd was sein Famulus auffgezeichnet, da auch ein neuw Buch von jhme außgehet. Deßgleichen eben am selbigen Tage ist die verzauberte Helena, sampt jhrem Son, nicht mehr vorhanden gewest, sondern verschwunden. Es wardt auch forthin in seinem Hauß so Vnheimlich, daß niemandt darinnen wohnen kondte. D. Faustus erschiene auch seinem Famulo lebhafftig bey Nacht, vnd offenbarte jhm viel heimlicher ding. So hat man jn auch bey der Nacht zum Fenster hinauß sehen gucken, wer fürüber gangen ist.

Also endet sich die gantze warhafftige Historia vnd Zäuberey Doctor Fausti, darauß jeder Christ zu lernen, sonderlich aber die eines hoffertigen, stoltzen, fürwitzigen vnd trotzigen Sinnes vnnd Kopffs sind, GOtt zu förchten, Zauberey, Beschwerung vnnd andere Teuffelswercks zu fliehen, so Gott ernstlich verbotten hat, vnd den Teuffel nit zu Gast zu laden, noch jm raum zu geben, wie Faustus gethan hat. Dann vns hie ein erschrecklich Exempel seiner Verschreibung vnnd Ends fürgebildet ist, desselben müssig zu gehen, vnnd Gott allein zu lieben, vnnd für Augen zu haben, alleine anzubeten, zu dienen vnd zu lieben, von gantzem Hertzen vnd gantzer Seelen, vnd von allen Kräfften, vnd dagegen dem Teuffel vnnd allem seinem Anhang abzusagen, vnd mit Christo endtlich ewig selig zu werden. Amen, Amen, Das wündsche ich einem jeden von grunde meines Hertzen, AMEN.


I Pet. V.


Seyt nüchtern vnd wachet, dann ewer Widersacher der Teuffel geht vmbher wie ein brüllender Löwe, vnd suchet welchen er verschlinge, dem widerstehet fest im Glauben. [122]

Register der Capitel, vnnd was in einem jeden fürnemlich begriffen

Register der Capitel, vnnd was in einem jeden fürnemlich begriffen.

Das erste, Von D. Johann Fausten Geburt vnd Studien, fol. 1.

