3. Die gefallene Seele

Ich war ein englisch Bild, nun bin ich gleich den Tieren,
Ich schwebt im Paradeis in lauter Fröhlichkeit,
Nun sitz ich auf der Erd in lauter Angst und Leid.
Es konnte mich kein Grimm der untern Welt berühren,
[185]
Nun schmelz ich fast vor Hitz und muß vor Frost erfrieren
Und fühle tausend Weh. Ich war ein Herr der Zeit,
Nun meistert sie mich selbst. Ich war mir selbst mein Kleid,
Nun muß ich mich aus Not mit fremden Federn zieren.
Gott sah mich freundlich an und hieß mich liebes Kind,
Nun schrecket mich sein Zorn und stößt mich weg die Sünd.
Ich bin mit steter Furcht erfüllet und umgeben,
Ich schau mein Ungelück mit eignen Augen an,
Der Teufel und der Tod, die stehn mir nach dem Leben,
Ach, ach, ich arme Seel! Was hab ich doch getan!

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2011). Angelus Silesius. Gedichte. Cherubinischer Wandersmann. Sechstes Buch. 3. Die gefallene Seele. 3. Die gefallene Seele. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0001-FA1F-B