Glück der Schlemmer

Blum und Ausbund allerhand auserlesener züchtiger Lieder. Deventer 1602. 12. Der Sammler ist Paul von der Aelst. Mitgetheilt von H.H. Eschenburg.


Es steht ein Baum in Oesterreich,
Der trägt Muskaten Blumen;
Die erste Blume, die er trug,
Die brach ein's Königs Tochter.
Darzu so kam ein Reuter gegangen,
Der freit des Königs Tochter;
Er freit sie länger denn sieben Jahr,
Er konnt sie nicht erfreien.
Laß ab, laß ab du junger Knab,
Du kannst mich nicht erfreien;
Ich bin viel besser geborn denn du,
Von Vater und auch von Mutter.
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Bist du viel besser geborn,denn ich,
Von Vater und auch von Mutter,
So bin ich deines Vaters gedingter Knecht,
Und schwing dem Rößlein sein Futter.
Bist du mein's Vaters gedingter Knecht,
Und schwingst dem Rößlein sein Futter;
So giebt dir mein Vater auch großen Lohn,
Damit laß dir genügen.
Den großen Lohn, den er mir giebt,
Der wird mir viel zu sauer;
Wenn andre zum Schlafkämmerlein gehn,
So muß ich zu der Scheuer.
Des Nachts wohl um die halbe Nacht,
Das Mägdlein begunnt zu trauren;
Sie nahm ihre Kleider untern Arm,
Und gieng wohl zu der Scheuer.
Des Morgens da der Tag anbrach,
Die Mutter begunnt zu rufen;
Steh auf, steh auf, du gedingter Knecht,
Und gieb dem Roß das Futter.
Das Futter, das ich ihm geben will,
Das liegt in meinen Armen,
Nächten Abends war ich euer gedingter Knecht,
Euer Eidam bin ich worden.
Daß du mein Eidam worden bist,
Deß muß sich Gott erbarmen!
Ich hab' sie Rittern und Grafen versagt,
Dem Schlemmer ist sie worden!
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Dem Schlemmer, dem sie worden ist,
Der kann sie wohl ernähren;
Er trinkt viel lieber den kühlen Wein
Denn Wasser aus dem Brunnen.
Der uns dies neue Liedlein sang,
Er hat's gar wohl gesungen;
Er ist dreimal in Paris gewesen,
Und immer wieder kommen.

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TextGrid Repository (2011). Arnim, Ludwig Achim von. Gedichte. Des Knaben Wunderhorn. Band 3. Glück der Schlemmer. Glück der Schlemmer. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-0985-4