2 D. Faustus ein Artzt, vnd wie er den Teuffel etlich mal beschworen hat, fol. 6. 3 Doct. Fausti Disputation mit dem Geiste, folio 11. 4 Ein andere Disputation D. Fausten mit dem Geist, so sich Mephostophilem nennete, folio 15. 5 Die dritte Disputation D. Fausten mit dem Geist, von seiner verschreibung vnd Verpflichtung gegen dem Teuffel, folio 18. 6 D. Faustus läßt jm Blut auß einem Arm in ein Tiegel, setzet es auff warme Kolen, vnd verschreibt sich dem Teuffel, folio 21. 7 Etliche Verse vnnd Reymen wider D. Fausten Verstockung, fol. 23. 8 Welcherley gestalt der Teuffel Fausto erscheinet, 24. 9 Von Dienstbarkeit deß Geistes gegen Fausto, 28. 10 D. Faustus wolt sich Verheyraten, wird jm aber vom Teuffel verbotten, 31. 11 Frag D. Fausti an seinen Geist Mephostophilem, 35. 12 Ein Disputation von der Helle vnnd jrer Spelunck, 37. 13 Ein Frage Fausti von der Teuffel Regiment, vnd jrem Principat, 38. [123] 14. Frage, in was Gestalt die verstossene Engel gewest, 40. 15 Doct. Faustus disputiert mit seinem Geist Mephostophile von Gewalt deß Teuffels, 44. 16 Ein Disputation von der Hell, Gehenna genannt, wie sie erschaffen vnnd gestalt seye, auch von der Pein darinnen, 48. 17 Ein Frage Fausti an den Geist, was er thun wolte, so er, der Geist, an seiner, Fausti, statt were, 63. 18 D. Faustus ein Calendermacher vnd Astrologus, 66. 19 Eine Frage von der Kunst Astrologia, 68. 20 Vom Winter vnnd Sommer eine Frage, 69. 21 Von deß Himmels Lauff, Zierde vnd Vrsprung, 70. 22 Eine Frag D. Fausti, wie Gott die Welt erschaffen, vnd von der ersten Geburt deß Menschen, darauff jm der Geist eine gantz falsche antwort gibet, 74. 23 Doct. Fausto wurden alle Hellische Geister in jrer Gestalt fürgestellt, darunder sieben fürnembste genannt, 77. 24 Wie Doctor Faustus in die Helle gefahren, was er darinn gesehen, vnd jhm begegnet, fol. 83. 25 Wie D. Faustus vnter das Gestirn vber die Wolcken hinauff gefahren, 91. 26 Die dritte Fahrt D. Fausti in etliche Königreich vnd Fürstenthumb, auch fürnembste Länder vnd Stätte, vnd was er für namhaffte Abentheuwer in deren etlichen getrieben, 99. 27 Vom Paradeiß, welches der Geist dem Fausto zeiget, 121. 28 Von einem Cometen, 125. 29 Von den Sternen, 126. 30 Ein Frag von Gelegenheit der Geister, so die Menschen plagen, 127. 31 Ein ander Frage von den Sternen, so auff die Erden fallen, 129. 32 Vom Donner, 130. 33 Was D. Faustus für Abenthewr an Herrn Höfen getrieben, vnd da eine Historia von D. Fausto vnd Keyser [124] Carolo V. wie er jrer Keyserlichen Maiest. Alexandrum Magnum, besampt seiner Gemahlin erweckt, 132. 34 Doct. Faustus zauberte einem Ritter ein Hirschgewicht vff den Kopff, 137. 35 Wie sich gemeldter Ritter an Doct. Fausto wider rechnen wolte, jhme aber mißlunge, 139. 36 D. Faustus frißt einem Bawren ein Fuder Häuw, sampt Wagen vnd Pferden, 140. 37 Von dreyen fürnemmen Graffen, so D. Faustus auff jr begeren, gen München, auff deß Beyerfürsten Sons Hochzeit, dieselbige zu besehen, in Lüfften hinführete, 142. 38 Wie Doct. Faustus Gelt von einem Jüden entlehnet, vnd demselbigen seinen Fuß zu Pfand geben, den er jm selbsten, in deß Jüden beyseyn, abgesäget, 147. 39 D. Faustus betreugt einen Roßtäuscher, 151. 40 D. Faustus frist ein Fuder Häw, 52. 41 Von einem Hadder zwischen zwölff Studenten, 53. 42 Ein Abenthewr mit vollen Bawren, denen er dus Maul verzauberte, daß sie es nicht kundten wider zuthun, 54. 43 D. Faustus verkauffte 5. Säuw, eine vmb 6. Gulden, welche, so bald sie ins Wasser kamen, zu Strohwischen worden, 155. 44 Was D. Faustus für Abentheuwer an deß Fürsten von Anhalt Hoff getrieben, 156. [44a Von einer andern Abenthewer, so auch diesem Grafen zu gefallen durch D. Faustum geschehen, da er ein ansehenlich Schloß auff ein Höhe gezaubert, 159.] 45 Wie D. Faustus auff Faßnachtsabend mit seiner Burß in deß Bischoffs von Saltzburg Keller gefahren, vnd den Kellner auff eine hohe Tannen gefürt, 162. 46 Von der andern Faßnacht am Dinstag, 165. 47 Vom Aschermitwochen, der rechten Faßnacht, vnd was er, Faustus, allda für Kurtzweil angerichtet, 167. 48 Von der vierdten Faßnacht, da er einen gebraten Kalbskopff auffsetzt, der anfieng zu reden, 170. [125] 49 Am weissen Sontag von der bezauberten Helena, welche er den Studenten representierte, 171. 50 Von einer Gauckeley, da eim Bauren vier Räder auß dem Wagen in die Lufft hingesprungen, 125. 51 Von 4. Zauberern, so einander die Köpffe abgehawen, vnd widerumb auffgesetzt hatten, dabey auch Doct. Faustus das seine thät, 178. 52 Von einem alten Mann, so Doctor Faustum von seinem Gottlosen Leben abgemanet, vnd bekehren wöllen, auch was Vndanck er darüber empfangen, 181. 53 D. Fausti zweyte Verschreibung, so er seinem Geist vbergeben hat, 186. 54 Von zwo Personen, so D. Faustus zusammen kupplet, in seinem 17. verloffenen Jar, 188. 55 Von mancherley Gewächß, so Faustus im Winter vmb den Christag in seinem Garten hatt, in seinem 19. Jar, 191. 56 Von einem versammelten Kriegßheer wider den Freyherrn, dem D. Faustus ein Hirschgewicht auff den Kopff gezaubert hatte, 193. 57 Von D. Fausti Bullschafften in seinem 19. vnd 20. Jar, 196. 58 Von einem Schatz, so D. Faustus gefunden in seim 22. verlauffenen jar, 197. 59 Von der Helena auß Grecia, so dem Fausto Beywohnung gethan in seinem letzten Jare, 198. 60 Von D. Fausti Testament, darinnen er seinen Diener Wagener zu einem Erben eingesetzt, 200. 61 Doct. Faustus besprach sich mit seinem Diener deß Testaments halben, 202. 62 Wie sich D. Faustus zu der zeit, da er noch nur ein Monat für sich hatt, so vbel erhub, stätigs jämmerte vnd seufftzete vber sein Teuffelisch Wesen, 205. 63 D. Fausti Weheklage, daß er noch in gutem Leben vnnd jungen Tagen sterben müsse, 206. 64 Noch eine Klage D. Fausti, 207. [126] 65 Wie der böse Geist dem betrübten Fausto mit seltzamen spöttischen Schertzreden vnd Sprichwörtern zusetzt, 209. 66 D. Fausti Weheklag von der Hellen, vnnd jhrer vnaußsprechlicher Pein vnnd Quaal, 213. 67 Von D. Fausti grewlichem vnd erschrecklichem Ende, ab welchem sich alle Christen wol zu spiegeln, vnnd für dem Teuffel zuhüten haben, 216. 68 D. Fausti Oration an die Studenten, 218.


