Sie befiehlt sich ihm bei angehender Nacht

1
Dieweil nunmehr die finstre Nacht
Der Sternen Heer führt auf die Wacht,
Und Phöbus seinen Glanz
Vor uns verbirget ganz,
So will ich mich zu dir,
Mein Leitstern Jesu, wenden
Und diesen Tag vollenden
Mit himmlischer Begier.
2
Ich sage dir von Herzen Dank
Mit aller Heilgen Lobgesang
Für alls, was deine Gnad
Mir heut erzeiget hat.
[204]
Und so ich was vor dir,
Das sündlich ist, gehandelt
Und ärgerlich gewandelt,
Bitt ich, vergib es mir.
3
Ich lege mich mit heilger Lust
Auf deiner Menschheit offne Brust,
Damit du mir den Wein
Deins Herzens flößest ein.
Laß mich, o süßes Bild,
In deinen keuschen Armen
Entschlafen und erwarmen
Und ruhn, so lang du willt.
4
Laß meinen Sinnen für und für
Nichts anders träumen als von dir.
Bei dir, mein Schatz, allein
Laß mein Gemüte sein.
Laß deiner Engel Schar
Mein Leib und Seel bewachen,
Daß mir vom höllschen Drachen
Kein Unglück widerfahr.
5
Und so du etwan meine Seel
Willst nehmen aus des Leibes Höhl,
O allerliebstes Licht,
So denk an deine Pflicht.
Laß mich im selben Nun
Auf einem Engelswagen
Ins Paradeis hin tragen,
Daß ich mög ewig ruhn.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2011). Angelus Silesius. Gedichte. Heilige Seelenlust oder geistliche Hirtenlieder. Drittes Buch. 114. Sie befiehlt sich ihm bei angehender Nacht. 114. Sie befiehlt sich ihm bei angehender Nacht. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0001-ED31-8