ENDE. [127]

Marginalien

1 Entschuldigung der Eltern Doct. Fausti
2 D. Faustus legt sich auff die Zäuberey.
3 D. Faustus Beschweret den Teuffel zum erstenmal.
4 O deß armen Diensts vnd Gehorsams.
5 D. Faust beschweret den Teuffel zum andernmal.
6 Der Teufel Regiment
7 D. Faustus Beschweret den Teuffel zum drittenmal.
8 D. Fausti begeren an den Geist.
9 Deß Teufels begern an D. Faustum.
10 D. Faust verschreibt sich gegen dem Teuffel.
11 O HERR Gott behüt.
12 Der Teufel erscheint D. Fausto.
13 D. Fausti famulus
14 Der Teuffel tregt D. Fausto zu.
15 Der Teuffel erleidet D. Fausto den Ehestand.
16 Teuffelische Bulschafft
17 Vom Fall Lucifers.
18 D. Fausten kommet ein Reuw an.
19 Was die Helle seye.
20 D. Faustus ein Astrologus vnd Calendermacher
21 Helle.
22 Teuffel du leugst, Gottes Wort lert anders hievon.
23 Wer das Vnziffer erschaffen?
24 Denn es war nur eine lauter Phantasey oder traum.
25 Nota.
26 Trier
27 Pariß.
28 Meyntz.
29 Neapolis.
30 Castell.
31 Venedig.
32 Padua.
33 Rom.
34 Meylandt.
35 Florentz.
36 Leon.
37 Cölln.
38 Ach.
39 Basel.
40 Costnitz.
41 Vlm.
42 Witzburg.
43 Nürnberg.
44 Augspurg.
45 Regenspurg.
46 München.
47 Salzburg.
48 Wien.
49 Prag.
50 Cracaw.
51 Constantinopel.
52 Solimannus ist Anno. 1519. ins Regiment kommen.
53 Alkair.
54 Ofen. Sabatz.
55 Magdenburg. Lübeck.
56 Erdfurt.
57 Britania.
58 Berg Caucasus.
59 Insel Creta.
60 Erat Baro ab Hardeck.
61 Der Teuffel feyrt nicht.
62 Behüt Allmächtiger Gott.
63 Si Diabolus non esset mendax et homicida.
64 Wer sich an Kessel reibt, empfehlt gerne Ron.
65 Quæstio, an Baptizatus fuerit?
66 Deß Teuffels Brüder.
67 Judas Rew.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2011). Anonym. Prosa. Historia von D. Johann Fausten. Historia von D. Johann Fausten. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0001-DEFC-C